Schöpfungsverantwortung ist gemeinsames Anliegen aller
Schöpfungsverantwortung ist ein religionsverbindendes Anliegen, aus dem die Verpflichtung für die Religionsgemeinschaften erwächst, "die Politik auf die universelle Verantwortung des Menschen" hinzuweisen und "wann immer es möglich ist", dafür auch einzutreten: Darin zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer großen interreligiösen Tagung einig, die am 21./22. Mai an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck stattfand. "Der Mensch muss in seiner spirituellen Dimension erkennen, dass die Erde, die belebte und unbelebte Natur, ihm nur anvertraut sei und somit nicht von ihm rücksichtslos ausgebeutet oder gar zerstört werden darf", fassten die Initiatoren, der emeritierte Kirchenrechtler Prof. Wilhelm Rees und der Rechtshistoriker Prof. Johann Bair, zusammen.
Die Tagung stand unter dem Titel: "Religion und Politik angesichts neuer Herausforderungen mit Blick auf Umwelt, soziale Nöte, ethisches Handeln und Migration" und gliederte sich in fünf thematische Panels mit insgesamt 16 Referierenden aus christlichen, islamischen, buddhistischen, bahá'í-, alevitischen und sikhischen Traditionen. Die Veranstaltung setzte eine bereits 2015 gestartete Tagungsreihe zum Generalthema "Religion und Staat im Brennpunkt" fort.
Seitens der katholischen Kirche nahm der Sozialethiker und Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), Markus Schlagnitweit, teil. Er betonte laut Aussendung in seinem Statement, dass es Aufgabe der Religion sei, gesellschaftliche Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Dabei könne die katholische Soziallehre sehr hilfreich sein. Auf das von der evangelischen Kirche entwickelte eigene österreichweite Klimaschutzkonzept und dessen Vorbildwirkung auch für andere Religionen und Kirchen verwies die Leiterin der Tiroler evangelischen Krankenhausseelsorge, Ulrike Swoboda.
Die altkatholische Bischöfin Maria Kubin verwies darauf, dass kleinere Kirchen wie ihre eigene eine besondere Lösungskompetenz in lokalen Räumen hätten, da sie besonders nah an den Menschen und ihren Nöten seien. Für eine stärkere Teilhabe der Religionen an laufenden ethischen Diskursen zum Thema Schöpfungsverantwortung plädierte Kam Hreyre von der Islamischen Glaubensgemeinschaft - und Prof. Erdal Kalayci, der Leiter der Alevitischen Akademie, sah in den Religionsgemeinschaften wichtige zivilrechtliche Akteure, die den in der Gesellschaft vorhandenen Hunger nach Spiritualität zu stillen versuchten.
Weitere Teilnehmenden waren Oliver Fichtberger (Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten), Ruben C. Avram (Pfingstkirche Gemeinde Gottes), Walter Hessler (Neuapostolische Kirche), Gursharan Singh Mangat (Obmann des Vereins Sikh Gemeinde Österreich), René Alexander Krywult (Kirche Jesu Christ der Heiligen der Letzten Tage), Roland Spadinger (Bahai Gemeinde), Edwin Jung (Präses der Freien Christengemeinschaft in Österreich) und Erika Erber (Vizepräsidentin Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft).
Die vergangenen Tagungen behandelten die Themen "Anerkannte Religionsgemeinschaften in Österreich und ihre Erwartungen an das Staat-Kirche-Verhältnis", "Religionsunterricht in der öffentlichen Schule im ökumenischen und interreligiösen Dialog", "Fundamentalismus: Bedeutung, Rolle und Umgang", "Leistungen der Kirchen und Religionsgemeinschaften für Staat und Gesellschaft" sowie "Religiöse Symbole". Im Jahr 2020 konnte aufgrund der Pandemie keine Tagung stattfinden. Im Jahr 2021 fand die Tagung virtuell statt. Thema war "Die Stellung der Frau im Blickfeld von Kirchen und Religionsgemeinschaften und ihre Rolle in Staat und Gesellschaft". Im Jahr 2022 war "Religion und Geschlechtlichkeit/Geschlecht" Thema, im Jahr 2023 die "Relevanz von Kirchen und Religionsgemeinschaften im gesellschaftlich-politischen Diskurs" und im Jahr 2024 "Seelsorge angesichts von Säkularisierung, interreligiösem Dialog und Pluralität".
Eine Meldung von www.kathpress.at
