Jesuit Marte: Mehr Wertschätzung für Institutionen und Politik

Leiter des Jesuitenkollegs in Innsbruck zum Abschluss des Ignatianischen Jahrs: Zu viele Medien-Berichte, Leserbriefe und politische Diskussionen gehen über berechtigte Kritik hinaus und sind "besserwisserisch und selbstgerecht" - Frage "Was bringt mir das?" soll nicht länger "Leitfrage unserer Kultur" sei

Mehr Wertschätzung für Institutionen und Politik hat der Leiter des Jesuitenkollegs in Innsbruck, P. Christian Marte, gefordert. Er sehe mit "Sorge, wie mit den Menschen in der Öffentlichkeit umgegangen wird, die sich in der Politik engagieren", sagte er in seiner Predigt am Sonntag beim Ignatiusfest in der Innsbrucker Jesuitenkirche und warnte im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen zum Tiroler Landtag und um die Bundespräsidentschaft. "Wenn das so weitergeht, dann werden wir keine guten Leute mehr bekommen, die sich das antun." Zu viele Medien-Berichte, Leserbriefe und politische Diskussionen gehen nach Ansicht des Jesuiten über berechtigte Kritik hinaus; "sie sind einfach nur besserwisserisch und selbstgerecht".

 

Der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556) habe gewusst, dass Institutionen für ein Gemeinwesen wichtig sind: Es gehöre zu den "nobelsten Aufgaben von Menschen", sich in Schulen, Spitälern, in Verwaltung, Polizei und Justiz, beim Militär, Roten Kreuz oder auch in Einrichtungen der Kirche zu engagieren. "Darum warne ich mit aller Schärfe, die ich als Jesuit aufbringen kann, vor einer Geringachtung der staatlichen Institutionen, auch der Europäischen Union", sagte P. Marte.

 

Er äußerte sich am Festtag des heiligen Ignatius, mit dem das bis zum 31. Juli währende Ignatianische Jahr beendet wurde. Begonnen hatte es am 20. Mai 2021 - 500 Jahre nach der Verwundung von Ignatius bei der Verteidigung von Pamplona gegen französische Truppen, die zu einer radikalen Hinwendung zu Gott führte. Marte predigte zum Tagesevangelium, in dem vor einer Lebenshaltung gewarnt wird, die nur für sich selbst Schätze zu sammeln sucht, mit der man aber bei Gott nicht reich wird (Lk 12,13-21). Die Frage "Was bringt mir das? sei demgegenüber heute "zu der Leitfrage unserer Kultur geworden", beklagte der Jesuit.

 

Großzügig sein, sich für andere einsetzen
Marte gab neben Wertschätzung für seine Mitmenschen und für tragende Institutionen zwei weitere Ratschläge, wie man vor Gott "reich" werden könne: großzügig sein und sich für andere einsetzen. Auch Ignatius habe jedem, der Exerzitien macht, geraten, "mit Großmut und Freigebigkeit"  zu beginnen. Kleinlichkeit im Sinne von "Was bringt mir das?" sei etwa völlig fehl am Platz für Eltern, die ihr kleines Kind betreuen, oder Angehörige von Pflegebedürftigen. "Und trotzdem holt uns diese Frage immer wieder ein", so Marte. Er rief zur Großzügigkeit im Umgang miteinander auf, auch in den "kleinen Ärgerlichkeiten", im Verzeihen, auch sich selbst gegenüber - so wie auch Gott großzügig zu den Menschen sei. 

 

"Christ ist man für andere", begründete Marte seinen dritten Appell, sich motiviert durch den Glauben für andere einzusetzen. "Jede und jeder von uns hat Spielräume zum Guten hin. Anderen zu helfen: das tut auch unserer Seele gut. Ein gutes Wort für andere: das tut auch uns selbst gut." Die Hoffnung des Jesuiten: "Wenn viele Menschen so denken, dann wird es eine Mentalität in unserem Land."

 

Zum gelebten Einsatz für andere gehören laut Marte auch Schritte hin zu einem einfacheren Lebensstil. Das sei wichtig für die Umwelt und "uns selbst tut es auch gut".

 

Am Ende des Gottesdienstes wurden Spenden für die Ukrainehilfe gesammelt. Der Krieg gegen die Ukraine sei "ein monströses Verbrechen", dem Christinnen und Christen ihre praktische Hilfe entgegensetzten, sagte Marte. Es brauche Hilfe für die Opfer, ein Gericht für die Täter - und "das Gebet, dessen Kraft schon die Machthaber in der DDR unterschätzt haben".

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Foto: dibk.at