P. Engelbert Kolland: Dreiunddreißig bewegte Lebensjahre

Sohn von Geheimprotestanten aus dem Zillertal wurde Märtyrer für den christlichen Glauben in Syrien – Von Georg Schimmerl, Erzdiözese Wien

Michael Kolland wurde 1827 in der Ortschaft Ramsau, Teil der Pfarre Zell am Ziller, als Sohn von „Inklinanten“, das heißt protestantischer Eltern, die nach außen hin ihre religiöse Überzeugung verbergen mussten, geboren und katholisch getauft. Schon bald erlebte er den Druck der religiösen Intoleranz im Fürsterzbistum Salzburg am eigenen Leib: seine Eltern waren gezwungen, in die Steiermark auszuwandern. Der Elfjährige blieb mit einem Bruder bei Bekannten zurück, konnte aber in Salzburg das Gymnasium „Rupertinum“ unweit der Franziskanerkirche (heute ein bekanntes Museum) besuchen. Zunächst scheiterte der junge Michael allerdings am Lateinunterricht, gleichzeitig hatte er aber eine erste Ahnung seiner Berufung.

 

Der häufige Besuch der nahen Franziskanerkirche weckte in ihm den Wunsch, in den Orden der Minderbrüder einzutreten. Nach einem zweiten, diesmal erfolgreichen Anlauf im Salzburger Gymnasium, trat er 1847 als Frater Engelbert in den Franziskanerorden ein, wurde 1851 in Trient zum Priester geweiht und nutzte einen Aufenthalt im Bozener Kloster, um mehrere moderne Fremdsprachen zu erlernen. Der ehemalige Schulabbrecher beherrschte in wenigen Jahren Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch, vor allem aber Arabisch. Sein Wunsch, Missionar zu werden, erfüllte sich 1855 mit der Entsendung ins Heilige Land. Nach einer beschwerlichen Reise erreichte P. Engelbert Jerusalem, verbrachte einige Monate in der Grabeskirche und wurde schließlich ins Pauluskloster seines Ordens nach Damaskus gerufen.

 

In Syrien wurde aus dem jungen Zillertaler bald der allseits beliebte Volksseelsorger „Abuna Malak“- „Vater Engel“. Seine große Offenheit für die Kultur und die Lebensweise seiner orientalischen Umgebung war wohl nicht allen Mitbrüdern ganz geheuer. Bald merkte Engelbert nämlich, dass es nicht reichte, die Eucharistie zu feiern und die Sakramente zu spenden. Er nahm sich vor allem auch der vielen menschlichen, sozialen und gesundheitlichen Nöte der Menschen an. Die gewalttätigen Spannungen zwischen muslimischen Drusen und der christlichen Bevölkerung gingen auch an ihm nicht spurlos vorbei. 1858 entging er nur knapp einem Anschlag.

 

Vor über 160 Jahren, am 10. Juli 1860, wurde er zusammen mit seinen sieben Mitbrüdern und drei maronitischen Christen, die sich im Kloster aufhielten, mit einer Axt erschlagen, nachdem er die Aufforderung, Moslem zu werden, zurückgewiesen und vor den Attentätern laut seinen Glauben zu Christus bekannt hatte. Er starb im Alter von 33 Jahren, dem „Vollalter Christi“, als Zeuge eines Lebens aus dem Evangelium, von Geburt an eingespannt in den schmerzhaften Konflikt zwischen den christlichen Konfessionen und als Opfer religiös motivierter Gewalt. 1926 wurde er gemeinsam mit seinen Mitbrüdern von Papst Pius XI. in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen.

P. Engelbert Kolland: Dreiunddreißig bewegte Lebensjahre
Portraitfoto aus Kollands Zeit in Damaskus - Bildnachweis: Franziskaner Hall