Herz-Jesu-Gelöbnisfeier im Zeichen der Solidarität
Am Freitagabend, 27. Juni 2025, wurde das Herz-Jesu-Gelöbnis in der Jesuitenkirche in Innsbruck zum 229. Mal erneuert. LH Anton Mattle, Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann sowie weitere Mitglieder der Tiroler Landesregierung und des Tiroler Landtages nahmen an der Messe mit Bischof Hermann Glettler teil. Begleitet wurden die Feierlichkeiten von der Schützenkompanie Amras, der Musikkapelle Amras-Innsbruck und den Fahnenabordnungen der Tiroler Traditionsverbände. In seiner Predigt betonte der Bischof, dass Gottes "verrückte Liebe" alle Menschen annimmt, besonders die Verlorenen und Nicht-Geliebten, und uns befähigt, diese Haltung des Herzens einzunehmen. Er fordert auf, Herz-Halte-Stellen füreinander zu sein, wo Menschen zur Ruhe kommen und Trost finden können, denn Glaube ist eine Unterbrechung des gestressten Alltags. Des Weiteren mahnt der Innsbrucker Diözesanbischof, dem Hass keinen Raum zu geben und sich täglich für den Geist der Aufmerksamkeit und Geduld zu entscheiden. Schließlich ermutigte er dazu, das eigene Herz zu weiten und sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der niemand ausgeschlossen wird, indem man sich an der universellen Liebe des Herzens Jesu orientiert.
Das Herz-Jesu-Gelöbnis geht bereits auf das Jahr 1796 zurück, als der Abt des Stiftes Stams das Land Tirol dem „Heiligsten Herzen Jesu“ weihte, um göttlichen Beistand im Widerstand gegen die napoleonischen Truppen zu erhalten. Seit 2016 steht der Herz-Jesu-Freitag auch im Zeichen des „Tages der Herzlichkeit“. Die Initiative wurde vom Bischof-Stecher-Gedächtnisverein unter dem Motto „Offene Herzen“ ins Leben gerufen, um die Kultur der Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität in Tirol bei zahlreichen Veranstaltungen und Events noch stärker (er-)lebbar und sichtbar zu machen.
„Die Menschen in Tirol zeichnen sich durch ein besonders großes Herz aus. Das zeigt sich sowohl in kleinen Gesten als auch in großem Engagement. Ehrenamtlicher Einsatz, gelebte Kameradschaft und ein starker sozialer Zusammenhalt sind nirgendwo sonst auf der Welt so stark verankert wie hier. Allen, die dazu beitragen, gebührt ein herzlicher Dank – sie alle sind das Fundament unserer solidarischen und starken Gemeinschaft“, betont LH Mattle.
LTP
Wer mehr über das Herz-Jesu-Gelöbnis erfahren möchte: Folge #11 „Über den Bergen brennt ein Versprechen“ des Landtagspodcasts „Adlerohren“ widmet sich diesem historischen Schwur – auf adlerohren.at und überall, wo es Podcasts gibt.

Herz-Halte-Stellen
Einleitung: Das Hochfest Herz-Jesu ist ein Fest der „verrückten Liebe“. Wir haben soeben den passenden Text dazu gehört: Gott freut sich über einen einzigen Menschen, der sich finden lässt, mehr als über 99, die keiner Umkehr bedürfen. Der leidenschaftlich liebende Gott zeigt Herz für die Verlorenen, Zurückgelassenen, Nicht-Geliebten – und befähigt uns, in die Haltung seines Herzens zu kommen. Zur heurigen Herz-Jesu-Predigt hat mich die Werbung des Landestheaters Tirol inspiriert – und ich oute mich als Fan der unkonventionellen Produktionen, die doch einiges an Diskussion ausgelöst haben. Es wird im Theater verhandelt, was berührt – nicht traditionelle Versatzstücke, sondern das Leben mit seinen Zumutungen, Höhen und Niederlagen.
1. Immer wieder: Herz benötigt Halte-Stellen!
Auf Transparenten zwischen den Säulen der Portikushalle des Landestheaters in Innsbruck steht seit längerem: HERZ HALTE STELLE. Eine tolle Ansage! Ich dachte, dieser Slogan sollten auf jeder Kirche, auf jedem Wohnhaus stehen. Aber nicht die Gebäude, Menschen sind füreinander Herz-Halte-Stellen – Menschen, die zuhören, die jemanden ankommen lassen, die die Arme ausbreiten und ihr Herz weiten, um die Gewissheit des Willkommens zu geben. Das Bedürfnis danach ist enorm: Einfach nur zur Ruhe kommen! Aus dem Modus des gestressten Reagierens auszusteigen, durchatmen, Frieden finden – Ja, es braucht unzählige Herz-Haltestellen, um nicht im heillosen Tempo der galoppierenden Veränderungsprozesse und negativen Dynamiken aufgerieben zu werden. Das heutige Fest ist eine wichtige Herz-Halte-Stelle für uns alle!
Glaube ist zuerst einmal ein Stopp, eine deutliche Unterbrechung, ein Aufschauen und Zur-Ruhe-Kommen. Jesus sagt deutlich: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ Diese Einladung kommt von dem, der 100% Gott ist, wie es genau vor 1700 Jahren am ersten ökumenischen Konzil in Nicäa formuliert wurde. Und der sich selbst, sein eigenes Herz leer gemacht hat, um uns aufzunehmen. Im Englischen heißt die Übersetzung aus dem urchristlichen Hymnus an die Gemeinde in Philippi: „He emptied himself“. Gottes Herz ist die entscheidende Herz-Halte-Stelle für alle Menschen. Wo sonst kann die Fülle der Erfahrungen, überwältigenden Ereignisse und Enttäuschungen ankommen und verstanden werden? Herz-Jesu-Spiritualität ist eine Einladung, den Herz-Raum Gottes persönlich aufzusuchen.
2. Trotz allem: Dem Hass keinen Raum geben!
Bei einem Schulbesuch in St. Leonhard im hinteren Pitztal, es war zwei Wochen nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges, stellte mir ein Schüler die Frage: „Herr Bischof, wer hat den Krieg erfunden?“ Ich wollte sagen, „der Teufel natürlich“, habe aber geschwiegen, mit den Schülern eine lange Zeit geschwiegen. Das hat uns menschlich verbunden. Ich hatte das Bedürfnis, meine Unsicherheit, meine eigene Sprachlosigkeit mit den Kindern zu teilen. Dann habe ich versucht zu erklären, dass sich jeder Mensch täglich entscheiden muss, welchem Geist er in seinem eigenen Herzen Raum gibt – dem Ungeist, sich über andere lustig zu machen, bei Bedarf einfach dreinzuschlagen, also dem Ungeist von Hass und Gewalt oder dem Geist, der Aufmerksamkeit und der Geduld füreinander. Dem Geist, der aufbaut, der Freude verbreitet.
"Er wollte, dass wir hassen, dass wir auseinandergehen, aber er hat versagt", sagte Ennio Resnik, der Schulsprecher vom BORG Dreierschützengasse in Graz bei der Gedenkfeier – und ergänzte:
"Weil wir lieben können, weil wir zusammenhalten." Ich war insgesamt begeistert von den muslimischen und christlichen Jugendlichen in Graz. Sie haben in ihrem Zusammenstehen die richtige Spur gezeigt – es darf nicht heißen „Gewalt ist geil“, auch wenn auf internationaler Politbühne enorm viel Gewalt als „neues Normal“ dargestellt wird. Wir brauchen dringend eine neue Herzensbildung! Es darf nicht sein, dass sich der Hass im Netz epidemisch ausbreitet. Wir müssen unsere Friedenstüchtigkeit trainieren, nicht unser „Kriegstüchtigkeit“, wie dies zur Rechtfertigung der militärischen Aufrüstungsprogramm jetzt immer wieder heißt.
3. Für alle Zukunft: Das eigene Herz weiten!
Auf Plakaten und Programmheften des Landestheaters zur Ankündigung der Spielzeit heißt es: DAS IST DOCH NUR WAS FÜR ALLE. Ein genialer Spruch! Ein Anspruch, nicht nur eine kulturelle Elite bedienen zu wollen. Theater will ein Ort des Diskurses, der Irritation und der solidarischen Vernetzung für Alle sein. Ich dachte sofort: Und unsere Kirchen? Überall sollte auf unseren Kirchen stehen: DAS IST DOCH NUR WAS FÜR ALLE! Gottes Herz schlägt für alle Menschen! Das ist unsere tiefste Überzeugung. Das „Herz Jesu“ ist die wertvollste Ikone dieser universellen Liebe, die keinen Menschen abschreibt oder ausschließt. Das Herz Gottes ist Quelle und Inspiration für eine neue Verbundenheit. Es ist Quelle einer Liebe, die den anderen sucht und zum Leben ermutigt. Diesen Herzschlag Gottes wollen und müssen wir verstärken.
Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass die Herzkammern unserer Gesellschaft zu eng werden, dass die vielen „Anderen“ draußen sind – die politisch Andersdenkenden und Anders-glaubenden, die Looser und Langsamen, die Fremden, die psychisch Kranken und Dementen, die nicht mehr fit genug sind, ausgeschlossen, abgehängt, übersehen, nicht mehr gebraucht. Wir müssen und dürfen unsere Herzen am Herzen Jesu bilden! Deshalb sind wir hier. Wir geloben – nicht das Dreinschlagen und Aufeinander-Losgehen, sondern, dass wir uns um Beziehungen bemühen werden, um Herzensbrücken und Verständigung. Verlassen wir die zu engen Bubbles und ideologischen Bunker, die uns voneinander trennen! Investieren wir in belastbare Netzwerke, sodass niemand in selbst- oder fremdverschuldeter Isolation verkommt.
Abschluss: Herz-Halte-Stellen aufsuchen – Sich täglich für das Gute entscheiden – und solidarische Herzensweitung – das ist das Herz-Jesu-Programm, das es zu feiern und zu leben gilt.