Theologe Palaver: Negative Sicht der Kirche bei Peter Thiel

Der österreichische Theologe Wolfgang Palaver kennt den US-Milliardär und Trump-Berater Peter Thiel seit vielen Jahren. Er attestiert dem Unternehmer einen geradezu fanatischen Glauben.

Nach Ansicht des Theologen Wolfgang Palaver müsste für den Tech-Unternehmer und Milliardär Peter Thiel die katholische Kirche der Antichrist sein. "Peter Thiel glaubt geradezu fanatisch an den technologischen Fortschritt zur Rettung der Menschheit", sagte Palaver am Wochenende der "Süddeutschen Zeitung": "Doch er sieht heute eine Stagnation, was Innovationen und Fortschritt betrifft. Den Grund dafür sieht er in zu viel Regulierung und Sicherheitsdenken der Staaten und internationalen Organisationen."

 

Palaver ergänzte, Thiel verknüpfe das mit dem Antichristen aus den Johannesbriefen des Neuen Testaments und traditionellen Deutungen einer Stelle bei Paulus, wonach der Antichrist mit Frieden und Sicherheit locke, um die Menschen irrezuführen. "Für Thiel wäre deshalb eine Weltregierung, die alles reguliert, so etwas wie der Antichrist, den es unbedingt zu verhindern gilt." Und weiter: "Die katholische Kirche fordert schon seit der Kuba-Krise eine Weltautorität mit effizienten Mitteln. So gesehen müsste für Thiel auch die Kirche der Antichrist sein."

 

Palaver (67) ist emeritierter Professor für christliche Gesellschaftslehre an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck sowie Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Österreich. An der Uni Stanford lernte der Theologe bei einem Forschungsaufenthalt in den 1990er Jahren Peter Thiel (58) kennen. Bis heute stehen beide in Kontakt.

 

Heilung von Krankheiten
Auf die Frage, wie er damit umgehe, dass die von Thiel unterstützte neue Rechte sich christlich gebe und gleichzeitig empathielos Migranten verfolge, erwiderte Palaver: "Die christliche Botschaft ist inklusiv und tritt vorrangig für die Menschen am Rande ein." Aber es gehe etwas weiter. Thiel etwa begründe sein Streben nach Innovationen und technologischem Fortschritt damit, Krankheiten wie Demenz und Krebs endlich heilbar zu machen. "Das muss man zur Kenntnis nehmen. Er würde sagen: Und ihr nehmt in Kauf, dass weiterhin so viele Leute an diesen Krankheiten sterben, nur weil ihr keine Risiken eingehen wollt?" 

 

Palaver kritisierte zudem den US-Vizepräsidenten: "J. D. Vance ist ein gefährlicher Mann. In seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat er gefordert, die AfD nicht auszugrenzen, und seinen Vortrag mit einem biblischen Zitat von Johannes Paul II. abgeschlossen, um dem Ganzen einen religiösen Touch zu geben: 'Fürchtet euch nicht!'" Der Papst aus Polen sei aber immer antipopulistisch gewesen: "Für den Libertären Thiel sind Vance und Trump hilfreich, weil sie die Globalisierung zurückdrehen, die Demokratie und staatliche Institutionen zerstören, um so für etwas Neues Platz zu machen. Weniger Kontrolle und Regulierung und freie Hand für Unternehmer."

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

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Foto: Cincelli/dibk.at