Weitblick im Advent: Zeit des Wartens und Helfens
Mit dem ersten Adventsonntag am 30. November beginnt die Adventzeit und damit ein neues Kirchenjahr. Advent ist mehr als Lichterglanz und Vorfreude. Er ist eine Einladung, innezuhalten und den Blick zu öffnen – zu jenen, die zu schnell aus unserem Blick geraten: Menschen ohne Wohnung, Gefangene, Arme, Kranke, Demente, Menschen mit Behinderung. Für sie ist die Zeit vor Weihnachten oft besonders schwer. Einsamkeit, Sorgen und Ausgrenzung prägen ihren Alltag. Gerade jetzt können kleine Gesten große Hoffnung schenken.
Für Harald Fleißner, Leiter des Pastoralen Bereichs SEELSORGE.leben in der Diözese Innsbruck, verbindet sich der diesjährige Advent ganz besonders mit dem Jahr der Hoffnung, das die Kirche heuer weltweit begeht: „Viele Menschen haben gerade in dieser besonderen Zeit vor Weihnachten die Sorge oder sogar Angst, dass niemand an sie denkt, dass sie vergessen sind. Durch kleine Aufmerksamkeiten können wir ihnen zeigen: Ich denke an dich. Ich interessiere mich für dich. Du bist mir wichtig. So wird in kleinen menschlichen Gesten jetzt schon sichtbar, was wir zu Weihnachten feiern dürfen: Gott liebt uns Menschen so sehr, dass er ganz bei uns sein will. Er denkt an uns, er interessiert sich für uns, alle Menschen sind ihm wichtig.“
Viele Initiativen setzen Zeichen der Nähe
In Tirol gibt es viele Initiativen, die Brücken bauen: Wunschbäume in Pfarren und Einkaufszentren erfüllen Herzenswünsche von Kindern und Bedürftigen. Basare und Adventmärkte unterstützen soziale Projekte. Die Vinzenzgemeinschaften, Caritas und viele weitere helfen direkt vor Ort. Die christliche Laienbewegung Sant’Egidio lädt am Christtag zum Weihnachtsfest für Menschen in Not. Und die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar – für alle, die ein offenes Ohr brauchen. Auch die Krankenhaus- und Altenseelsorge begleitet Menschen in schwierigen Lebenslagen. Sie alle setzen Zeichen der Nähe.
Ein starkes Symbol ist seit Jahren die Aktion der Gefängnisseelsorge: Weihnachtspakete für Innsbrucker Häftlinge enthalten einfache Dinge wie Kaffee, Schokolade oder Duschgel – und vor allem die Botschaft: Du bist nicht vergessen! Für viele Insassen ist das Paket das einzige Geschenk, das sie bekommen. Für einen Moment wird die Welt heller.
Wer sich engagieren möchte, findet viele Wege: Spenden, Mithilfe, ein Gespräch, ein Gebet. Advent heißt: Licht teilen. Hoffnung schenken. Weitblick schärfen. Damit Weihnachten nicht nur ein Fest für wenige bleibt, sondern für alle. Jede helfende Hand, jedes offene Ohr, jedes kleine Zeichen kann die Welt eines Menschen verändern.
Advent: Feierliche Zeit des Wartens
Der erste Adventsonntag fällt heuer auf den 30. November. Mit ihm beginnt nicht nur die vorweihnachtliche Adventzeit, sondern auch das neue Kirchenjahr. Der Advent gilt als Zeit der Stille und Besinnung. Für Christen ist er die Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Das Wort kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Christen verbinden damit die Erinnerung an die Geburt Jesu in Bethlehem. Häufig werden an den vier Adventsonntagen Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien. Die gleiche Symbolik hat auch der Adventkranz. Die vier Kerzen symbolisieren das Kommen des "Lichts der Welt". Die Zweige immergrüner Tannen - respektive der Weihnachtsbaum - stehen für das ewige Leben. Die Erwartung der Rückkehr Jesu als Weltenrichter am Ende der Zeiten verbindet die Adventzeit gleichzeitig mit einem Bußcharakter. Äußere Zeichen hierfür sind die violetten Messgewänder und die violetten Bänder, die sich häufig an Adventkränzen finden.
Die Sonntage im Advent haben eine je eigene Bedeutung. Am ersten Advent wird die Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag bedacht. Der zweite Adventsonntag dient der Vorbereitung auf den kommenden Erlöser. Die Gestalt Johannes des Täufers steht am dritten Adventsonntag im Mittelpunkt. Statt Violett ist die liturgische Farbe am sogenannten „Gaudete -Sonntag“ Rosa. Traditionell wird an diesem Tag auch die rosa Kerze auf dem Adventkranz entzündet. Das Wort „Gaudete“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Freut euch“. Der dritte Sonntag soll die Vorfreude auf Jesu Geburt sowie das bevorstehende Weihnachtsfest symbolisieren. Der vierte Sonntag ist Maria gewidmet.
Festtage beliebter Vorbilder im Glauben
Früh in der Adventszeit steht am 4. Dezember der Gedenktag der heiligen Barbara. Barbara war Tochter eines Kaufmannes und stammte aus Nikomedia (heutiges İzmit) in der Türkei. Wegen ihres christlichen Glaubens wurde sie im Jahre 206 von ihrem eigenen Vater enthauptet und starb als Märtyrerin. Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Der 4. Dezember steht auch im Brauchtum der Barbarazweige. An diesem Tag werden Zweige von Kirsch- und anderen Obstbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt. Sollten die Zweige bis zum Weihnachtsfest aufblühen, so bedeutet das Glück im neuen Jahr.
Am 6. Dezember ist das Fest des Heiligen Nikolaus. Häufig schon am Vorabend, der in Österreich als Krampusabend bekannt ist, finden Nikolausspiele und -Einzüge statt. Das Nikolausspiel in Pfunds ist ungefähr 200 Jahre alt und wurde stets mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. In Innsbruck fand der erste derartige Einzug 1945 – vor 80 Jahren – statt. Um 17.00 Uhr setzt sich hier der Zug am 5. Dezember vor der Pfarrkirche St. Nikolaus in Bewegung, und eine Schar von Engeln und Hirtenbegleitet den Heiligen Nikolaus auf seinem Weg. Veranstalter: Tiroler Jugendrotkreuz, Volksschule, Pfarre und Stadtteil St. Nikolaus; Mitwirkende: Volksschule Hötting, Mittelschule Ilse Brüll Gasse, Chor der Musik-Mittelschule Olympisches Dorf, Musikkapelle Mariahilf, Militärmusik.
Am 8. Dezember wird das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria", besser bekannt als Maria Empfängnis gefeiert. Dieses Fest wird oftmals falsch verstanden. Die katholische Kirche feiert nicht die unbefleckte Empfängnis von Maria. An diesem Tag feiern die Gläubigen, dass Anna, die Großmutter von Jesus, Maria ohne Erbsünde empfangen hat. In Österreich stellt der 8. Dezember einen gesetzlichen Feiertag dar.
Der 13. Dezember stellt im Kirchenjahr den Gedenktag an die hl. Lucia dar. Ihr Name kommt aus dem lateinischen und bedeutet die „Leuchtende“. Sie starb im 4. Jahrhundert als Märtyrerin. Die Darstellung der Heiligen mit dem Lichterkranz geht auf eine Legende zurück. Demnach soll Lucia den verfolgten Christen in den Katakomben mit Lebensmitteln versorgt haben. Damit sie die Hände frei zum Tragen hatte und trotzdem im Dunkeln sehen konnte, trug sie einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf. Im Mittelalter wurden die Kinder anstatt am 24. Dezember vielerorts am Luciatag beschert.