60 Tische für Fest, Gemeinschaft und Dialog
Zum Fest des Diözesanpatrons Petrus Canisius feiert die Diözese ihren 60. “Geburtstag”. Den zentralen Höhepunkt der Feiern bildete ein öffentlicher Festgottesdienst. Im vollen Innsbrucker Dom zu St. Jakob feierte Bischof Hermann Glettler, unter anderem in Konzelebration mit Generalvikar Roland Buemberger, Bischofsvikar Jakob Bürgler, Abt German Erd, Propst Florian Huber und der ehemalige Generalvikar Klaus Egger mit vielen Menschen aus allen Dekanaten der ganzen Diözese. Der Festgottesdienst wurde von ORF III und den ORF-Regionalradios live übertragen. Unter den Ehrengästen waren neben Sr. Judit Nötstaller, Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, Altlandeshauptmann Herwig van Staa auch Bürgermeister Georg Willi, sowie zahlreiche Leitungspersonen der Diözese Innsbruck.
Synodale Symbolik der Tische
Zum Symbol für die Jubiläumsfeier wurden 60 runde Tische. „60 Tische, die Lust auf Zukunft machen; Tischgemeinschaften, von denen Gottes Segen ausgeht!“, stellte Bischof Hermann Glettler in seiner Predigt klar. „Mit 60 Runden Tischen feiern wir das Jubiläum der Diözese. Der Tisch ist nicht nur ein wichtiges Möbelstück, sondern ebenso ein starkes Symbol – für Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Lebensfreude, auch für Teilhabe und Integration“, so der Innsbrucker Diözesanbischof. Dies belegte er auch mit Erinnerungen an den „Kuchltisch“ seiner Kindheit und betonte: „Alles beginnt mit dem Tisch in der Familie. Der Tisch war und ist die Mitte.“
Runde Tische sind symbolhaft für die Gesprächsrunden des Synodalen Prozesses der Katholischen Kirche. Kardinäle und ExpertInnen, Bischöfe und Laien, Frauen und Männer saßen gemeinsam daran. Das sogenannte „synodale Gespräch“ war eine Hilfe, um einander besser zu verstehen: An erster Stelle steht dabei das Zuhören. Diese Tische bilden das Vorbild für die 60 Tische, die zum Jubiläum nun in den Dekanaten und diözesanen Einrichtungen zum Einsatz kommen. Es brauche „Stammtische, wo nicht gehetzt, sondern ehrlich debattiert wird.“
Tischgemeinschaften mögen Lust auf Zukunft machen. Auch beim Blick über die eigene Familie hinaus gelte es, Gemeinschaften zu formen, etwa mit den jungen Menschen. "Wir alle wissen, dass es ihnen nicht nur gut geht", so Glettler, aber auch mit den Vereinsamten und Kranken, "niemand darf vergessen werden". Ebenso gelte es, Tischgemeinschaften mit der bedrohten Schöpfung, mit sozial Benachteiligten und Geflüchteten zu bilden: "Integration ist unser Auftrag", so Glettler. Bei all diesen Herausforderungen gelte es, auf Gottes Geist zu vertrauen. "Wir sind nicht allein - neues, überraschendes Wachstum ist möglich", schloss der Bischof.
Vertreter:innen aus Kirche und Gesellschaft überbrachten Grußworte. "Diözese, das sind wir alle”, unterstrich Judit Nötstaller seitens der diözesanen Ordenskonferenz. Sie überreichte humorvoll als Geschenk ein Hörgerät, da “mit 60 Jahren die Hörfähigkeit schon etwas abnehmen” kann, als Aufruf “zum Zuhören und Hinhören. Lasst uns alle als Hörende und Handelnde mutig und zuversichtlich in die Zukunft gehen.”
Für die Ökumene und Evangelische Kirche überbrachte Pfarrerin Silke Dantine Grüße und Segenswünsche. Sie erinnerte an die Zeit des Aufbruchs nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: “Ein Geist, der seit vielen Jahren in Tirol spürbar ist.” Dadurch sei in den 60 Jahren ein vertrauensvolles Miteinander gewachsen, das insbesondere in den Bereichen der Seelsorge spürbar ist: “Möge dieser Geist auch in den nächsten Jahrzehnten weiterleben!”
Als Vertreter für die Weltkirche gratulierte der Nationaldirektor der Caritas von Burkina-Faso, Abbé Constantin, der Diözese für 60 Jahre fruchtbarer Arbeit. Er bezeichnete sich als “Zeuge dafür, dass die Diözese Innsbruck fruchtbar war im Bereich der Caritas und denen geholfen hat, die Hunger hatten und Hilfe brauchten.”
Die Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann ließ als Vertreterin der Politik die Vorgeschichte zur Gründung der Diözese Revue passieren. Dies sei ein wichtiger identitätsstiftender Schritt für das Land Tirol gewesen: “Es wurde eine Kirche zum Anfassen”. Sie strich die Bedeutung im gesellschaftspolitischen Bereich hervor und dass die Diözese viele Tiroler:innen schon das ganze Leben begleitet. Sie lobte die symbolhafte Botschaft der Runden Tische: “Das miteinander Reden ist der beste Weg, einander zu verstehen.”
Zugleich war der Jubiläumsgottesdienst Gelegenheit, zwei Mitfeiernden – stellvertretend für alle, die in 60 Jahren die Diözese in vielfältigen Funktionen unterstützt haben – ein “Vergelt’s Gott” auszusprechen. Bischof Hermann Glettler gratulierte auf diesem Weg dem ehemaligen Generalvikar Klaus Egger zum 90. Geburtstag und 60-jährigen Priesterjubiläum sowie Altlandeshauptmann Herwig van Staa zur Päpstlichen Auszeichnung „Großkreuz-Ritter des päpstlichen Silvesterordens“.
Musikalisch gestaltet wurde die Messfeier durch die Chorspatzen aus der Innsbrucker Pfarre St. Paulus unter der Leitung von Franziska Radauer und Peter Schafferer sowie dem Innsbrucker Domchor und Dombläsern unter Leitung von Domkapellmeister Christoph Klemm, Simon Brandlechner an der Orgel und Kantorin Magdalena Schlag.
Schon im 5. oder 6. Jahrhundert gab es in Tirol Christen. Der Großteil der heute stehenden Kirchen wurde zumindest im 19. Jahrhundert, meist aber früher, errichtet und viele Bräuche werden seit Jahrhunderten gepflegt. Das historische Tirol war von Anfang an auf verschiedene Diözesen aufgeteilt, 1818 erfolgte mit einer Neuorganisation die „Reduktion“ auf Brixen (der Großteil des heutigen Nordtirol, Pustertal, Obervinschgau und Osttirol), Salzburg und Trient. Damit lagen nach dem Ersten Weltkrieg und der Grenzziehung am Brenner plötzlich zwei der drei Tiroler Bischofssitze in Italien.
Um die kirchliche Verwaltung zur Unterstützung der Pfarren und der Seelsorge aufrecht zu erhalten, wurde in Innsbruck erst eine Brixener Filiale errichtet. Aus dieser entstand 1921 die noch mit Brixen verbundene und schließlich 1925 direkt dem Hl. Stuhl unterstellte Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch. Ein Provisorium, dem eine lange Haltbarkeit beschieden war, denn es sollte aufgrund der politischen Ereignisse noch bis zum Jahr 1964 dauern, bis schließlich Innsbruck formell als Diözese errichtet wurde.
Petrus Canisius: Seit 1964 Diözesanpatron
Mit der Erhebung zur Diözese vor 60 Jahren wurde Petrus Canisius zum Diözesanpatron erkoren. Aus diesem Grund feiert die Diözese Innsbruck ihr Jubiläum zu seinem Gedenktag, dem 27. April. Geboren am 8. Mai 1521 in Nimwegen in den heutigen Niederlanden, trat Petrus Canisius 1543 als erster Deutscher in den Jesuitenorden ein. Sein großes Anliegen als leidenschaftlicher Prediger und Schreiber war die Reform der katholischen Kirche.
Petrus Canisius hielt sich häufig in Österreich auf. Er nahm mehrmals an den Beratungen des Konzils von Trient teil und hielt sich schließlich von 1560 bis 1580 meist in Innsbruck auf. 1562 eröffnete er das Jesuitenkolleg in Innsbruck, 1569 eines in Hall. Ab 1571 diente er als Hofprediger bei Erzherzog Ferdinand II in Innsbruck und zog als Prediger und Volksmissionar durchs Land.
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