Mit menschennaher Seelsorge punkten

Die Diözese Innsbruck hat am 9. Jänner die Statistik des Jahres 2018 veröffentlicht. Demnach beträgt mit Ende Dezember 2018 die Zahl der KatholikInnen in der Diözese Innsbruck 378.373. Das bedeutet ein Minus von 0,93 Prozent gegenüber dem Jahr davor. 2018 sind 3.614 Menschen aus der Kirche ausgetreten, das ist eine Steigerung von 9,58 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2017. Mit menschennaher Seelsorge will die Diözese in Zukunft punkten, so Bischof Hermann Glettler.

Mit Stichtag 31.12.2018 beträgt die Zahl der KatholikInnen in der Diözese Innsbruck 378.373 (2017:381.920). Das bedeutet ein Minus von 0,93 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2018 sind 3.614 Menschen aus der Kirche ausgetreten, das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 9,58 Prozent (2017: 3,38). Die Zahl der Wiedereintritte sinkt geringfügig. 383 Menschen sind wieder in die Kirche eingetreten (2017: 409).

 

Häufung von Austritten bei jungen Menschen und Zugezogenen 

Michael Unterguggenberger, Diözesanreferent für Kirchenbeitrag und Leiter der Kirchenbeitrag-Servicestelle Innsbruck analysiert die aktuellen Zahlen: „Sehr viele junge KatholikInnen treten beim ersten Abklärungsschreiben (Anm.: nicht Vorschreibung) aus. Eine beträchtliche Zahl von Austritten bezieht sich auf Personen aus Italien bzw. Deutschland. Sie studieren in Innsbruck, sind hier gemeldet und treten auch hier aus der Kirche aus.“

Auffallend bei den Reversionen ist die Altersstruktur: Nahezu drei Viertel der Menschen, die wieder in die Kirche eintreten, sind zwischen 21 und 40 Jahre alt (70,23%). 16 Personen sind im Vorjahr von anderen Konfessionen zum katholischen Glauben konvertiert. Und 27 Menschen gaben ihren Widerruf vom Austritt bekannt (2017: 36).

 

Glettler: Zahlreiche positive Initiativen um menschennahe Seelsorge 

Bischof Hermann Glettler: „Kirchenaustritte können vielfache Ursachen haben. Manchmal sind es persönliche Enttäuschungen und menschliches Versagen kirchlicher Verantwortungsträger, die dazu führen. Oft ist es der finanzielle Beitrag, der zu einer zumindest äußerlichen Verabschiedung von der Kirche Anlass gibt. Vielleicht kommt für einige, die uns in den letzten Jahren verlassen haben, dennoch wieder die Zeit einer bewussten Entscheidung für die Kirche. Ein Wiedereintritt ist jederzeit möglich. In unserer Kirche gibt es eine Fülle von positiven Initiativen und wir bemühen uns um eine menschennahe Seelsorge. Leider sind es aber oft negative Schlagzeilen, die in der öffentlichen Wahrnehmung durchkommen.“

Glettler weiter: „Das stille, unaufgeregte Wirken von vielen Engagierten in den Pfarren und anderen kirchlichen Einrichtungen trägt zueinem sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bei. Eine lebendige Kirche vor Ort ist eine der stärksten Kräfte für den Aufbau von Gemeinschaft und Verständnis füreinander. Kirche trägt damit ein soziales und kulturelles Netzwerk, das allen zugutekommt. Durch die Kirche wird in vielfacher Form die Frohe Botschaft von Jesus verkündet und damit ein Glaube begründet, der um den Wert jeder einzelnen Person weiß. Ein herzliches Dankeschön den vielen, die mit ihrem Kirchenbeitrag weiterhin den gesellschaftlich wertvollen Auftrag von Kirche unterstützen.“

 

Huber: Überrascht von Entwicklung der Austrittszahlen 

Generalvikar Florian Huber: „Die Entwicklung der Austrittszahlen hat mich persönlich überrascht. Ich empfinde die Stimmung in der Diözese Innsbruck mit Bischof Hermann als maßgeblichen Repräsentanten sowohl medial als auch in vielen persönlichen Gesprächen als durchaus gut. Der beherzte Einsatz von vielen Haupt- und Ehrenamtlicher gibt der Kirche in unserem Land ein sympathisches Gesicht."

Huber weiter: „Als erstes bewegt mich im Blick auf die zugenommenen Austrittszahlen dennoch der Dank an die große Zahl derer, die durch ihren Beitrag so viel unterstützen und ermöglichen."

Der Generalvikar bestätigt die geringer werdende Bindung an die Kirche: „Mit großer Sorge bewegt mich allerdings mein Hauptverdacht, den ich hinsichtlich der erhöhten Austrittszahlen hege, dass christlicher Glaube und damit eine persönliche Beziehung zu Jesus zunehmend als wenig oder gar nicht mehr lebensrelevant erscheinen."

  

Meixner: Zugehen auf die, die weggehen 

Wolfgang Meixner, Pfarrprovisor im Seelsorgeraum SSR Jenbach-Wiesing-Münster, ist zwei Jahren für die Diözese Innsbruck der „neutrale Ansprechpartner für Ausgetretene" und steht für Gespräche zur Verfügung - ein zusätzliche Angebot zu den Pfarrern und SeelsorgerInnen vor Ort.

Wolfgang Meixner erzählt: „Ein einprägsames Erlebnis in diesem Herbst war für mich die Frage eines Erstkommunion-Kindes beim Dankausflug. Das Mädchen schaute mich an und sagte: ‚Pfarrer, warum gehst du so selten in die Kirche?‘ Sie hat dabei mit ihrer kindlichen Direktheit es auf den Punkt gebracht, wo unser wunder Punkt ist. Neben dem Schmunzeln über die Formulierung gesellte sich ein tiefes Nachdenken. Menschen erleben nicht mehr, dass wir selbstverständlich da sind. Warum also zur Kirche gehen, oder ihr angehören, wenn selbst ‚Hauptamtliche‘ nicht mehr regelmäßig vor Ort anzutreffen sind."

Meixner sieht bei den Menschen den Glauben präsent, aber kaum mehr Beziehung zu Kirche: „In den vielen Gesprächen, die ich im vergangenen Jahr führen durfte, tauchte immer wieder das gleiche Thema auf: Die Frage des Glaubens, die Suche nach Gott bleibt auch dann, wenn jemand die ‚Mitgliedschaft‘ nach einem erfolgten Austritt beendet hat. Wenn es davor lange keinen konkreten Kontakt mehr gab. Es ist die Frage des Inbeziehungbleibens. Und an dieser Frage muss Kirche anknüpfen. Wie können wir den Kontakt halten zu denen, die sich schwer tun, sich zu konkreten Ortsgemeinden und Gemeinschaften zu zählen.“

Meixner abschließend: „Der konkrete Besuch, und dabei die konkrete gemeinsame Suche nach Gottes stillen Spuren, bleibt die Aufgabe und die Herausforderung, im Wissen, dass diese nicht immer gelingen werden. Wir müssen auf die zugehen, die weggehen und weggegangen sind.“

 

Finanzkammerdirektor Markus Köck: Wichtige Investitionen mit dem Kirchenbeitrag 

Markus Köck, Finanzkammerdirektor der Diözese Innsbruck, bedankt sich für die gute Zahlungsbereitschaft: „Es ist großartig, wie so viele Menschen mit ihrem Beitrag Kirche lebendig machen. Neben der Finanzierung der Grundaufgaben werden damit auch neue Impulse und Initiativen möglich."

Köck weiter: „Mit dem Kirchenbeitrag finanziert die Diözese die Seelsorge: Die regelmäßigen Gehaltszahlungen an Priester und kirchliche Angestellte (in der Diözese, in Pfarren, Bildungs- und Sozialeinrichtungen, Beratungsstellen...) und verschiedener kirchlicher Einrichtungen wie z.B. Telefonseelsorge, Priesterseminar, Welthaus.

Köck verweist auf das neue automatisierte Service, das 2018 klaglos funktioniert hat: „Der Kirchenbeitrag ist mit bis zu 400 Euro steuerlich absetzbar. Künftig muss die Zahlungsbestätigung nicht mehr aufgehoben werden.“ Die Kirchenbeitragszahlungen werden direkt an das Finanzamt gemeldet und automatisch in die Arbeitnehmerveranlagung übernommen. Der Finanzkammerdirektor macht auch auf den Frühzahlerbonus aufmerksam: Bei einer Zahlung des gesamten Jahresbeitrages bis Ende März kann man drei Prozent sparen.

Weitere Informationen zum Thema Absetzbarkeit unter www.bmf.gv.at/kirchenbeitrag

  

Die Gesamtzahlen der Diözese Innsbruck im Überblick:
(wo eine Klammer, die Veränderung zum Vorjahr): 

Katholiken: 378.373 (- 0,93%)
Austritte: 3.614 (+9,58%)
Konversionen: 16 
Reversionen (Wiedereintritte): 383
Widerrufe: 27 

In der Diözese Innsbruck leben laut aktueller Statistik (2018) 378.373 Katholikinnen und Katholiken. Foto: Pavlo Vakhrushev - stock.adobe.com