Lechtal: 9.000 sahen Theaterstück über Ordensfrau Anna Dengel

Viel Zuspruch für Produktion der Geierwally- Bischof Glettler würdigt Pioniergeist und Einsatz der Missionsärztlichen Schwester.

Die "Nonne mit dem Stethoskop": So wurde die Ordensfrau und Ärztin Anna Dengel (1892-1980) zu Lebzeiten gerne in Büchern und Medien beschrieben. Knapp 40 Jahre nach ihrem Tod hat das ihr gewidmete Theaterstück "Anna - Mutter der Mütter - Die Heilerin aus dem Lechtal" auf der Geierwally-Freilichtbühne im Tiroler Elbigenalp große Erfolge gefeiert. Mehr als 9.000 Zuschauer haben das Stück seit der Premiere am 12. Juli bereits gesehen, die vorerst letzte Vorführung durch das 24-köpfige Schauspielensemble findet am kommenden Samstag, 31. August, statt, kündigte der Verein "Freunde Anna Dengel" am Mittwoch in einer Aussendung an.

Stoff für Dramatik liefert das Leben Anna Dengels allemal. Geboren am 16. März 1892 in Steeg (Bezirk Reutte), war sie eine der ersten Tiroler Ärztinnen. Sie ging nach Indien und gründete die "Missionsärztlichen Schwestern" mit dem Ziel, Ordensfrauen als Ärztinnen, Hebammen oder Pharmazeutinnen auszubilden und in Armutsregionen zu schicken. Ehe sie zu Lebzeiten 48 Spitäler erbauen konnte, stieß sie innerkirchlich auf Widerstand: Ordensfrauen war es verboten, in der Geburtshilfe tätig zu sein. Papst Pius XI. kippte auf Dengels beharrliches Drängen die 700 Jahre alte Regel, und der Orden wurde anerkannt. Heute betreiben 600 Mitglieder in Asien, Afrika und Lateinamerika über 50 Spitäler, Entbindungsstationen, Mutter- Kind-Zentren sowie Ausbildungsstätten; für Dengel, die am Campo Santo Teutonico in Rom begraben ist, läuft ein Seligsprechungsverfahren.

Das Theaterstück wurde von der Geierwally-Freilichtbühne und dem Verein "Anna Dengel" ermöglicht. Ziel war es, "die Unkenntnis über und das Vergessen von Anna Dengel gerade in ihrer Heimat zu beseitigen", erläuterte Vereinsobmann Reinhard Heiserer. Darüber hinaus habe man mit den Einnahmen den Orden der "Missionsärztlichen Schwestern" finanziell unterstützt. Den Text für das Stück verfasste die bekannte Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Claudia Lang-Forcher, Mitbegründerin der Geierwally-Freilichtbühne. Eine noch bis Ende Oktober geöffnete Sonderausstellung in der "Wunderkammer Elbigenalp" liefert Hintergrundinformationen über das Leben der Ordensgründerin, deren von der  Publizistin Ingeborg Schödl 2014 verfasste Biografie zudem gerade neu als Taschenbuch-Ausgabe bei Tyrolia erschienen ist.

 

Glettler: Ermutigung für uns alle 

Berührt von der Darstellung des Lebens der Tiroler Ordensfrau äußerte sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler in einem Grußwort im Programmtext des Theaterstückes. Dengel habe eine Vision von einer besseren Welt gehabt und sei dabei "inspiriert und getragen vom urwüchsigen Glauben ihrer Heimat" gewesen. "Wenn du wirklich liebst, bist du erfinderisch", zitierte der Bischof die Missionsärztliche Schwester, die eine "Kirche der Armen" gelebt habe, "getragen von Demut, Respekt und Großzügigkeit", und die zudem überzeugt gewesen sei, "dass sich körperliche und seelische Heilung gegenseitig bedingen".

Dengel sei mit dieser Haltung eine "Pionierin der Medizin- und Missionsgeschichte" gewesen und habe aufgezeigt, was es mit einem "ganzheitlichen Missionsverständnis" auf sich habe, so der Bischof weiter: "Mission ist weit mehr als Propaganda des Glaubens. Es geht um Begegnung und nachhaltiges Heilwerden." Darüber hinaus habe die streitbare Ordensfrau durch die Gründung der Missionsärztlichen Schwestern auch eine "Kurskorrektur der Kirche" eingeleitet. Das Musical gebe "Einblick in die Spiritualität, Gefühls- und Erfahrungswelt" Dengles und finde just an einem Ort statt, der für sie Kraftquelle und Inspiration gewesen sei. Entsprechend sei auch das Theaterstück eine "Ermutigung für uns alle, den Ruf Gottes für unsere Zeit zu erkennen und darauf zu antworten".

 

Engagement geht weiter 

Ihr letztes Spital gründete Dengel vor 50 Jahren in der Gurage-Region in Äthiopien. Das Krankenhaus besteht weiter und ist heute aus der Region mit ihren mehr als 800.000 Menschen nicht mehr wegzudenken. Täglich kommen an die 300 Patienten in die Ambulanz und müssen hier nur sehr niedrige Kosten bezahlen. Die Zahl schwerkranker Patienten, die stationär behandelt werden, steigt stetig, berichtete Heiserer, der kürzlich auf Lokalaugenschein vor Ort war. Die mittlerweile insgesamt rund 100 Betten im Haus sind dauernd belegt.

Dies ist eine Meldung von www.kathpress.at 

Bildnachweis: Freunde Anna Dengel