Scheuer: Krisenbewältigung nicht ohne Lebensfreude und Hoffnung

Bischof Manfred Scheuer in der "Tiroler Tageszeitung": Gott liebt nicht Übermenschen, "sondern den Menschen wie er ist"

Für Kritik und Widerstand gibt es in der gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Situation reichlich Anlass, meint der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer mit Verweis auf das vielzitierte Buch "Empört Euch!" des Franzosen Stéphane Hessel. Aber, so Scheuer am Heiligen Abend in einem Gastkommentar für die "Tiroler Tageszeitung": "Empörung und Kritik bleiben letztlich steril und kalt, wenn sie nicht verbunden sind mit einer Spurenlese der Lebensfreude und der Hoffnung." Er selbst habe die Sehnsucht nach Fest und Freude, nach Würde und Wertschätzung "gerade bei Menschen erlebt, die unter ganz miserablen Bedingungen leben", so der Bischof.

Scheuer erinnerte an die - damals am Rand der Gesellschaft stehenden - Hirten im Weihnachtsevangelium, denen der Engel des Herrn eine große Freude verkündete: "Heute ist euch der Retter geboren." Gesellschaftlich werde dieses Wort "in einen allgemeinen Pool von

Unzufriedenheit, Aggression, Depression, Gleichgültigkeit, Abstumpfung und auch Hass hinein gesagt", so Scheuer. "Die Seele ernährt sich von dem, was sie freut", zitierte der Bischof den

Kirchenvater Augustinus. "In einer Zeit, in der der Glaube und seine Hoffnung immer mehr dem Verdacht der Illusion und der Projektion ausgesetzt ist, wirkt vor allem diese Freude überzeugend", schrieb Scheuer.

 Stecken zu bleiben in den eigenen Problemen, festgenagelt zu werden auf die eigenen Fehler und Defizite, "das lähmt", heißt es weiter in dem Beitrag. Gott liebe nicht einen Ideal- oder Übermenschen, "sondern den Menschen wie er ist, nicht eine Idealwelt, sondern die wirkliche Welt". Scheuer wörtlich: "Den wirklichen Menschen kennen und ihn nicht verachten, das ist allein durch die Menschwerdung Gottes möglich."  

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