Religion gemeinsam erleben im Klassenzimmer

Neues Modell bringt Vielfalt und Dialog in den Berufsschulunterricht

Ein innovatives Unterrichtsmodell sorgt seit diesem Schuljahr für frischen Wind an Tiroler Berufsschulen: Der gemeinsame Religionsunterricht „Religion und Religionen“ (RuR) vereint fünf Religionsgemeinschaften in einem konfessionsübergreifenden Format – und stößt auf breite Zustimmung.

 

„Ich sitze nun nicht mehr vor der Tür, sondern darf dabei sein!“, sagte ein Alevit aus einer Klasse von Religionslehrer Andreas Liebl. Der Satz bringt auf den Punkt, was das neue Modell bewirken kann: Teilhabe, Wertschätzung und gemeinsames Lernen über religiöse und ethische Fragen – unabhängig von konfessionellen Grenzen.

 

Mehrere Partner 

Das Projekt wird in Tirol und Vorarlberg umgesetzt und gilt als österreichweit einzigartig. Fachinspektor Christoph Thoma betont: „Es ist der einzige Religionsunterricht, der an Berufsschulen in Tirol und Vorarlberg angeboten wird.“ Grundlage ist eine gemeinsam erarbeitete Handreichung, die die Lehrpläne der beteiligten Kirchen und Religionsgemeinschaften zusammenführt.

 

Mit dabei sind die Katholische Kirche, die Evangelische Kirche A.B. und H.B., die Alevitische Glaubensgemeinschaft, die Altkatholische sowie die Neuapostolische Kirche. Kooperationen mit der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft und den Freikirchen sind angekündigt.

 

Orientierung Lebensrealität 

Der Unterricht orientiert sich stark an der Lebensrealität der Lehrlinge. Themen wie Vergebung, Gemeinschaft oder Identität stehen im Mittelpunkt – unabhängig vom religiösen Hintergrund. „Der Mensch ist nicht nur das, was er leistet“, betont Liebl. Michael Maetzing, evangelischer Schüler, sagt: „Der Unterricht war eher nicht streng konfessionell, sondern wir besprachen alltägliche Themen.“ Auch Noah Malang Bacc, ohne Bekenntnis, zeigt sich überzeugt: „Es bringt mir etwas, obwohl ich nicht katholisch bin.“ Seit dem Schuljahr 2025/26 können auch nicht-katholische Lehrlinge eine Note im Religionsunterricht erhalten. Für Noah Müller ist das ein wichtiger Schritt: „Es geht um Themen, die im Leben wichtig sind. Eine Note ist schon cool“ Die Trennung nach Konfessionen wird zunehmend als überholt empfunden.

 

Weitere Informationen unter website.religionundreligionen.com

Religion gemeinsam erleben im Klassenzimmer
Bei allen religiösen Unterschieden verbindet die Zimmererlehlinge von Andreas Liebl alle das Interesse am Gemeinsamen - Bildnachweis: Liebl,TFBS Holztechnik