Ordensfrau Maringele im Podcast über Menschenrechte und Klimaschutz

Streitbare Franziskanerin aus Hall in Tirol: "Wir wurden in ein Paradies hineingeboren und hinterlassen der kommenden Generation eine Klimahölle - das ist Unrecht."

Sr. Notburga Maringele, Tertiarschwester aus Hall in Tirol, ist bekannt für handfestes Engagement und klare Botschaften: In Folge 29 der Podcastserien "Orden on Air" nimmt die Ordensfrau den 75. Jahrestag der Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zum Anlass, um über die Bedeutung der Grundrechte, die Herausforderungen bei der Migration und den nötigen Verhaltensänderungen und politischen Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise zu sprechen. "Ich mag es nicht, wenn etwas ungerecht ist", so das Credo der streitbaren Ordensfrau laut einer Aussendung der Österreichischen Ordenskonferenz am Samstag.

 

Im Podcast kommt Sr. Maringele im Blick auf die 30 Artikel der Menschenrechte ins Schwärmen: "Wir haben kaum schönere Texte formuliert als diese 30 Artikel." Und sie fügt mit Wehmut hinzu: "75 Jahre Menschenrechte und man hat das Gefühl, sie gehen auf ihr Grab zu. Die Gesellschaft darf sowas doch nicht aufgeben."

 

Am 10. Dezember, dem Jahrestag der Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wird sich Sr. Notburga in Innsbruck an einer Aktion anlässlich des Jubiläums beteiligen. Die Menschen müssen endlich verstehen, dass "ein afghanischer Flüchtling genau die gleichen Menschenrechte hat, wie alle anderen Menschen auf dieser Welt", sagt die Ordensfrau im Podcast und betont: "Wenn Europa die Millionen, die sie für Unmenschlichkeit - Zäune, Frontex, Festungen - ausgibt, stattdessen für ein rechtskonformes Asylsystem einsetzen würde - ich glaube, das würde sich ausgehen."

 

"Wir hinterlassen eine Klimahölle"
Auch bei Klimaprotesten trifft man die Franziskanerin aus Hall. Sie habe sich noch nicht auf die Straße festgeklebt, erzählt sie, aber sie unterstützt die jungen Menschen mit ihrem Plakat auf dem zu lesen ist: "Wir wurden in ein Paradies hineingeboren und hinterlassen der kommenden Generation eine Klimahölle - das ist Unrecht." 

 

Für die in der Gesellschaft teils sehr umstrittene "Letzte Generation" ergreift sie klar Partei: "Das sind alles sehr mutige, besonnene, informierte, engagierte Menschen. Sie verlangen im Grunde von der Regierung nur das, wozu sich die Regierung selbst verpflichtet hat. Bei uns geht alles zu langsam: Wenn das Boot mal gesunken ist, bringt es nichts mehr, das Steuer umzureißen. Die Politiker sollen einfach ihre Hausaufgaben machen." Von den Medien wünsche sie sich, weniger Populismus, stattdessen mehr Hintergründe und tiefergehendes Wissen weitergeben.

 

Vor kurzem hat sie sich daher auch bei "183 Stunden für das Klima" beteiligt. Eine Gruppe von Menschen - gewachsen aus dem kirchlichen Bereich - hat 183 Stunden (eine Stunde für jeden Nationalratsabgeordneten) vor dem Parlament ausgeharrt, ist für den Klimaschutz eingetreten, hat Gespräch mit Abgeordneten geführt und die Bevölkerung dazu aufgerufen, Mails an die Abgeordneten zu schicken. 2.000 Mails wurden bis jetzt abgeschickt.

 

"Es ist das gemeinsame Haus für die ganze Welt, für alle Menschen. Bevor wir nicht kapieren, dass wir nur gemeinsam überleben, davor wird sich auf der Erde nicht grundlegend etwas ändern", ist Sr. Notburga überzeugt und ergänzt: "Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum wir nicht bereit sind, uns einzuschränken.

 

Im Habit im Einsatz für Gerechtigkeit
"Das alles empfinde ich als zutiefst ungerecht, da möchte ich mich äußern und meine Meinung kundtun, auch wenn ich angepöbelt werde", erzählt die Franziskanerin. Bei all diesen Aktionen ist Sr. Notburga ganz bewusst im Habit unterwegs. "Das finde ich auch als meine Berufung als Franziskanerin. Franziskus war seiner Zeit so weit voraus, wenn es um Menschenrechte, aber auch um Umwelt geht. Er hat die ersten Insektenwiesen gehabt. Das war so ein zärtlicher Umgang mit der Schöpfung", erzählt sie begeistert. 

 

Sie falle auf jeden Fall auf und werde auch öfters fotografiert als andere Engagierte, erzählt sie. Manche finden es gut, manche schütteln den Kopf oder fragen sie: "Weiß Ihre Gemeinschaft, was sie hier treiben?". Aber diese Dinge hält sie mittlerweile gut aus: "Solange ich davon überzeugt bin, dass es gut ist, dass ich hier bin, halte ich auch Gegenwind gut aus." Manchmal fühle sie sich dennoch unwohl, wenn sie auf der Straße steht, "dann hilft mir immer der Gedanke: Ich stehe nicht alleine hier." Und auch ihr tiefes Gottvertrauen: "Diesen Gott kann ich vertrauen, durch alles Dunkel hindurch."

 

Aus dem Evangelium leben und gesellschaftlich wirken
Für Sr. Notburga gehören Kirche und Politik untrennbar zusammen. "Auch Papst Franziskus sagt: Es ist ein Muss für den Christen, sich in Politik einzumischen." Damit sei aber nicht Parteipolitik gemeint, sondern "prophetische Politik - Aufschreien, wenn 'Armen, Witwen und Fremde' unter die Räder kommen". Kirche müsse aus dem Evangelium leben und in die Gesellschaft hineinwirken, so die Ordensfrau im Podcast. "Ein waches Gewissen sein", das sei auch heute noch immer Auftrag der Kirche. 

 

Das Medienbüro der Ordensgemeinschaften hat im März 2022 mit dem Podcast "Orden on air" einen neuen Medienkanal ins Leben gerufen, der Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang holen möchte. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen, teilten die Ordensgemeinschaften mit. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at/publikationen/podcast)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at