Große Familienwallfahrt in Rom mit Bischof und Papst
Das laufende Heilige Jahr 2025 der Katholischen Kirche nimmt an diesem Wochenende besonders die Familien und die Großeltern in den Blick. 60.000 Gläubige aus 120 Ländern, darunter viele Familien mit Kindern, sind laut Angaben des Vatikans nach Rom gekommen, um dort von Freitag bis Sonntag an der ihr gewidmeten Jubiläumsfeier teilzunehmen. Die Delegation aus Österreich besteht unter anderem aus einer 50-köpfigen Gruppe aus der Diözese Innsbruck. Sie wird angeführt von Bischof Hermann Glettler, der in der Bischofskonferenz auch für das Familienreferat zuständig ist.
Beeindruckt von der Stimmung in Rom äußerte sich im Telefonat mit der Nachrichtenagentur Kathpress Arno Cincelli von der Pressestelle der Diözese Innsbruck. "Man geht von der Engelsburg zum Petersdom und hört überall geistliche Gesänge und Gebete. Nicht nur Touristen, sondern vor allem Pilger füllen derzeit die Straßen." Für die Pilger sei dies ein "wahnsinnig schönes Gefühl der Gemeinschaft".
Die Tiroler Abordnung - darunter Ehren- und Hauptamtliche der pfarrlichen und diözesanen Familienpastoral sowie Multiplikatoren - hatte am Donnerstag bei der Anreise per Bus in der Autobahnkirche S. Giovanni Battista bei Florenz Zwischenstation gemacht und dort mit Glettler den Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt gefeiert. Der Bischof deutete das Hochfest als Auftrag Jesu, ab nun selbst Verantwortung zu übernehmen, hinauszugehen und in seinem Namen zu wirken. Das "Raus aus dem Hotel Mama - jetzt seid ihr dran!" gelte auch in der Familienseelsorge, so Glettler in seiner Predigt.
Am Freitag, zum offiziellen Auftakt des Treffens in Rom, stand für die österreichischen Pilgerinnen und Pilger die Wallfahrt zu den Heiligen Pforten der römischen Papst-Basilika auf dem Programm. Bischof Glettler war inzwischen gemeinsam mit einem Team vom Institut für Ehe und Familie (IEF) bei Gesprächen im Dikasterium für Laien, Familie und Leben und wurde dort vom beigeordneten Sekretär, Kurienbischof Dario Gervasi, empfangen. Für Samstagnachmittag hat Glettler zu einer Stadtführung in Rom, zu einer Heiligen Messe und einer Begegnung der in Rom anwesenden Österreichern geladen.

Im allgemeinen Programm des Großevents waren am Freitag und Samstag in der ganzen römischen Altstadt verteilt sogenannte "Dialoge mit der Stadt" angekündigt: Spielerische, kulturelle, künstlerische und spirituelle Begegnungen auf den Plätzen, die von verschiedenen Institutionen, Vereinigungen und Bewegungen im Bereich Familienpastoral organisiert werden. Weiters wurden Katechesen geboten - wie etwa über den "Wert des Alters" - sowie eine Fachtagung an der Universität LUMSA über die Bedeutung von Familien heute und deren Vernetzung.
Am Samstagabend findet als erster gemeinsamer Höhepunkt ein großes "Fest der Familie" vor der Lateran-Basilika mit Gebetsvigil und einem gemeinsamen Rosenkranzgebet als Abschluss des Marienmonats Mai statt. Die italienische TV-Moderatorin Lorena Bianchetti moderiert die Feier mit Erfahrungsberichten von Familien sowie auch vom Schauspieler Giovanni Scifoni, zur Musik von christlichen Rockbands wie "The Sun" und "Gen Verde" sowie vom jungen Saxophonisten Alfio Russo.
Feierlicher Abschluss und Höhepunkt der Jubiläumsfeier ist dann am Sonntag die gemeinsame Freiluft-Eucharistiefeier mit Papst Leo XIV. auf dem Petersplatz.
Stunde der "Movimenti"
Die größten Pilgergruppen des Treffens kommen laut Vatikan neben Italien aus Spanien, den USA, Polen und Portugal, doch auch aus Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Mexiko, Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Kanada, Rumänien, den Philippinen und Chile haben sich zahlreiche Pilger angemeldet. Beteiligte Organisationen sind unter anderem das Päpstliche Komitee für den Weltkindertag, die Gemeinschaft Emmanuel, der Neokatechumenale Weg, Sant'Egidio, Fokolarbewegung, die Franziskanische Bewegung, die Katholische Aktion Italiens, die katholische charismatische Erneuerung, die internationalen Familienverbände sowie die "Catholic Grandparents Association".
Eine Meldung von www.kathpress.at


Familien-Institut der Bischöfe im Dialog mit Dikasterium in Rom
Anlässlich des bis Sonntag in Rom stattfindenden "Jubiläums der Familien" hat am Freitag im Vatikan ein Treffen zwischen dem Institut für Ehe und Familie (IEF) der Österreichischen Bischofskonferenz und dem Dikasterium für Laien, Familie und Leben stattgefunden. Bischof Hermann Glettler nahm in seiner Funktion als Familienbischof in Österreich daran teil. Gesprächspartner aufseiten des Dikasteriums waren Prof. Gabriella Gambino, Kurienbischof Dario Gervasi sowie Leonardo Nepi. Im Rahmen des Treffens wurden zentrale Aspekte der familienpastoralen Arbeit in Österreich vorgestellt, darunter auch die Arbeit der Familienkommission und des "Forums für Beziehungen, Ehe und Familien".
Ein besonderer Fokus lag in den Gesprächen auf dem Projekt "Familienfreundliche Pfarre", das Pfarren auf ihrem Weg begleiten möchte, Anliegen und Lebenssituationen von Familien stärker in den Mittelpunkt zu rücken, Räume der Begegnung zu fördern und Familien als Teil der pfarrlichen Gemeinschaft wertzuschätzen. Thema waren aber auch der unmittelbar bevorstehende Start der "ARISE"-Akademie für Lebens- und Sozialberatung, das IEF-Beratungsangebot für Familien in besonderen Herausforderungen, die Bemühungen um einen konstruktiven Dialog mit der Gesellschaft sowie das politische Engagement des Katholischen Familienverbands in Österreich.
Berufung zur Ehe
Im zweiten Teil des Treffens ging es um aktuelle Herausforderungen in der aktuellen Ehe- und Familienpastoral. Gambino betonte, dass eine vordringliche Aufgabe darin bestehe, die Berufung zur Ehe frühzeitig zu vermitteln, bzw. die sakramental geschlossene Ehe überhaupt als echte christliche Berufung wahrzunehmen. Die Sakramentenvorbereitung für Kinder und Jugendliche eröffne diesbezüglich einen Raum, um Themen wie Beziehung, Sexualität und Lebensgestaltung von Anfang an ganzheitlich einzubeziehen. Familienpastoral müsse quer zu allen Bereichen kirchlichen Lebens geplant werden - sie sei nicht ein Teilbereich, sondern betreffe alle pastoralen Felder.
Familien selbst sollten dabei nicht nur Empfänger, sondern aktive Gestalter der Pastoral sein. Dabei sei auch eine vertiefte theologische Auseinandersetzung notwendig. Die Familie als "Hauskirche" (domestic church) sei nicht nur ein Ort kirchlichen Lebens, sondern selbst "kirchliches Subjekt" - mit einer eigenen Identität und Sendung. Ziel müsse es sein, eine neue Generation darauf vorzubereiten, einladend zu agieren ("accoglienti"), offen für andere Familien und Menschen am Rand. Gerade im Engagement im sozialen Umfeld, in der Nachbarschaft und im eigenen Wohnviertel können Familien "Zeugnis geben und evangelisierend wirken".
Bei Problemen nahe sein
Bischof Glettler betonte, die heutige Familienpastoral benötige eine "doppelte Bewegung": Einerseits gelte es, die Berufung und Vision einer christlichen Familie aufrechtzuerhalten, und andererseits, ohne moralische Belehrung jenen nahe zu sein, die mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, unter den Folgen einer gescheiterten Beziehung leiden oder eine zweite Ehe eingegangen sind. Ebenso verwies der Familienbischof auf die Problematik der digitalen Mediennutzung: Viele litten unter der voranschreitenden Zerstreuung und der damit einhergehenden Isolation - jedes Familienmitglied sei in der digitalen Welt für sich unterwegs, was das Miteinander im Alltag extrem erschwere. Für diese Situation brauche es eine neue pastorale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit.
Abschließend wurde die wachsende gesellschaftliche und politische Relevanz der Familie betont, auch im Kontext des demografischen Wandels. Es werde immer deutlicher, dass viele Aufgaben - insbesondere im Bereich der Sorge füreinander ("multiple care") - nicht allein durch staatliche Strukturen, sondern nicht zuletzt durch das konkrete Engagement von Familien getragen werden könnten. Dazu gehöre vor allem die Sorge für ältere Personen mit fortgeschrittener Gebrechlichkeit und Demenzerkrankungen. Die Bedeutung der Familie als "Pilger der Hoffnung" reiche damit weit über den kirchlichen Raum hinaus, fasste Bischof Glettler zusammen. Sie seien trotz der vielen aktuellen Herausforderungen "Anwälte der Zukunft in einer verwundeten Gesellschaft".

