Sigismund Waitz: Politiker, Seelsorger, Theologe, Kirchenfürst

Soeben ist ein Buch über (Erz)Bischof Sigismund Waitz erschienen. Er war eine der schillerndsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Kirche Österreichs in den extremen Umbruchsjahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Im Verlag Tyrolia ist soeben das Buch „Sigismund Waitz - Seelsorger, Theologe, Kirchenfürst“ erschienen. Es handelt sich um ein für die Geschichte Tirols südlich und nördlich des Brenners, Salzburgs und Vorarlbergs, aber auch für die Kirchengeschichte ganz Österreichs interessantes und aufschlussreiches Werk.

Herausgeber des Buches ist Helmut Alexander, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck und Verfasser zahlreicher Publikationen zur Tiroler Geschichte (u. a. auch über Bischof Paulus Rusch). Das Buch enthält die mit Bildern ergänzten und z. T. überarbeiteten neun Referate, die im Oktober 2009 auf einem Symposium in Innsbruck über Waitz gehalten wurden. Das Symposium hatten die Diözese Innsbruck und das Institut für Geschichte und Ethnologie der Universität Innsbruck veranstaltet.

Denken und Handeln der Kirche in Österreich mitgeprägt 

Sigismund Waitz (1864-1941): Er stammte aus Brixen in Südtirol. Er war zunächst Kooperator, rühriger Lokalpolitiker, Redakteur im Fahrwasser der Christlich-sozialen Bewegung, dann Professor für Moraltheologie, Seelsorger im Schützengraben. Als Brixner Weihbischof und Generalvikar in Vorarlberg, Bischof der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch und schließlich als Erzbischof von Salzburg wurde er zu einer der schillerndsten, zugleich aber auch einflussreichsten Persönlichkeiten der Katholischen Kirche in Österreich.

Das Buch zeichnet den spannenden Lebensweg und das Wirken dieses enorm arbeitsamen Mannes nach. Er hat das theologische, pastorale und politische Denken und Handeln der damaligen Kirche in Österreich entscheidend mitgeprägt. Dem politischen Katholizismus und der Monarchie anhängend war er Vertrauter des letzten Kaisers von Österreich, Mitstreiter im - vergeblichen - Bemühen um den Erhalt der Tiroler Landeseinheit, seelsorglicher und sozialpolitischer Impulsgeber, Architekt des österreichischen Konkordats. Sein schon in greifbare Nähe gerücktes Vorhaben, in Salzburg eine katholische Universität zu gründen, haben die nationalsozialistischen Machthaber jäh zunichte gemacht.

Themen nichts an Aktualität verloren 

Bei der Präsentation des Buches in Innsbruck äußerte Bischof Manfred Scheuer, Mitautor des Buches, die Hoffnung, dass es einen Beitrag leisten könne zu einem besseren Geschichtsbewusstsein der Kirche in Tirol. Themen wie Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Ehe und Familie, Friede, Solidarität, Religionsunterricht oder auch Abtreibung, die Waitz damals aufgegriffen habe, hätten bis heute nichts an Aktualität verloren.  

Bibliografische Angaben: Helmut Alexander (Hg.), Sigismund Waitz - Seelsorger, Theologe, Kirchenfürst. Mit Beiträgen von Hans Heiss, Josef Gelmi, Matthias Rettenwander, Michael Fliri, Manfred Scheuer, Boris Repschinski SJ, Nina Kogler, Michaela Sohn-Kronthaler, Alfred Rinnerthaler und Helmut Alexander. 45 farb. und 133 sw. Abb., gebunden. 464 Seiten. Verlag Tyrolia, Innsbruck. ISBN 978-3-7022-3070-8. € 29.95.

praesentation_web.jpg
Sigismund Waitz: Politiker, Seelsorger, Theologe, Kirchenfürst