Das Innere

 

Ausstattung Innenraum

Beim Betreten des Gotteshauses öffnet sich dem Besucher ein weiter, lichter Hallenraum, der besonders durch seine Breite und die eher geringe Höhe auffällt. Diese heutige Innengestaltung geht auf die Zeit des Barock (18. Jh.) zurück. Das dreijochige Langhaus und der einjochige Chor weisen ein flaches Tonnengewölbe mit Stichkappen und Wandpfeilern mit Pilastervorlagen auf. Der im Barock gänzlich neu gestaltete, rundbogig geschlossene Chor weist dieselbe Breite wie das Langhaus auf. Er wird von zwei Rundbogenfenstern beleuchtet und durch einen breiten rundbogigen Triumphbogen vom Langhaus abgetrennt.

 

Westempore

Direkt über dem Kircheneingang erhebt sich auf zwei Marmorsäulen die eingeschossige Westempore, die an der unverzierten Brüstung ein Bild mit der Darstellung der Begegnung zwischen der jungen Maria und der viel älteren Elisabeth - auch bekannt als Heimsuchung (nach Lukas 1, 39-56) - aufweist. Beide erwarten ein Kind, und beiden wurde die frohe Botschaft durch den Erzengel Gabriel überbracht. Die Brüstung hat als Aufsatz in der Mitte ein schmiedeeisernes Gitter mit vergoldeten Blumen, seitlich ein einfaches Holzgitter.

Die Orgel mit ihrem prächtigen barocken Gehäuse wurde von der Firma Pirchner aus Steinach am Brenner neu geschaffen.

 

Stuck 

Der Stuck aus dem Jahr 1746/47 stammt von Kassian und Gabriel Singer, den Söhnen des Baumeisters der Kirche, unter Mitarbeit von Georg Weber. Der Stuck ist zart, flach, geschwungen, weist eine zurückhaltende Farbigkeit auf, wobei Gitter-, Laub- und Bandlwerk typisch sind und weist auf die Wessobrunner Schule hin. Die Deckenfresken werden von diesem eleganten und feinen Stuck teilweise eingerahmt. Das gesamte Gewölbe mitsamt den Gemälden ist durch den Stuck zu einer ineinanderfließenden Einheit verschmolzen. Langhaus und Chor sind in Rosa, Gelb und Weiß gehalten, während sich beim Stuck grüner und weißer Hintergrund findet.

 

Fresken und Wandmalerei 

Die drei großen Deckenfresken malte ursprünglich der Schwazer Künstler Christoph Anton Mayr (1747). Heute ist nur noch das Fresko der Verkündigung Mariens bei der Orgel original erhalten geblieben, denn die beiden anderen wurden 1891 von Emmanuel Walch mit Ölfarbe übermalt. Christoph Anton Mayr bevorzugte kräftige, farbenfrohe Malereien, einen lockeren und schnellen Pinselstrich. Seine meist etwas derben Figuren stammen gerne aus dem bäuerlichen Milieu. Es handelt sich im ganzen gesehen um eine sehr volkstümliche Malerei, für das einfache Volk geschaffen und leicht verständlich.

Neben den drei großen Deckenfresken schuf Christoph Anton Mayr noch kleinere Darstellungen, die von besonders schönen Stuckrahmen eingefasst sind: Im Chor sind die vier Evangelisten mit ihren Attributen zu sehen. Der hl. Matthäus hat als Kennzeichen einen Menschen bzw. einen Engel als Hinweis auf die Menschwerdung Christi. Der Löwe steht für den hl. Markus und bedeutet die Auferstehung Christi, da nach alter Überlieferung der junge Löwe tot geboren wird, allerdings erweckt ihn sein Vater am dritten Tage zum Leben. Zum hl. Lukas gehört der Stier, Sinnbild des Opfertodes Christi, und zum hl. Johannes der Adler, jener Vogel, der am höchsten fliegen kann und deshalb die Himmelfahrt Christi symbolisiert.

 

Altäre

Hier handelt es sich um Werke aus Kramsacher Marmor und wurden 1765/66 vom Tiroler Bildhauer Josef Renn geschaffen.

Der Hochaltar mit je zwei Säulen links und rechts besitzt kein Altarblatt. Im Aufbau befindet sich das bekannte gotische Gnadenbild, eine barock gekleidete Madonnenfigur aus der Zeit um 1420. Je nach Festtag wird das Kleid geändert. Die vergoldeten Schnitzfiguren der hll. Isidor, Josef, Johannes des Täufers und Notburga sind Werke von Franz Xaver Nissl aus dem Jahr 1767.

Das Altarbild des linken Seitenaltars (1857) zeigt die hl. Anna, die Mutter der Maria. Es ist ein Werk des Malers Caspar Jele, der an der Wiener Akademie lernte und ein bedeutender Vertreter der Nazarener in Tirol war. Diese Nazarener waren eine Gruppe deutscher und österreichischer Künstler, die in Rom eine Erneuerung der christlichen Kunst suchten.

Das rechte Altarblatt (1750) mit dem hl. Sebastian wurde vom Tiroler Barockmaler Johann Georg Dominikus Grasmayr geschaffen. Dieser Künstler lernte in Rom den Barock kennen und brachte ihn in vielen Altarbildern nach Tirol. Er bevorzugte rotbraune Farbtöne und einen kraftvollen Pathos. Der hl. Sebastian wird meist von Pfeilen durchbohrt dargestellt, seine Marter für seinen Glauben. Pfeile weisen schon im Altertum auf schnellen Tod durch Krankheit hin, weshalb der Heilige als Helfer gegen Krankheit bei Mensch und Vieh verehrt wurde.

 

Übrige Ausstattung

Das marmorne Kommuniongitter geht auf Josef Renn zurück.

Auf der Vorderseite des schlichten Volksaltares ist der Gang nach Emmaus dargestellt. Das Kruzifix von 1820 an der linken Langhauswand schuf Franz Serafikus Nissl, ein Neffe des schon erwähnten Schöpfer des Hochaltars.

Die barocke Kanzel ist eher schlicht gehalten und weist auf dem Schalldeckel oben kleine Putti und die zwei Gesetzestafeln des Moses auf, unten die Taube des Hl. Geistes. Der Stuck ist vergoldet und bildet geschwungene Formen, Schnörkel und Kartuschen. Als Schöpfer der Kanzel und der zwölf mit Stuck umrahmten Apostelkreuze gilt Barlme Gratl aus Amras. Über den Apostelkreuzen hängen gemalte Kreuzwegstationen.

Die Fenster sind als Butzenscheiben gestaltet und zeigen Darstellungen verschiedener Heiliger. Die im Rokokostil gehaltenen Beichtstühle kommen aus der Werkstatt des Tischlers Johann Gleissenberger aus Münster.

Eine kleine Kostbarkeit ist sicherlich das rotmarmorne spätgotische Sakristeiportal im Chor rechts (siehe unteres Bild). Schulterbogen, Sockel, Kehlungen und gekreuzte Stäbe oben sind typisch spätgotisch und weisen auf die Hagauer Bauhütte hin. Dieser rötliche Marmor, der auch als Tiroler, Kramsacher oder Hagauer Marmor bezeichnet wird, war im Spätmittelalter und im Barock ein wichtiger Baustoff in der Gegend und stammt von einem Bergsturz westlich von Kramsach bzw. östlich von Münster.

Vor dem linken Seitenaltar fällt an der Wand ein schön gestalteter schwarzer Marmorgrabstein aus dem Jahre 1764 auf.

 

Text: Auszug aus dem Kirchenführer 

Bilder: Helmuth Mühlbacher, Chronistenteam Münster