Priester: Kontrapunkt zur derzeitigen öffentliche Wahrnehmung

Einen Kontrapunkt zur derzeit sehr einseitigen, von Missbrauch geprägten öffentlichen Wahrnehmung dessen, was Priester sind und tun, setzen die Diözese Innsbruck und die Theologische Fakultät Innsbruck mit einem Studientag am 27. April.

Einen „kräftigen Kontrapunkt“ zur derzeit sehr einseitigen, von sexuellem und erzieherisch-gewaltsamem Missbrauch geprägten öffentlichen Wahrnehmung dessen, was Priester sind und tun, setzen die Diözese Innsbruck und die Theologische Fakultät Innsbruck. Am kommenden Dienstag, 27. April 2010, veranstalten sie an der Theologischen Fakultät erstmals in ihrer Geschichte einen gemeinsamen Bildungs- und Feiertag. Mehr als 200 Teilnehmer sind angemeldet.
 
Die Tagung rückt das Thema „Priester in priesterarmer Zeit“ in den Mittelpunkt. Bischof Manfred Scheuer und Dekan Jozef Niewiadomski eröffnen sie um 9 Uhr. Die besondere Aufmerksamkeit der Teilnehmer richtet sich auf die kreative Zusammenarbeit von Priestern und Laien. Hauptreferent ist der Basler Diözesanbischof Kurt Koch. Das Spektrum der Themen erstreckt sich von „Tiroler Pfarrer und polnische Pastoralassistentin in gemeinsamer pastoraler Verantwortung“ über „Miteinander von Frauen und Männern“ bis hin zu „Leben und Ausbildung im Priesterseminar“.
 
In den Statements, Vorträgen und Arbeitskreisen werde nicht „das Beklagen und Beweinen der Mängel“ den Ton angeben, betont Dekan Niewiadomski. Vielmehr solle die „sensible Aufmerksamkeit“ geweckt werden für die "vielen Aufbrüche und Chancen, die auch in unserer Zeit in Tirol möglich geworden sind“.
 
Die Tagung mündet in einen festlichen Gottesdienst um 18.30 Uhr im Dom zu Ehren des Innsbrucker Diözesanpatrons, des hl. Petrus Canisius (1521-1597). Seinen Gedenktag feiert die katholische Kirche am 27. April. Petrus Canisius wirkte in einer Zeit, in der die Kirche in einer noch größeren Krise steckte als heute. In Innsbruck hat er das Jesuitenkolleg mitbegründet. Das Gymnasium wurde später zur Universität umgewandelt.
 
Priester brauchen wieder „Luft zum Atmen“
Zur Aktualität der Tagung „Priester in priesterarmer Zeit“ weist Dekan Jozef Niewiadomski darauf hin, dass sie im derzeitigen „Jahr des Priesters“ stattfindet, das Papst Benedikt XVI. ausgerufen hat. Dieses Jahr habe dazu beitragen sollen, dass die Rolle der Kirche und speziell der Priester in der Öffentlichkeit „differenzierter“ wahrgenommen werde, als dies im Allgemeinen der Fall ist. Die Verbrechen des Missbrauchs hätten das Gegenteil bewirkt. Niewiadomski: „Die öffentliche Diskussion wird der Mehrheit der in der Diözese wirkenden Priester nicht nur nicht gerecht. Sie stellt sie in eine Ecke, in der sie immer weniger Luft zum Atmen haben.“ „Priester“ sei ein Wort geworden, „das bloß mit Schmerz, Versagen, Vertuschung und Lüge assoziiert wird“.  Gerade diese derzeitige Atmosphäre verlange danach, einen „Kontrapunkt“ zu setzen, ja sie zu „brechen“. Damit sich die „Wellen der öffentlichen Erregung“ nicht zu einer „tsunamiartigen kulturpolitischen Katastrophe“ auswachsen.  

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