„Ihr seid lebendige Zeichen der Hoffnung“

Weltkirche zu Gast im Tiroler Außerfern: 100 Jahre Missionsärztliche Schwestern

37 Schwestern und assoziierte Mitglieder der internationalen Ordensgemeinschaft der Missionsärztlichen Schwestern (Medical Mission Sisters) sind derzeit zu Gast im Tiroler Außerfern. Anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums ihrer Gemeinschaft kamen sie aus elf Nationen – darunter Pakistan, Indien, Philippinen, Venezuela, Kenia, Malawi, Äthiopien, Deutschland, Italien, Schweiz und Großbritannien – an den Geburtsort ihrer Gründerin Dr. Anna Dengel. Im Vorfeld der Feierlichkeiten am kommenden Samstag in Steeg trafen sie am Dienstagnachmittag Bischof Hermann Glettler.

 

Für Bischof Hermann lebendige Zeuginnen der Hoffnung 

In seiner Predigt beim gemeinsamen Gottesdienst betonte der Bischof die bedeutende Rolle der Schwestern als lebendige Zeuginnen der Hoffnung: „An den vielen Orten, wo ihr vor allem mit weiblicher Armut, medizinischer Unterversorgung und diversen Unrechtssituationen konfrontiert seid, begegnet ihr der bedrängenden Hoffnungslosigkeit mit eurem solidarischen Dasein. Davon ausgehend wirkt ihr in beeindruckender Weise für die körperliche Gesundheit und ein ganzheitliches Heilwerden der Menschen.“

 

Bischof Glettler wies wertschätzend auch auf die multikulturelle Zusammensetzung der Missionsärztlichen Schwestern: „Ihr gebt uns das Zeugnis einer globalen Geschwisterlichkeit, die gerade angesichts der aggressiver werdenden Nationalismen und diverser Ideologien von unschätzbarem Wert ist.“

 

Weltweites Engagement seit einem Jahrhundert 

Seit 100 Jahren engagieren sich die Missionsärztlichen Schwestern weltweit für Heilung im umfassenden Sinne – medizinisch, sozial, spirituell und politisch. Heute wirken sie in 23 Ländern und bringen Expertise in unterschiedlichsten Bereichen mit: Medizin, Pflegedienst, Sozialarbeit, Theologie, Seelsorge, Bildung, Menschenrechte und mehr. Die Gründerin der Gemeinschaft, Anna Dengel, wurde 1892 in Steeg im Lechtal geboren. Als eine der ersten Frauen studierte sie Medizin, um dann in der Mission in Rawalpindi, v. a. für Mütter und Kinder, tätig zu werden. 1925 gründete sie die SCMM und holte die ärztliche Mission als Heilungsauftrag in die Katholische Kirche zurück. Viele Jahre musste sie auf die kirchliche Anerkennung der SCMM warten, da zuvor das Kirchenrecht, das Ordensfrauen umfassende ärztliche Tätigkeiten verboten hatte, geändert werden musste.

 

Zentrale Themen bei Treffen im Lechtal 

Bei dem intensiven Erfahrungsaustausch mit dem Tiroler Diözesanbischof berichteten die Schwestern eindrucksvoll von ihrer Arbeit in Konfliktzonen, ihrem Einsatz für Menschenrechte und ihrem Leben unter schwierigen politischen Verhältnissen. Ein zentrales Thema war die Zusammenarbeit mit den nichtchristlichen Religionen. Stellvertretend berichteten die Vertreterinnen aus Pakistan und Indien, die eng mit Muslimen, Hindus und anderen Glaubensgemeinschaften arbeiten, dass ihr Leben und Arbeiten permanent durch den Blasphemie- und verdeckten Missionierungsvorwurf belastet ist.

 

Besondere Erwähnung fand auch die Situation der indigenen Bevölkerung auf den Philippinen, die unter Militarisierung und Menschenrechtsverletzungen leidet. In diesem Kontext wurde der Wert der internationalen Solidarität betont, um den Stimmen der Unterdrückten Gehör zu verschaffen. Bischof Glettler fragte nach der Quelle und längerfristigen Selbstfürsorge der Schwestern, die an den vielen „wunden Krisenorten“ unserer Welt im Einsatz sind.

 

Für die Missionsärztlichen Schwestern ist das gemeinsame, aber nicht streng monastisch geregelte Gebet die eindeutig „erste Quelle der Kraft und des inneren Friedens“. Das Gebet, zu dem sie in ihren Hausgemeinschaften oftmals auch die Nachbarschaft einladen, ist ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit in den schwierigsten Momenten: „Das Gebet gibt uns die Stärke, den Menschen in Not beizustehen“. Einige Schwestern berichteten auch, dass sie sehr viel Kraft aus der direkten Begegnung mit den Ärmsten, Einsamen, Sterbenden und Hoffnungslosen schöpfen. „Sharing“ – das Teilen des Lebens, Glaubens und Engagements – war das zentrale Motiv ihrer menschlich zutiefst berührenden Berichte.

 

Höhepunkt am kommenden Sonntag in Steeg 

Der Besuch der Schwestern in Tirol dauert von Sonntag, 4. Mai, bis Sonntag, 11. Mai 2025. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist ein feierlicher Gottesdienst am Samstag, 10. Mai, um 14 Uhr in Steeg, zu dem die Pfarrgemeinden und die Bevölkerung des Lechtals herzlich eingeladen sind.

 

Das Jubiläumsjahr der Missionsärztlichen Schwestern wurde bereits am 30. September 2024 in Ghana eröffnet und wird weltweit mit Partnerorganisationen, Freunden und Unterstützern gefeiert. Die Missionsärztlichen Schwestern verstehen sich als weltweite Gemeinschaft mit interkulturellem Leben und globaler Verantwortung. Ihr Engagement verbindet Heilung mit dem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.

„Ihr seid lebendige Zeichen der Hoffnung“
Bischof Hermann Glettler mit Generalkoordinatorin Sr. Agnes Lanfermann MMS und den Missionsärztlichen Schwestern aus 11 Nationen. Foto: Gisella Schiestl/dibk.at