Medienethiker für stärkere Regulierung von Social Media
Für eine stärkere Regulierung von Social Media und einen gleichzeitigen Ausbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat sich der Sozial- und Medienethiker Alexander Filipovic ausgesprochen. Damit Medien die Rolle als machtkritische "vierte Gewalt" übernehmen können, brauche es nicht nur professionelle journalistische Produkte, sondern es gelte auch, gesellschaftliche Polarisierungen zu reduzieren. Diese würden durch "Netzwerkeffekte und die Aufmerksamkeitsökonomie" der Sozialen Medien verstärkt. "Wenn man den Like-Button verbieten würde - ein Gedankenexperiment -, dann hätten wir sofort eine weniger polarisierte, ruhigere und auch interessantere öffentliche Diskussion", so Filipovic in einer neuen Folge des Podcast "Der Sozialkompass" der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe).
Durch die Schnelligkeit und die direkten Antwortmöglichkeiten in den Sozialen Medien würde der Austausch von Argumenten und die Debatte leiden. Auch litte die Aufmerksamkeitsspanne, die Menschen journalistischen Produkten entgegenbringen. Den Social Media wohne ein Suchtpotenzial inne, das gerade junge Menschen gefährde: "Meines Erachtens gehört TikTok und anderes viel stärker reguliert", so der an der Universität Wien lehrende Medienethiker. Außerdem brauche es ergänzende Initiativen zur Förderung der Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern. Medienkompetenz sei dabei jedoch kein Gut, das man einmal erwirbt und dann besitzt - "es braucht Medienbildung vom frühen Kindergarten an und berufsbegleitend bis ans Lebensende".
Politikferner öffentlich-rechtlicher Rundfunk wichtig
Der Qualitätsjournalismus stehe heute zweifellos unter enormem Druck, führte Filipovic weiter aus. Er halte aber daran fest, dass ein funktionierender öffentlich-rechtlicher Rundfunk - ergänzt um einen privaten Medienmarkt - immer noch "das beste Bollwerk" gegen Entwicklungen wie etwa in den USA darstelle, wo die mediale Öffentlichkeit extrem polarisiert und die Medienmacht in den Händen einiger Superreicher versammelt ist. "Ein klug regulierter, politikferner öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist meines Erachtens ein eminent wichtiger Baustein" für eine funktionierende Öffentlichkeit, so Filipovic.
Zur Förderung des Qualitätsjournalismus müssten "Anreizstrukturen" geschaffen bzw. ausgebaut werden - etwa in Form von Förderungen, die an Qualitätsstandards gebunden sind, oder in Form einer Stärkung des Presserates. Solche Qualitätsförder-Maßnahmen würden künftig mit dem Anstieg von KI-Anwendungen im Bereich des Journalismus immer wichtiger. In dem Maße nämlich, wie die Generierung von Inhalten per KI die Kanäle öffentlicher Kommunikation zunehmend "verstopfen" werde, würden Menschen wieder vermehrt auf Qualität in der medialen Kommunikation achten - und auch Räume suchen, die frei von rasch gepulster Kommunikation sei. "Wir werden Parallelräume benötigen, um Formen von demokratischer Beteiligung in unserer völlig chaotischen medialen Situation überhaupt noch zu ermöglichen."
Seit drei Jahren widmet sich die ksoe in ihrem Podcast "Der Sozialkompass" aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und möglichen Lösungswegen. Dabei spricht ksoe-Direktor Markus Schlagnitweit mit Menschen, die diese Lösungswege suchen oder bereits beschreiten. Die aktuelle dritte Staffel steht unter dem Generalthema "Sozialer Friede". Gäste waren dabei bereits u.a. der frühere Bundespräsident Heinz Fischer, der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl, die KAÖ-Generalsekretärin Regina Petrik, die Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak und der "Mimikama"-Sprecher Andre Wolf. (Infos: www.ksoe.at/podcast)
Eine Meldung von www.kathpress.at
