Dem Frieden dienen: Weg der Erinnerung und Hoffnung
Am Samstag, dem 5. Juli 2025, versammelten sich Pilgernde am Kirchplatz in Stans, um einem besonderen Friedensgang nach St. Georgenberg beizuwohnen. Diese Veranstaltung erinnerte an einen historischen Aufbruch vor genau 80 Jahren, als am 1. Juli 1945 "etwa 10.000 Menschen" nach dem Zweiten Weltkrieg zum Georgenberg zogen, um das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter und die Heiligblutreliquie zurückzubringen. "Ihr Gang war ein Zeichen des Dankes, des Neuanfangs – und des Glaubens an den Frieden." Der diesjährige Friedensgang war "Einladung und Auftrag zugleich: Frieden beginnt mit dem ersten Schritt, so Prior Gottfried Meier OSB."
Die Predigt von Bischof Hermann Glettler zum "Friedensweg" beleuchtete die Dramatik der Jahre nach dem Krieg, als "der Krieg zu Ende, die Waffen ruhen, aber die Menschheit gleicht einem Schwerkranken", wie Bischof Paulus Rusch im November 1945 feststellte. In dieser Zeit "wurde Kirche zum Hoffnungsträger – nicht nur durch die Caritas und unmittelbare Nothilfe, sondern vor allem auch durch die Seelsorge und die erstarkenden Wallfahrten", so Bischof Hermann.
Friede, nicht Ausbeutung – Bewahrung der Schöpfung!
Der Friedensweg führte durch eine Landschaft, die "eine Einladung [ist], genauer wahrzunehmen, dankbarer und demütiger zu werden – gerade angesichts des ökologischen Kriegszustandes, in den wir immer mehr hineinschlittern." Es sei notwendig, "effektiv den eigenen Lebensstil zu befragen und weltweit aus dem „Modus der Aggression“ gegen die Schöpfung herauszukommen." Die Zeichen, dass "die Natur in Unruhe ist", sind unübersehbar. Der Bischof betonte: "Wir müssen von Neuem Gottes Herzschlag in allen Geschöpfen wahrnehmen – es ist sein und unser Leben, sein Geschenk, das in allen Adern pulsiert. Der heutige Friedensweg ist ein Auftrag, achtsamer zu werden." Zudem wurde der Zusammenhang von Hunger und globalen Konflikten hervorgehoben: "Hunger ist jedoch kein unabänderliches Schicksal, sondern auch ein Menschenwerk. Es kann nicht sein, dass in einer Hochphase des internationalen Auf- und Wettrüstens nahezu eine Milliarde Menschen an Mangelernährung zugrunde geht!"
Friede, nicht Hass – das Blut Jesu verehren!
Im Zentrum des Gedenkens stand die kostbare Blutreliquie von St. Georgenberg, die "am 5. Juli 1945 wieder feierlich auf den Berg herauf getragen wurde". Sie verweist auf "das Blut dessen, der sein Leben für die ganze Menschheit hingegeben hat." Das Blut Jesu sei "das genaue Gegenteil" vom "Blut der Rache und Vergeltung", so Bischof Hermann, der zitierte: "Dieses Blut des neuen Bundes „ruft mächtiger ruft als das Blut Abels“." Wenn wir das eucharistische Blut verehren, "dann knien wir vor der göttlichen Macht der Vergebung und Barmherzigkeit. Wodurch sonst kann unsere Welt mit ihren vielen Verwundungen heil werden?" Bezugnehmend auf Bertha von Suttner wurde betont: "„Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.“" Der Friedensweg sei "keine Träumerei, sondern ein ohnmächtiges Flehen: Wann endlich ist Schluss mit dem unsinnigen Vernichten und Zerstören – wann endlich?"
Friede, nicht Gleichgültigkeit – von der Schmerzensmutter lernen!
Der "Friedensweg" zur Schmerzensmutter, die "genau vor 80 Jahren wieder an ihren Platz zurückgebracht wurde", ist eine "Einladung, von ihr zu lernen". "Maria ist bis heute die stärkste Anwältin der Hoffnung. Bis heute lässt sie ihr Herz vom Leid unzähliger Menschen betreffen." Die Gläubigen sind aufgerufen, "nicht in die kleinen idyllischen Blasen der Weltvergessenheit flüchten oder gleichgültig resignieren", sondern von Maria "eine empathische und heilsame Friedenstüchtigkeit" zu lernen.
Der Friedensweg, im Heiligen Jahr unter dem Motto „Pilgerschaft der Hoffnung“, erinnerte daran, dass "viele Friedenswege zu gehen" sind – sowohl zu den "vielen Orte des Glaubens", als auch "zueinander, die es für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft braucht." Die Predigt schloss mit dem Aufruf: "Dienen wir dem Frieden – mit der Hilfe Gottes und im Einsatz von Geist und Herzblut!"

Dem Frieden dienen
Einleitung: Vor genau 80 Jahren fand eine Wallfahrt auf den Georgenberg statt, an der angeblich 10.000 Personen teilgenommen haben. Welch ein Zeichen des Glaubens und des Aufbruchs nach dem verheerenden Krieg! Am 6. Juli wurde der ÖGB gegründet, ein überparteilicher Zusammenschluss der christlich-sozialen, sozialistischen und kommunistischen Gewerkschafter. Und die Tiroler Landesversammlung trat am 10. Juli 1945 zu ihrer konstituierenden Sitzung in der Innsbrucker Hofburg zusammen. Zeichen des Aufbruchs, obwohl die Not enorm war: „Der Krieg ist zu Ende, die Waffen ruhen, aber die Menschheit gleicht einem Schwerkranken“, stellte Bischof Paulus Rusch im November 1945 fest.
Die Dramatik jener Jahre verschärften rund 100.000 Menschen, Displaced Persons, die sich nach Kriegsende zusätzlich zur einheimischen Bevölkerung in Tirol aufhielten. Das Leben, besonders im städtischen Bereich glich einem „Dahinsiechen“ in Trümmern. Es galt jedoch nicht nur physischen Hunger zu stillen sondern auch den seelischen. Kirche wurde zum Hoffnungsträger – nicht nur durch die Caritas und unmittelbare Nothilfe, sondern vor allem auch durch die Seelsorge und die erstarkenden Wallfahrten. Kapellenwagen fuhren durch Land – machten Halt, wo Kirchen zerstört worden waren, boten die Möglichkeit zum gemeinsamen Gottesdienst und zur Beichte. Auch Hilfsgüter wurden von den mobilen Kapellen aus verteilt.
Friede, nicht Ausbeutung – Bewahrung der Schöpfung!
St. Georgenberg liegt in einer wunderbaren, aber nicht in einer lieblichen Berglandschaft. Die exponierte Lage ist eine Einladung, genauer wahrzunehmen, dankbarer und demütiger zu werden – gerade angesichts des ökologischen Kriegszustandes, in den wir immer mehr hineinschlittern. Wir müssen effektiv den eigenen Lebensstil befragen und weltweit aus dem „Modus der Aggression“ gegen die Schöpfung herauskommen. Was wir jetzt erleben ist ein klares Zeichen, dass die Natur in Unruhe ist. Überschwemmungen, Beände und andere Naturkatastrophen häufen sich, nicht nur in Tirol. Sind wir in einem Krieg mit der Schöpfung? Was tun? Wir müssen von Neuem Gottes Herzschlag in allen Geschöpfen wahrnehmen – es ist sein und unser Leben, sein Geschenk, das in allen Adern pulsiert. Der heutige Friedensweg ist ein Auftrag, achtsamer zu werden.
Wir haben vor zwei Tagen mit der Caritas-Sommersammlung gegen den weltweiten Hunger begonnen. Seit über 50 Jahren sind wir als Diözese Innsbruck in Westafrika, in Mali und Burkina Faso tätig. Genau in diesen zwei Ländern ist ein Großteil der aktuellen Not durch den islamistischen Terror und die rasante Klimaveränderung erklärbar. Die Sahelzone weitet sich aus und zwingt die Bevölkerung zum Verlassen ihrer unmittelbaren Heimat. Hunger ist jedoch kein unabänderliches Schicksal, sondern auch ein Menschenwerk. Es kann nicht sein, dass in einer Hochphase des internationalen Auf- und Wettrüstens nahezu eine Milliarde Menschen an Mangelernährung zugrunde geht! Nur ein Bruchteil der Militärausgaben könnte Abhilfe schaffen.
Friede, nicht Hass – das Blut Jesu verehren!
In der kostbaren Blutreliquie von St. Georgenberg, die am 5. Julie 1945 wieder feierlich auf den Berg herauf getragen wurde, wird das Blut dessen verehrt, der sein Leben für die ganze Menschheit hingegeben hat. Das Sterben Jesu am Kreuz war der größte Akt einer revolutionären Liebe, die den Hass überwindet. Im Hebräerbrief (12,24) heißt es dazu: Dieses Blut des neuen Bundes „ruft mächtiger ruft als das Blut Abels“. Das Blut Abels ist das Blut der unzähligen Kämpfe, Kriege und Gewaltverbrechen – das Blut der Rache und Vergeltung, das Blut, das vergossen wird, um Macht zu demonstrieren und die Gegner zu vernichten. Das Blut Jesu ist das genaue Gegenteil davon – es ist das Blut dessen, der sich selbst in die Waagschale geworfen hat, um das Böse zu überwinden. Wenn wir in der Blutreliquie sein eucharistisches Blut verehren, dann knien wir vor der göttlichen Macht der Vergebung und Barmherzigkeit. Wodurch sonst kann unsere Welt mit ihren vielen Verwundungen heil werden? Blut Jesu, heile uns!
„Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.“ Das Zitat stammt von Bertha von Suttner, Friedensforscherin, die als erste Frau 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie sah den Einsatz von Giftgas und Atombomben voraus. Die Bedrohungsszenarien mit den hypertrophen Waffensystemen heutiger Zeit sind um vieles größer geworden. Ohnmächtig erleben wir, wie mit nuklearen Waffen gedroht wird und Kriegsherde eskalieren. Die Ukraine erlebt die schwersten Angriffswellen seit Beginn des Krieges. Aber was tun? Einen Friedensweg zu gehen ist keine Träumerei, sondern ein ohnmächtiges Flehen: Wann endlich ist Schluss mit dem unsinnigen Vernichten und Zerstören – wann endlich?!
Friede, nicht Gleichgültigkeit – von der Schmerzensmutter lernen!
"Die Christen sind gerufen, sich mit der Wahrheit zu rüsten, den Panzer der Gerechtigkeit einzusetzen und solcher Art für den Frieden zu kämpfen". Diesen Appell richtete der Bundessekretär der Arbeitsgemeinschaft katholischer Jugend Österreichs, Franz Küberl, am 13. Mai 1982 an die rund 4000 Teilnehmer - unter ihnen Diözesanbischof Reinhold Stecher – bei einer nächtlichen Friedenswallfahrt der KJ Tirols hier in St. Georgenberg2. Christen dürften sich nicht auf eine Insel der Seligen zurückziehen, sondern müssten aus ihrem Glauben heraus dazu beitragen, das in der Welt ein Stück mehr Friede und Gerechtigkeit spürbar werde: „Je erfolgreicher wir die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ungerechtigkeiten bekämpfen, je weniger werden Waffen zur Scheinlösung von Problemen eingesetzt werden", erklärte Küberl.
Der heutige „Friedensweg“ herauf zur Schmerzensmutter, die genau vor 80 Jahren wieder an ihren Platz zurückgebracht wurde, ist eine Einladung, von ihr zu lernen: Sie stand unter dem Kreuz und war nach der Auferstehung mit den Jüngern bis Pfingsten zusammen. Maria ist bis heute die stärkste Anwältin der Hoffnung. Bis heute lässt sie ihr Herz vom Leid unzähliger Menschen betreffen. Kein menschlicher Schmerz ist ihr fremd. Sie nimmt ihn auf und legt ihn in das Herz ihres Sohnes. Bitten wir sie heute erneut um diesen Dienst – in allen persönlichen und globalen Krisen, Enttäuschungen und Momenten von Verzweiflung. Gehen wir in ihre Schule, damit wir – täglich überschwemmt von Kriegs- und Krisenbotschaften – nicht in die kleinen idyllischen Blasen der Weltvergessenheit flüchten oder gleichgültig resignieren. Lernen wir von Maria eine empathische und heilsame Friedenstüchtigkeit. Anwältin der Hoffnung, bitte für uns!
Abschluss: Wir sind heute in Erinnerung an die große Wallfahrt nach dem Krieg einen „Friedensweg“ gegangen. Diese Art der Wallfahrt ist kostbar, gerade im Heiligen Jahr, das unter dem Motto „Pilgerschaft der Hoffnung“ steht. Viele Friedenswege sind zu gehen – Wallfahrten an die vielen Orte des Glaubens, wo man durch Gebet, Gottesdienst und im Sakrament der Versöhnung getröstet, aufgerichtet und innerlich versöhnt wird. Aber ebenso wichtig sind die Friedenswege zueinander, die es für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft braucht. Dienen wir dem Frieden – mit der Hilfe Gottes und im Einsatz von Geist und Herzblut!

