Lackner: Orientierungslosigkeit in Gesellschaft und Kirche überwinden

Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz wirbt bei Festgottesdienst des heimischen Episkopats im Wiener Stephansdom für weltkirchlichen Synodalen Prozess

Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, hat zu verstärkten Anstrengungen aufgerufen, um die zunehmende Orientierungslosigkeit und den Vertrauensverlust in Gesellschaft und Kirche zu überwinden. In seiner Predigt beim Festgottesdienst der österreichischen Bischöfe am Montagabend im Wiener Stephansdom setzte er diesbezüglich auch große Hoffnungen in den von Papst Franziskus ausgerufenen weltkirchlichen Synodalen Prozess.

 

Noch nie habe es in der Geschichte Österreichs eine so lange Periode gegeben, in der Menschen friedlich, mit hohen sozialen Standards und Absicherungen leben konnten, wie derzeit. Dennoch stehe man vor riesigen Herausforderungen, so Lackner, der vor allem auf die Klimakrise und die Pandemie verwies. So habe etwa das Coronavirus die Gesellschaft gespalten und eine Vertrauenskrise geoffenbart. "Trotz äußerer Weltgewandtheit zeigt sich eine innere Orientierungslosigkeit", konstatierte Lackner. Er orte immer mehr Menschen, für die die Politik, das Gesundheitswesen, die Kirche und Medien unglaubwürdig seien.

 

Und auch in der Kirche krisle es schon seit Jahren. "Orientierungslosigkeit und Unstimmigkeiten greifen Platz." In diese Situation hinein habe Papst Franziskus  eine Bischofssynode zum Thema "Synodalität" ausgerufen. Dem Papst gehe es dabei aber nicht um Meinungen und Umfrageergebnisse, sondern um einen "Hinhör-Prozess", so der Erzbischof: "Auf jeder Ebene ist die Arbeit der Synodalität ganz zu leisten. Synodalität ist kein Durchlaufposten. Wir sollen hinhören auf den sogenannten 'sensus fidei in credendo', das heißt auf den Glaubenssinn hören, so wie er sich im Moment des Glaubens zeigt."

 

Wie Lackner weiter sagte, bitte er nun verstärkt Menschen, ihm von ihrem Glauben zu erzählen. Das seien keine Prüfungen, niemand solle sich gedrängt fühlen, "aber die Kirche, ich, wir brauchen diese Glaubenszeugnisse". Diese schöne wie sensible Aufgabe des Hörens gelte es in den Pfarrgemeinderäten, Gruppen jeglicher Art und in den diözesanen Gremien zu leisten. Das gehe allerdings nur, "wenn wir, wie es im ersten Satz des Synodengebets heißt 'im Heiligen Geist stehen'".

 

Papst Franziskus verweise selbst auf das Apostelkonzil, eine erste synodale Versammlung, bei dem schließlich nach einem gewaltigen Streit gemeinsam geschwiegen habe und auf Gott gehört wurde. Das Apostelkonzil begründet seinen Entschluss schließlich mit der Feststellung: "Der Heilige Geist und wir haben beschlossen." Lackner: "Dorthin sind wir mit dem synodalen Prozess der Weltkirche unterwegs, hörend, vielleicht auch streitend, hinhörend auf das Wort Gottes und auf den Glauben unter den Menschen, aber schweigend."

 

Bitte um Gebet für Österreich und die ganze Welt 

Kardinal Christoph Schönborn eröffnete den Gottesdienst im Stephansdom mit einer Bitte um das Gebet für Österreich und die ganze Welt. Ausdrücklich nannte der Wiener Erzbischof die Sorgen und Anliegen rund um die Corona-Pandemie, die Menschen auf der Flucht und die unter Hunger oder Krieg Leidenden.

 

Unter den Mitfeiernden waren auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, und Nuntiatursekretär Kevin Randall. Sie und der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl wurden vom Kardinal und vom Salzburger Erzbischof eigens begrüßt wurden.

 

Der Festgottesdienst im Stephansdom bildete den Abschluss des ersten Tages Herbst-Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz. Die Bischöfe tagen bis Donnerstag in Wien.

 

Eine Meldung von www.kathpress.com