Theologie: Erste katholisch-muslimische Dialog-Vorlesung
Am 20. November wird an der Universität Innsbruck eine gemeinsame katholisch-muslimische "Dialog-Vorlesung" stattfinden. Die Vorlesung der katholischen Theologin Jadranka Rebeka Anic und der muslimischen Menschenrechts- und Friedensaktivistin Zilka Spahic Siljak wird unter dem Titel "Wie die Naturalisierung von Geschlechterstereotypen zu deren Beständigkeit beiträgt" referieren, heißt es in einer Presseaussendung. Der Vortrag findet im Rahmen der 10. Pissarek-Hudelist-Vorlesung statt und widmet sich aus christlicher und muslimischer Perspektive dem Zusammenspiel von säkularen und religiösen Diskursen für und gegen Geschlechtergerechtigkeit. Die Vorlesungsreihe ist nach der weltweit ersten Dekanin einer Katholisch-Theologischen Fakultät, Herlinde Pissarek-Hudelist (1932-1994), benannt.
Die beiden Referentinnen seien "Pionierinnen feministischer Theologie und Menschenrechtsaktivistinnen in Kroatien bzw. Bosnien-Herzegowina", so die Ankündigung. Sie würden in ihrem gemeinsamen Vortrag analysieren, wie Geschlechterstereotype "an der Schnittstelle zwischen religiösem und säkularem Diskurs" konstruiert und legitimiert werden. Außerdem werde auf gegenwärtige "Anti-Gender-Bewegungen" und die "Retraditionalisierung von Rollenbildern durch Berufung auf deren vermeintlich natürliche, wissenschaftlich und religiös begründete Grundlage" eingegangen.
Organisiert wird die Vorlesungsreihe vom Netzwerk "Sophia forscht", einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen der Katholisch-Theologischen Fakultät und des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck. Der Dekan der Fakultät, Prof. Wilhelm Guggenberger, würdigt das Engagement des Netzwerkes und nutzt das zehnjährige Bestehen der Veranstaltungsreihe für eine Gratulation: "Als Dekan freut es mich, dass ihr Erbe von den Frauen, die an der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck forschend und lehrend tätig sind, lebendig gehalten wird. Manche Herausforderungen gleichen noch immer jenen, mit denen meine Amtsvorgängerin vor Jahrzehnten konfrontiert war, andere sind neu. Eine geschlechtersensible, am Menschen orientierte Theologie ist in jedem Fall unverzichtbar."
Jadranka Rebeka Anic hat Katholische Theologie in Zagreb und Wien studiert. Sie arbeitet derzeit am Institut für Sozialwissenschaften Ivo Pilar - Regional Centrum Split (Kroatien). 2017 erhielt sie den Herbert-Haag-Preis für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche. Zilka Spahic Siljak ist Direktorin des University Gender Resource Center an der Universität Sarajevo und der TPO Foundation (Transcultural Psychosocial Educational Foundation). Sie ist zudem Menschenrechts- und Friedensaktivistin sowie muslimische Feministin.
(Infos zur Veranstaltung: https://www.uibk.ac.at/de/theol/sophia/pissarek/10-herlinde-pissarek-hudelist-vorlesung)
Tagung zu christlich-muslimischem Dialog in Innsbruck
Christlich-muslimische Beziehungen waren auch Gegenstand einer anderen Veranstaltung, die Ende Oktober an der Universität Innsbruck stattfand: Vom 29. bis 31. Oktober kamen dort Vertreter des Forschungsclusters "Christian-Muslim Relations" der europäischen Jesuitenfakultäten zu ihrem Jahrestreffen zusammen. Thema waren laut Mitteilung u.a. die schwierigen interreligiösen Beziehungen seit dem 7. Oktober 2023. Im Rahmen der Tagung präsentierten außerdem Bischof Hermann Glettler und Aboualwafa Mohammed ihr Buch "Nicht den Hass, sondern der Liebe wählen".
Der Forschungscluster "Christian-Muslim Relations" ist Teil des europäischen Netzwerks der Jesuitenfakultäten ("Kircher-Netzwerk"). Er wird geleitet von Jaime Flaquer (Granada/Loyola Andalucía), Tobias Specker (Frankfurt) und Michaela Quast-Neulinger (Innsbruck). (Infos: https://kirchernetwork.org/groups/hest-group-christian-muslim-relations)
Eine Meldung von www.kathpress.at