Zeitungsberichterstattung über Kirche tendenziell einseitig

Die Medienberichterstattung über die katholische Kirche ist häufig "negativ und nicht neutral": Darauf machte die Innsbrucker Sprachwissenschaftlerin Marianne Angerer am, Freitag in einem "Kathpress"-Interview aufmerksam.

Die Medienberichterstattung über die katholische Kirche ist häufig "negativ und nicht neutral": Darauf machte die Innsbrucker Sprachwissenschaftlerin Marianne Angerer am
Freitag in einem "Kathpress"-Interview aufmerksam. In der "teils unbewusst, teils bewusst geschaffenen" Medienwirklichkeit werde die Kirche tendenziell negativ bewertet, und dies "nicht nur in den kommentierenden, sondern auch in den berichtenden Textsorten". Weiters gebe es ein "Fokussierung auf 'heiße Eisen'", die nur einen kleinen Ausschnitt der Vielfalt kirchlich-religiöser Themenstellungen bilde. 

Angerer arbeitet derzeit an einer Dissertation über "die Berichterstattung der österreichischen und der französischen Tageszeitungen über die römisch-katholischen Kirche", für die sie sowohl Qualitätszeitungen als auch Boulevardzeitungen analysiert.
Einen Zwischenbericht darüber gab sie im Rahmen der jüngst an der Grazer Universität durchgeführten Österreichischen Linguistik-Tagung im Workshop "Religion & Language / Religion & Sprache". 

Die Germanistin und Sprachwissenschaftlerin betonte gegenüber "Kathpress", dass menschliche Informationsverarbeitung unweigerlich eine Reduktion der Realität mit sich bringe: "Die Frage lautet also nicht 'Wie gut oder schlecht bilden die Medien die Wirklichkeit ab?', sondern 'Wie konstruieren und rekonstruieren die Medien die Wirklichkeit?'

Das in Printmedien vermittelte Weltbild und näherhin die Berichterstattung über die römisch-katholische Kirche stehe sowohl unter dem Einfluss gängiger Nachrichtenfaktoren wie Relevanz des Ereignisses bzw. der Protagonisten, Betroffenheit der Leser, als auch der in den Redaktionen vorherrschenden Welt- und Wertvorstellungen. Und da gebe es z.B. große Unterschiede zwischen Zeitungen wie dem betont kirchenkritischen "Standard", der aus Angerers Sicht ausgewogeneren "Presse" oder der vermeintlich Antiklerikales ausblendenden "Kronen Zeitung".

Im laizistischen Frankreich sei die Kirchenberichterstattung im Vergleich mit Österreich deutlich schmäler und entspreche noch stärker der Erwartungshaltung einer betont kritischen Sicht, so Angerer weiter. In einem Interview für ihre Dissertation habe ein Pariser Journalist das Vorkommen der drei monotheistischen Religionen in der französischen Medienlandschaft folgendermaßen beschrieben: Das Christentum vor allem römisch katholischer Ausprägung werde überwiegend kritisch dargestellt, das Judentum aufgrund der historischen Hypothek betont behutsam, der Islam dagegen von vornherein verurteilend.

Die Organisatorin des Grazer Linguistik-Tagung, Marietta Calderon vom Fachbereich Romanistik der Universität Salzburg, bezeichnete Religion gegenüber "Kathpress" als ein auch sprachliches "Zentralthema" des Lebens, das nach bereits erfolgten Schwerpunktsetzungen auf Themen wie "Essen und Sprache" oder "Sexualität und Sprache" nun ebenfalls in den Fokus linguistischer Betrachtung rücken sollte. Der diesbezügliche Workshop in Graz sei gut besucht und von überaus reger Beteiligung geprägt gewesen.

Das Programm der Tagung war breitgefächert: Die Vortragenden widmeten sich der Analyse religiöser Aspekte bei Ortsnamen, untersuchten religiöse Redewendungen und zeigten, dass eine Vielzahl von Metaphern ihren Ursprung in diesem Bereich hat.
  

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