„Tag der Menschenrechte“: Würde kennt keine Grenzen!
Die Rechte der Menschen sind keine Privilegien, sondern gelten für alle. Gerade angesichts von globalen Herausforderungen und politischer Verwerfungen zeigen diese Rechte, worauf es wirklich ankommt: Jeder Mensch ist wertvoll, einfach weil er existiert. Darauf weist die Diözese Innsbruck zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember hin. „Auf ein Bashing von NGOs und eine Verspottung derer, die sich anwaltschaftlich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen, müssen wir mit aller Klarheit reagieren“, so Bischof Hermann Glettler bereits zu Beginn einer Veranstaltung, die am 2. Dezember 2025 im Haus der Begegnung in Innsbruck stattfand.
Das Katholische Bildungswerk lud zu einem „Update Menschenrechte“ ein, bei dem Christine Baur, ehemalige Tiroler Soziallandesrätin und Gleichbehandlungsanwältin, mit dem Innsbrucker Diözesanbischof diskutierte. Das Thema lautete: „Menschenrechte unter Druck – wie universell sind sie wirklich?“ Unter der Moderation von Danijela Račić wurde mit persönlichen Erfahrungen ein weiter Bogen gespannt – von der Verletzung der Menschenrechte durch die hässliche Gewalt an Frauen über die aktuellen Herausforderungen einer härter werdenden Asylpolitik in Europa bis hin zu den globalen Folgen von Digitalisierung, Kriegsverbrechen und einer anhaltenden Klimaveränderung.
Dabei wurde deutlich: Menschenrechte sind weltweit gefährdet. „Sie sind zeitlos, aber nicht automatisch geschützt und erfordern Aufmerksamkeit, Mut und aktives Handeln“, wie es Christine Baur formulierte. Ihre Verteidigung hängt nicht allein von politischen Strukturen ab, sondern von einer Kultur der Würde, Verantwortung und Begegnung, zu der Kirche, Zivilgesellschaft und jeder Einzelne etwas beitragen muss. Bischof Glettler brachte dazu den schon 1997 eingeführten Begriff der allgemein gültigen „Menschenpflichten“ ins Spiel, weil es darauf ankommt, dass wir „im Antlitz jedes Menschen ein von Gott geliebtes Wesen in höchster Einmaligkeit erkennen, was zu einem menschlichen, an Respekt und Gerechtigkeit orientierten Verhalten verpflichte.“
Praktisch wird der Einsatz für Menschenrechte möglich und sichtbar in Lerncafés und Wohnprojekten für Geflüchtete, in Unterstützung für Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende, Armutsbetroffene oder Opfer von Gewalt – sowie in Projekten, die Kinderrechte und Gleichberechtigung erfahrbar machen, so die Diskutanten. „Kirchliche Initiativen auf allen Kontinenten leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der menschlichen Würde, sei es durch Bildungsarbeit, Begegnungen, interreligiösen Dialog oder konkrete Hilfe im Alltag“, führte Bischof Glettler aus.
Gerade vor dem Hintergrund geopolitischer Entwicklungen und verschärfter Asylregelungen in Europa sei es besonders wichtig, die unveräußerliche Würde jedes Menschen zu betonen. „Jede Form von Angstpolitik, Ausgrenzung und Marginalisierung von Geflüchteten und Schutzsuchenden ist klar abzulehnen“, so Baur. Vielmals sei eine Kultur der Verantwortung und Solidarität zu stärken – auch im digitalen Bereich, wo keine Hasspropaganda oder Menschenhetze das Heft des Handelns übernehmen dürfe. Abschließend Bischof Glettler: „Menschenrechte sind nicht nur ein Gesetzestext, sie sind eine tägliche Einladung, dafür einzutreten, dass jeder Mensch wertgeschätzt, geschützt und gehört wird.“
Fortsetzung im Neuen Jahr
Die Veranstaltungsreihe wird am Dienstag, 27.01.2026, um 19:00 Uhr fortgesetzt. Unter dem Titel „Vergangenheit verpflichtet – Menschenrechte als Grundlage gerechter Gesellschaften“ sprechen Shoura Zehetner-Hashemi von Amnesty International Österreich und Univ.-Prof. Wilhelm Guggenberger von der Universität Innsbruck über die historische Verantwortung Europas und die Frage, wie sich Freiheit, Würde und Gerechtigkeit heute neu denken lassen. Auch dieser Abend wird von Danijela Račić moderiert.
Den Abschluss bildet am Dienstag, 10.03.2026, um 19:00 Uhr ein Zwiegespräch zur digitalen Dimension der Menschenrechte. Unter dem Titel „Digitale Rechte als Menschenrechte – Brauchen wir eine neue Generation von Grundrechten?“ diskutieren Univ.-Prof. Matthias Kettemann und Ass.-Prof. Clara Rauchegger über Datenschutz, Netzneutralität und das Recht auf digitale Teilhabe. Die Moderation übernimmt Albona Berani von Radio FREIRAD.
Alle Veranstaltungen finden im Haus der Begegnung Innsbruck statt. Der Eintritt ist frei. Die Reihe wird gefördert von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung.
Foto: KBW Tirol
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