Kirche & Boulderhalle: Grünes Licht für Umsetzung
Im Rahmen einer Pressekonferenz in der Pfarrkirche Petrus Canisius in der Höttinger Au präsentierte die Diözese Innsbruck gemeinsam mit ihren Partnern die konkreten Pläne für die zukünftige Doppelnutzung des denkmalgeschützten Kirchengebäudes. Am Podium gaben Bischof Hermann Glettler, Unternehmer Guntram Mattle (Steinblock IBK GmbH), Architektin Judith Widauer, Architekt Raphael Hanny, Paul Ohnmacht (ATP Innsbruck Planungs GmbH) sowie Diözesankonservator Stefan Schöch Auskunft zum vielbeachteten Projekt.
Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und rückläufiger Kirchenmitgliedszahlen wird die Instandhaltung aller denkmalgeschützten Sakralbauten aus der Nachkriegszeit zunehmend schwieriger. „In dieser Situation ist es wichtig, Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln und an einigen Standorten auch ungewöhnliche Schritte zu wagen,“ betonte Bischof Hermann Glettler. Während in den 70er Jahren der Bau der großen Pfarrkirche Petrus Canisius notwendig war, ist nun in diesem städtischen Umfeld eine Kirche zu viel. Aus diesem Grund hat die Diözese die Entscheidung getroffen, die nahegelegene Pfarrkirche „Guter Hirte“ als zukünftiges Zentrum im Seelsorgeraum zu stärken und im Kirchengebäude von Horst Parson das Projekt „Kirche und Boulderhalle“ umzusetzen. Dennoch bleibt Petrus Canisius als Pfarre und Seelsorgestelle auch weiterhin erhalten. Gottesdienste und kleine Veranstaltungen werden zukünftig in der Kapelle und im Pfarrsaal stattfinden, die sich im Erdgeschoß befinden.
Die neue Kooperation: Boulder-Anlage im Kirchenraum
Nach Prüfung verschiedener Optionen wurde ein Konzept vorgestellt, das den Erhalt des Kirchengebäudes Petrus Canisius sichert: Der Unternehmer Guntram Mattle wird eine Boulderhalle mit Gastronomie betreiben. Für ihn besteht in der zentralen Lage in Uni-Nähe ein großer Bedarf an solchen Einrichtungen. „Wir erhalten die Kirche – und geben ihr ein neues Kapitel voller Bewegung und Gemeinschaft“, erklärte Mattle. Zusätzlich bleibt eine Seelsorgestelle mit Kapelle und Versammlungsraum im Gebäude bestehen, sodass der kirchliche Standort sichtbar bleibt: „Dieser Standort vereint Tradition und Modernität auf einzigartige Weise.“ Diözesankonservator Stefan Schöch erklärt: „Damit wird nicht nur eine wirtschaftlich tragfähige Lösung gefunden, sondern auch ein Ort geschaffen, der weiterhin Begegnung und Gemeinschaft ermöglicht.“ Bischof Hermann Glettler weist darauf hin, dass vertraglich vereinbart auch in der zukünftigen Boulderhalle der Sonntagabend für eine kirchliche Nutzung freigehalten wird. „Es werden dort Gottesdienste, geistliche Konzerte und Abende mit spirituellen Impulsen stattfinden“, so Glettler.
Die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen Diözese, Steinblock IBK GmbH und den Behörden. Eine bauhistorische Untersuchung und die Dokumentation des Bestands wurden bereits abgeschlossen. „Die neuen Einbauten verstehen sich nicht als fixer Umbau, sondern als zurückhaltende, reversible Interventionen im Raum“, erläutert Schöch. „Sie orientieren sich am Raster und den Proportionen des Bestands und versuchen, dessen Symmetrie und räumliche Ordnung weiterzuführen.“
Auch das Bundesdenkmalamt sieht in der geplanten Nutzung eine Chance für den Erhalt des Kirchengebäudes. Landeskonservatorin Gabriele Neumann unterstrich, dass die Umbauten „mit Rücksicht auf eine mögliche Wiederherstellung des ursprünglichen Bestandes gestaltet“ werden und der „sensible Umgang mit dem ikonischen Bau von Horst Parson eine wichtige Voraussetzung im bevorstehenden Bewilligungsverfahren“ bildet.
Ideenwettbewerb sorgt für nachhaltige Perspektive
In einem Ideenwettbewerb wurde der Entwurf der Architekten Judith Widauer und Raphael Hanny ausgewählt. Die Pläne wurden gemeinsam mit den Behörden weiterentwickelt. Im mittlerweile nun umsetzungsfertigen Entwurf bleibt der Altar als Zentrum des ehemaligen Kirchenraumes und somit auch ein wesentliches Element der sakralen Wirkung erhalten. Damit entsteht ein Raum, der nicht in Konkurrenz zur Bausubstanz tritt, sondern mit der Ästhetik des ursprünglich sakralen Baukörpers Schritt hält. Paul Ohnmacht von ATP Innsbruck betonte die Bedeutung dieser integrativen Planung, die sowohl funktionale Anforderungen als auch den Respekt vor der Architektur vereint.
Die Übergabe des Baurechts an den Betreiber stellt laut Schöch eine nachhaltige Lösung dar: Die Verantwortung für Instandhaltung und Sanierung liegt im definierten Zeitraum beim Baurechtsnehmer. Die freiwerdenden Mittel können für den Erhalt weiterer Sakralbauten in städtischen Ballungszentren der Diözese genutzt werden. Bischof Hermann Glettler betont, dass das Innsbrucker Projekt „Kirche und Boulderhalle“ eine Ausnahme darstellt und keineswegs als Beginn einer Reihe von weiteren Umwidmungen von Kirchen gesehen werden darf. Aber, so der Diözesanbischof, ist „die Kooperation von Kirche und Freizeitsport ein Beispiel dafür, wie Kirche in Zeiten des Wandels nicht nur gezwungenermaßen neue Wege beschreiten muss, sondern auch ein Signal der Gastfreundschaft für jene Menschen gibt, die sonst kaum mehr Berührungspunkte mit der Kirche hätten.“