Neunerkreuz

Ein Jenbacher Barockjuwel

1742 beim altehrwürdigen "Haus am Pichl" im Stil des Hochbarocks errichtet, was das markante Wegkreuz wohl nicht nur für die vielen Menschen, die in den vormals gegenüberliegenden Gastwirtschaften "beim Millauer" und "Zur Post" ein- und ausgingen, sondern auch für "Durchreisende" Richtung Wiesing und Unterland am richtigen Ort.

Als das Haus 1904 in den Besitz des Arztes Dr. Hans Neuner überging, war es eine Selbstverständlichkeit für ihn und seine Nachfahren, den Korpus in den Jahren 1905, 1923 und 1966 auf eigene Kosten restaurieren zu lassen. 1966 ließ Dr. Hans Neuner jun. auf Empfehlung des Bundesdenkmalamtes eine tiefgreifeinde Restaurierung und Sicherstellung durchführen. Die Schäden am Corpus des Christus waren jedoch nach drei Jahrhunderten so ausgedehnt, dass eine Wiederaufstellung im Freien nicht sinnvoll gewesen wäre. DerTiroler Bildhauer Adalbert Kuttler wurde beauftragt, den Corpus entsprechend dem Original aus Lindenholz nachzuschnitzen. Haupt, Arme und Beine der ursprünglichen Skulptur verband Kuttler mit seinem neugeschnitzten Torso. Erich Schweninger aus Seefeld erstellte die farbliche Fassung und Oberflächenbehandlung samt den Vergoldungen des Strahlenkranzes.

Die vom stärker werdenden Verkehr verursachten Schäden erforderten bereits 1993 und 2020 erneut weitere Restaurierungsarbeiten. Im Frühjahr 2020 übernahm Siegmund Eller aus Schönberg auf Empfehlung des Bundesdenkmalamtes die letzte detaillierte und umfassende Wiederherstellung des ansehnlichen Kunstwerkes vor, das am 18. September 2020 wieder an seinen angestammten Platz zurückkehrte. Etliche Jenbacher hatten den abmontierten Corpus sofort vermisst. Wörtlich und nicht nur einmal kam die Frage: "Wonn kimp da Hergott wieda?".

Vergleiche mit dem Kruzifix des Stiftes Fiecht von 1735, dessen Urheber aktenkundig gesichert ist, ließen den Experten Dr. Reinhard Rampold, Bundesdenkmalamt Innsbruck, vermuten, dass der Schöpfer des Jenbacher Christus der in Schwaz und Weer ansässige Bildhauer Gregor Fritz (geb. 11.3.1693 in Birgitz, gest. 1.4.1774 in Hall) ist, oder dass das Kruzifix eventuell aus seiner Werkstatt stammt.

(= gekürzte Fassung des Berichtes von Dr.med.Mag.Biol. Hanspeter Neuner vom 21.10.2020 - Bilder (Hoy): Lange Nacht der Kirchen, 21.5.2021)