Sexueller Missbrauch: Generalvikar der Diözese Innsbruck kündigt aktives Vorgehen an

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„Es ist uns ein großes Anliegen, allen Anfragen und aufgezeigten Situationen aktiv, ernsthaft und ehrlich nachzugehen.“ Dies unterstreicht der Generalvikar der Diözese Innsbruck, Msgr. Jakob Bürgler, angesichts der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs, mit denen die Diözese Innsbruck konfrontiert ist.

Bürgler äußert sich „tief betroffen und erschüttert“. Das Mitgefühl, die Aufmerksamkeit und das Bemühen um Heilung - soweit sie möglich ist - gelte in erster Linie den Missbrauchsopfern, denen lebenslanges Leid zugefügt worden sei. Gegenüber Tätern werde es künftig ein „entschiedenes Vorgehen“ geben.

Neu: Beirat mit unabhängigen Fachleuten 

Als zusätzlichen Schritt im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen kündigt der Generalvikar die „unverzügliche“ Schaffung eines „Beirats“ für die Ombudsstelle an, die es seit über zehn Jahren gebe. Diese Maßnahme erfolge „auf der Basis der Beschlüsse der Österreichischen Bischofskonferenz“. Dem Beirat würden „unabhängige und externe Fachleute aus den juridischen und psychotherapeutischen Bereichen genauso wie Vertreter von Ordensgemeinschaften und Diözese“ angehören. Es solle sichergestellt werden, dass von Seiten der Kirche „nicht nur reagierend, sondern aktiv und aus eigenem Antrieb all das in den Blick genommen“ werde, „was in punkto Missbrauch und sexualisierte Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart besprochen und geklärt werden muss“.

Der erste Schritt bei Missbrauchsvorwürfen ist laut Generalvikar eine „vertrauliche Behandlung und Konfrontation“. Anschließend folgten „bei Vorliegen aufklärungsbedürftiger Indizien die Einbindung der Justiz und die kirchenrechtlichen Konsequenzen, die bis zur Enthebung aus dem Amt führen können“.

Bitte an Opfer, sich zu melden 

Generalvikar Bürgler bittet Missbrauchsopfer, die sich noch nicht gemeldet haben, sich an die Ombudsstelle der Diözese Innsbruck zu wenden (6020 Innsbruck, Riedgasse 11, Tel. 0512/2230-2121, hans.tauscher@dibk.at). Mag. Hans Tauscher sei von der Diözese beauftragt, „allen Anfragen und Vorwürfen mit Entschiedenheit und frei von Weisungen nachzugehen und alles daran zu setzen, dass den Opfern Gerechtigkeit wiederfährt.“

Stellungnahme zum konkrete Fall 

Zum konkreten Fall des Kindesmissbrauchs, mit dem die Diözese Innsbruck konfrontiert ist, sagt Generalvikar Bürgler: „Die Diözese Innsbruck hat bis zu den Aussagen von Abt Anselm van der Linde vom Kloster Mehrerau am 9. März 2010 nur Kenntnis gehabt von dem einen Fall des sexuellen Missbrauchs, der dann zur therapeutischen Begleitung und Aufarbeitung des Priester, zu seiner Entfernung aus dem bisherigen Umfeld und zur Versetzung nach Tirol geführt hat.Der Anlass, den betreffenden Priester zu beurlauben, liegt in der derzeitigen Situation, in der ein deutlicher Klärungsbedarf gegeben ist. Die Information über die kolportierten zehn Missbrauchsvorwürfe haben wir vom Kloster Mehrerau. Wir gehen davon aus, dass diese Information der Wirklichkeit entspricht. Der betreffende Priester wird sich der neuen Situation stellen müssen. Etwaige kirchenrechtliche Konsequenzen werden zusammen mit dem Abt von Mehrerau besprochen. Eine Rückkehr in die pfarrliche Seelsorge ist nicht angedacht.“

33 Situationen seit 1995 

Zwischen 1995 und 2010 hat es laut Bürgler „33 Situationen gegeben, bei denen ein Klärung wichtig gewesen ist, im Schnitt ca. jährlich zwei, in den letzten Jahren weniger“. Die zu klärenden Situationen hätten nicht nur Priester betroffen, auch nicht nur Fälle von sexuellem Missbrauch. In den letzten Wochen habe es nichts gegeben, „doch heute, 10. März, drei Meldungen“.

Bemühungen, das Vertrauen wieder zu gewinnen 

„Die Glaubwürdigkeit der Kirche ist im Zusammenhang mit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs massiv beschädigt, auch im Blick auf den priesterlichen Dienst“, betont der Generalvikar. Bürgler wörtlich: „Wir werden als Kirche alles daran setzen, das Vertrauen der Menschen wieder zu gewinnen. Wichtig erscheint mir, dass es neben den erschütternden und dringend aufzuklärenden Vorgängen eine Unzahl von Priestern, Diakonen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kirche gibt, die treu und mit großem Engagement ihren Dienst tun und ein großer Segen für die ihnen anvertrauten Menschen sind.“

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