Weltfamilientreffen: Papst ermutigt Eltern zum Loslassen

Franziskus bei zentraler Messe auf dem Petersplatz: Kindern ohne Angst Leidenschaft für das Leben vermitteln und ihren Wunsch wecken, die eigene Berufung zu finden

Papst Franziskus hat Eltern davor gewarnt, zu ängstlich und überfürsorglich mit ihren Kindern umzugehen. "Ihr sollt eure Kinder nicht vor jeder Art von Schwierigkeiten und Leiden bewahren, sondern versuchen, ihnen die Leidenschaft für das Leben zu vermitteln, in ihnen den Wunsch zu wecken, ihre Berufung zu finden", so das Kirchenoberhaupt während der Messe zum 10. Weltfamilientreffen am Samstagabend auf dem Petersplatz. "Dann werdet ihr sehen, dass sie von dieser Sendung ergriffen werden und die Kraft haben, die Schwierigkeiten des Lebens zu meistern."

 

Es gebe keinen besseren Weg, einem Kind zu helfen und es zum Nachspüren seiner Berufung zu ermutigen, fuhr der Papst fort, als ihm sehen zu lassen, wie die Eltern "treu und geduldig" ihre eigene Mission leben, "trotz der Schwierigkeiten, traurigen Momente und Prüfungen". Gerade die nicht-besitzergreifende Familienliebe sei das, was Kinder dazu antreibe, flügge zu werden, so der 85-Jährige weiter. Junge Menschen rief Franziskus dazu auf, nicht vor Krisen wegzulaufen: "Geht nicht den einfachsten Weg zurück zu Mama, geht euren Weg immer weiter."

 

Zugleich dankte Franziskus Paaren für ihren Mut, eine Familie zu gründen. Es sei eine mutige Entscheidung, "anstatt als 'Inseln' zu leben, sich 'in den gegenseitigen Dienst' zu stellen". Familie sei ein Ort der Begegnung, des Teilens, "der erste Ort, an dem man zu lieben lernt". Das dürfe man nie vergessen.

 

Oft sei die Realität jedoch eine andere, bekannte der Papst. Deshalb sei es notwendig, die Familie zu verteidigen und sich zu engagieren, damit sie ihre DNA nicht verliere, nämlich "die Gastfreundschaft und den Geist des Dienens". Diese komme auch in einer gerechten Beziehung zwischen den Generationen und in der "Weitergabe des Staffelstabs" zwischen Eltern und Kindern zum Ausdruck.

 

Die Messe mit dem Papst war der Höhepunkt des diesjährigen Weltfamilientreffens im Vatikan. Rund 2.000 Delegierte aus 120 Ländern - darunter auch elf Österreicher - nehmen an dem bis Sonntag dauernden Treffen teil, wobei an dem Gottesdienst am Petersplatz über 25.000 Menschen zugegen waren. Der Fokus liegt auf der pastoralen Fürsorge gegenüber Familien. Thematische Schwerpunkte sind etwa der Dialog zwischen Jung und Alt, Herausforderungen des Ehelebens, aber auch Sexualität und Migration. Das Motto lautet "Die Liebe in der Familie: Berufung und Weg zur Heiligkeit".

 

Das nächste Zusammentreffen von Familien mit Franziskus werde anlässlich des Heiligen Jahres 2025 erneut in Rom stattfinden, kündigte der Leiter der vatikanischen Familienbehörde, Kardinal Kevin Farrell, am Ende der Messe an. Das offizielle 11. Weltfamilientreffen solle 2028 begangen werden. Auf Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) war 1994 das erste Weltfamilientreffen in Rom ins Leben gerufen worden. Seither findet es in der Regel alle drei Jahre statt.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

 

Bischof Hermann bei einer Live-Schaltung während des Weltfamilientreffens - Foto: David Rosenkranz