Erl: Zuspruch für mitspielenden Erzbischof
Als Teil des Volkes hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Sonntag sein schauspielerisches Debüt bei den Passionsspielen in der Tiroler Gemeinde Erl gefeiert. "Ich bin viel auf der Bühne, aber in der Kirche - das ist heute schon etwas anderes", erklärte der vor dem Auftritt aufgeregte Erzbischof, hieß es seitens der Erzdiözese Salzburg. Lackner, der in der Inszenierung von Martin Leutgeb die Rolle des Dieners eines Pharisäers übernommen hat, erhielt für seinen Auftritt viel positive Resonanz. "Es ist eine besondere Auszeichnung für die Erlerinnen und Erler, dass der Bischof ein Teil der Passionsspielgemeinschaft wird", äußerte sich Karl Anker, Obmann des Passionsspielvereins.
Der Wunsch, bei den Passionsspielen mitzuwirken, sei über Jahre gereift. Als er diesen bei einer von ihm gefeierten Messe im Rahmen des Kulturereignisses äußerte, habe man ihn "gehört", so Lackner. "So ernst habe ich das aber gar nicht gemeint. Auf einmal war es aber bitterernst und jetzt bin ich hier", erklärte der Erzbischof augenzwinkernd. Für den prominenten Gast wurde bei der Spielgemeinschaft eine Ausnahme gemacht, denn eigentlich dürfen nur Personen mit Wohnsitz in Erl mitwirken. Um Zugehörigkeit zu zeigen, hat sich der Erzbischof eigens einen Bart für seine Rolle wachsen lassen.
Das Spiel um das Leben und Leiden Jesu habe ihn tief berührt - "nicht nur als Geistlicher, sondern als Mensch", hieß es. "Sein Leiden ist mein täglich Brot - und hier in Erl wird es gespielt", sagte der Franziskaner. Er nehme das Spiel "existenziell ernst" und folge dabei dem heiligen Franziskus: "Er hat alles, was sich ereignet hat, nachspielen wollen, um es tiefer zu erfassen." Warum es für ihn persönlich so bedeutsam sei, im Volk mitzuspielen, erklärte Lackner mit einem Wort aus der Bibel von Johannes dem Täufer. "Er hat gesagt: 'Ich bin dabei.' Nicht im Zentrum - weil das ist nicht gut für einen gläubigen Menschen. Nur: 'Ich bin dabei.'"
Das religiöse Schauspiel in der Tiroler Gemeinde Erl wird seit dem Jahr 1613 alle sechs Jahre aufgeführt und ist damit das älteste Passionsspiel im deutschsprachigen Raum. Aufführungsort ist das eigens dafür errichtete Passionsspielhaus. Aufführungen finden noch bis 4. Oktober statt. An der Spielstätte ist Platz für 1.500 Besucher. (Infos: www.passionsspiele.at)
Eine Meldung von www.kathpress.at
