Stellungnahmen zu neuen Missbrauchsvorwürfen

Die Ombudsstelle hat nun auf Wunsch des möglichen Opfers eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

In den Medien wird derzeit über einen möglichen Missbrauch eines Franziskanerpriesters berichtet. 

In der Online- und Printausgabe der Tiroler Tageszeitung vom 30. Juni erschien ein Artikel von Brigitte Warenski unter dem Titel „Nötigung: Ombudsstelle erstattet Strafanzeige“. Eine wesentliche Aussage ist darin falsch.

 Die Ombudsstelle erstattet grundsätzlich KEINE Strafanzeige, die Ombudsstelle reicht auf Wunsch des möglichen Opfers eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft weiter.

Auf Wunsch der möglichen Opfers, ein Mail erreichte die Ombudsstelle am 29. Juni, wurde nun eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt.

 Wir hoffen, damit einen Beitrag zu einer korrekten Berichterstattung zu liefern.

www.dibk.at bringt außerdem die kompletten Stellungnahmen von Generalvikar Jakob Bürgler von der Diözese Innsbruck sowie die Presseaussendung der Franziskaner Provinz Austria zu den Vorwürfen. Beide Seiten betonen ausdrücklich, an deren Aufklärung sehr interessiert sein. Abschließend bringen wir die aktuelle Aussendung der KATHPRESS zu diesem Fall.
Stellungnahme aus der Diözese Innsbruck
Generalvikar Mag. Jakob Bürgler: „Vorwürfe gegen den beschuldigten Priester sind im Oktober 2010 in der Ombudsstelle der Diözese Innsbruck eingegangen. Damals hat das mutmaßliche Opfer eine Weiterleitung an die kirchliche Obrigkeit nicht verfolgt. Sobald dieser Wunsch des mutmaßlichen Opfers klar war, hat die Ombudsstelle umgehend die Leitung des Ordens informiert und sie zur weiteren Bearbeitung der Anschuldigungen aufgefordert. Dies ist auch geschehen. Weil der beschuldigte Priester keine offiziellen Aufgaben von der Diözese Innsbruck übertragen bekommen hat, ist der Obere der Ordensgemeinschaft die zuständige Autorität.
Als Generalvikar der Diözese Innsbruck bin ich erst am 21. Juni 2011 über die Anschuldigungen informiert worden. Die Verantwortung liegt weiterhin bei der Leitung der Ordensgemeinschaft. Ich habe umgehend mit dem Verantwortlichen des Ordens Kontakt aufgenommen. Ich bin mir sicher, dass dieser die weiteren Schritte entsprechend den Richtlinien der Österreichischen Bischofskonferenz setzt und gewissenhaft und nachhaltig an der Klärung der Vorwürfe arbeitet.“
Stellungnahme der Franziskaner Provinz Austria
Bezugnehmend auf den Artikel von Brigitte Warenski in der Tiroler Tageszeitung vom 27.06.2011 wird folgendes festgehalten:
Von jahrzehntelanger Geheimhaltung kann im vorliegenden Fall nicht gesprochen werden. Zum ersten Mal wurde Provinzial P. Rupert Schwarzl am 8. November 2010 durch Mag. Hans Tauscher von der diözesanen Ombudsstelle Innsbruck mit der Frage konfrontiert, ob er von solchen Vorwürfen wisse oder diese für ihn völlig neu seien. Dazu gab P. Schwarzl am folgenden Tag dem Leiter der Ombudsstelle der Diözese Innsbruck die Auskunft, es sei ihm dazu bisher nichts bekannt. Zitat aus der Email an die Ombudsstelle: „Halten Sie mich bitte am laufenden.“
Der nächste Kontakt mit der Ombudsstelle erfolgte am 13. März 2011 mit der Meldung eines Übergriffes durch den ehemaligen Leiter des Jugendzentrums S. Lorenzo in Rom im Jahr 1984.
Provinzial P. Rupert Schwarzl hat am 17. März 2011 den Betroffenen mit den Anschuldigungen konfrontieren. Dieser Gesprächstermin wurde der Ombudsstelle bereits am Tag vorher mitgeteilt. Nachdem der Betroffene den Ombudsmann telefonisch mehrmals nicht erreichen konnte, hat er ihm schriftlich ausführlich eine Sachverhaltsdarstellung aus seiner Sicht mitgeteilt. Erst ab diesem Zeitpunkt kam es zur ausführlicheren Korrespondenz zwischen dem Beschuldigten und der Ombudsstelle.
Vom 2.-6. Mai 2011 fand das Provinzkapitel der Franziskanerprovinz Austria statt, in dessen Folge es zu personellen Änderungen kam. P. Oliver Ruggenthaler wurde zum neuen Provinzial gewählt. Im Rahmen dieses Kapitels wurden von der neuen Provinzleitung auch schon andere personelle Vorentscheidungen getroffen. Dazu zählte unter anderem der altersbedingter Wechsel in der Aufgabe des im 76. Lebensjahr stehenden Beschuldigten als Schulseelsorger. Es kann nicht, wie im TT Artikel angesprochen, von einer durch den neuen Provinzial verhängten Suspension die Rede sein. Dieser Begriff wurde von ihm nie verwendet.
Nach mehrmaliger Rücksprache des neuen Provinzials mit dem Beschuldigten, ergab sich, dass das in der TT zitierte und inzwischen widerrufene Schuldeingeständnis vom 18. Juni 2011 unter großem  psychischen Druck zustande gekommen ist.
Die Provinzleitung ist sehr daran interessiert, die nach 27 Jahren erfolgten Anschuldigungen gemäß den Richtlinien der Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz vom Juni 2010 zu klären und gegebenenfalls über einen beauftragten Rechtsanwalt Strafanzeige zu erstatten.
Abschließend sei noch betont und versichert, dass die Provinzleitung die Angelegenheit einer raschen und objektiven Klärung zuführen wird. 

KATHPRESS: Missbrauch: Franziskaner wollen "rasche und objektive Klärung" 

Franziskanerprovinz will "die nach 27 Jahren erfolgten
Anschuldigungen" nach Richtlinien der Bischofskonferenz klären -
Betroffener altersbedingt kein Schulseelsorger mehr.
Innsbruck, 28.06.11 (KAP) Nach Bekanntwerden von
Missbrauchsvorwürfen gegen einen Tiroler Franziskanerpater ist der
Orden um eine "rasche und objektive Klärung" bemüht. Man sei sehr
daran interessiert, "die nach 27 Jahren erfolgten Anschuldigungen
gemäß den Richtlinien der Rahmenordnung der Österreichischen
Bischofskonferenz vom Juni 2010 zu klären", hieß es in einer der
"Kathpress" vorliegenden Stellungnahme der Franziskanerprovinz
Austria gegenüber der "Tiroler Tageszeitung". Gegebenenfalls wolle
man auch von sich aus Strafanzeige erstatten.
Dass der betroffene Mitbruder aufgrund der nun bekanntgewordenen
Vorwürfe suspendiert worden sei, wie in Medienberichten zu lesen
war, sei falsch: Bereits im Zuge des Provinzkapitels vom 2. bis 6.
Mai 2011 sei der "altersbedingte Wechsel in der Aufgabe des im 76.
Lebensjahr stehenden Beschuldigten als Schulseelsorger" entschieden
worden, so die Franziskanerprovinz.
Auch sei das in Medien zitierte "und inzwischen widerrufene
Schuldeingeständnis vom 18. Juni 2011 unter großem psychischen Druck
zustande gekommen". Dies habe sich nach mehrmaliger Rücksprache des
- beim Provinzkapitel im Mai neu gewählten - Provinzials P. Oliver
Ruggenthaler mit dem Beschuldigten herausgestellt.
Erstmals habe der vorherige Provinzial, P. Rupert Schwarzl, am 8.
November 2010 durch die diözesane Ombudsstelle Innsbruck von den
Vorwürfen erfahren und darum gebeten, "auf dem Laufenden" gehalten
zu werden. Der nächste Kontakt mit der Ombudsstelle sei am 13. März
2011 erfolgt. Am 17. März 2011 habe man schließlich den Betroffenen
mit den Anschuldigen konfrontiert.
Die Anschuldigen kommen von einer heute 45-jährigen Frau, die nun
Anzeige gegen den Franziskanerpater und gleichzeitig gegen den
Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (Missio) erstattet
hat. Laut ihren Angaben soll es zu Übergriffen durch den Ordensmann
gekommen sein, als sie noch minderjährig gewesen sei; die Vorwürfe
an den "Missio"-Nationaldirektor betreffen mutmaßliche Ereignisse ab
1994. Die beiden Priester weisen die Vorwürfe zurück.
Die Unabhängige Opferschutzkommission um Waltraud Klasnic hat der
Frau im Sinne einer "Soforthilfe" ohne nähere Prüfung der Vorwürfe
Unterstützung für eine Therapie zugesprochen, um "rasch und
unbürokratisch" zu helfen, wie Kommissionsmitglied Kurt Scholz am
Montag erklärt hatte. Nun will die Einrichtung den Fall umgehend
prüfen und entscheiden, ob der Betroffenen auch eine finanzielle
Hilfe zugesprochen wird. 

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