Wert und Würde 

Im österreichischen Film „Nogo“ sehnen sich Lisa und Tom nach beruflicher Selbstständigkeit. Es fehlt an einem geeigneten Objekt und natürlich am Geld. Schließlich findet Tom die Tankstelle, die sie sich erträumen. Aber Lisa erkrankt unheilbar an Krebs. Von der Diagnose her hat sie nur noch einige Wochen zu leben. Da wird ihr in der Klinik das Angebot gemacht, ihre Organe zu verkaufen: Herz, Niere, Leber… Insgesamt soll sie 60 000 Euro bekommen. Sie erzählt das Tom und der erwidert: Das geht doch nicht, das ist doch unter deiner Würde. Sie hingegen: Lass mich doch, dann hab ich endlich einmal das Gefühl etwas wert zu sein. Was bestimmt den Wert eines Menschen? Geld? Arbeit? Titel? Besitz? Noten?

„Wenn Gott Mensch geworden ist und es in Ewigkeit bleibt, dann und darum ist es uns verwehrt, vom Menschen gering zu denken. Sie dächte von Gott gering.“ (Karl Rahner) Gott schreibt zu Weihnachten das Hoheitszeichen seiner Liebe und Würde, zeichnet seinen Segen auf die Stirn eines jeden Menschen, auf unsere Stirn, auf die Stirn von Freunden und Feinden. - Das tut er mit dem Charme eines Kindes, nicht von oben herab, nicht mit Gewalt.

Weihnachten heißt: wir sind von Gott unbedingt erwünscht. Im Glauben dürfen wir uns von Gott sagen, was wir uns selbst nicht autosuggestiv sagen und nicht durch Machen, Leisten, Grübeln oder Denken erreichen können, nämlich von Gott gutgeheißen zu werden. Das ist der kategorische Indikativ des christlichen Glaubens (1 Joh 4,1; 2 Kor 1,20). Uns von Gott lieben zu lassen, das befreit aus dem Teufelskreis der Selbstüberhebung und der Selbstverachtung, das befreit vom Gotteskomplex und vom Mittelpunktwahn.

Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten!

Manfred Scheuer
Bischof von Innsbruck 

Die Botschaft des Bischofs steht Ihnen auch als Audio zur Verfügung:
Zum Youtube-Video mit der Weihnachtsmedidation des Bischofs