Ritter-Grepl: Kein Recht auf Abtreibung, aber Recht auf Unterstützung

Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung für Beibehaltung der geltenden gesetzlichen Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch in Österreich - Mehr Investitionen für Beratung, Begleitung, Prävention und Bewusstseinsbildung, insbesondere bei Männern

Ein "Recht auf Abtreibung" kann es nicht geben, da die Autonomie einer Schwangeren immer "in Bezogenheit" zum Leben und der Würde ihres Kindes zu denken ist. Darauf weist die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, hin. Aber, so die kfb-Vorsitzende in einer Aussendung am Donnerstag, jeder Frau sei ein "Recht auf Unterstützung" und "Getragen-Sein" einzuräumen, sowohl vor als auch nach einer möglichen Entscheidung für eine Abtreibung oder auch für das Austragen eines Kindes und das Leben mit ihm.

 

Die kfbö plädiere vor dem Hintergrund der Abtreibungsdebatte, die das jüngste Urteil des Obersten Gerichtshofs in den USA ausgelöst hat, für einen "sorgsamen, am Menschen orientierten Umgang". "Abtreibung stellt ein unlösbares ethisches Dilemma dar", betonte Ritter-Grepl. "Mit der Fristenlösung haben wir in Österreich ein Instrument, das es erlaubt, sich innerhalb dieses Dilemmas zu bewegen", so die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung.

 

Mehr noch als bisher brauche es Investitionen in Beratung, Begleitung, Prävention und Bewusstseinsbildung, insbesondere bei Männern, so die kfbö-Forderung. Es brauche Maßnahmen zur sozialen Sicherung aller Menschen sowie Gerechtigkeit in der Bewertung und Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern.

 

Es gelte sowohl das staatliche Angebot an Beratung und Begleitung auszubauen als auch das von Pastoral und Seelsorge, die Information darüber müsse stärker öffentlich kommuniziert werden, fordern die katholischen Frauen. Statistische Erhebungen zu erfolgten Abtreibungen könnten dazu beitragen, derlei Maßnahmen zielgerichteter als bisher zu ergreifen und die Gesundheit von Frauen auf psychischer wie physischer Ebene besser zu schützen.

 

Die Politik sei gefragt, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass soziale Sicherheit insbesondere für Alleinerziehende und Familien gewährleistet ist, Erwerbs- und Sorgearbeit so bewertet und organisiert sind, dass Männer wie Frauen gleichermaßen tätig sein können und Verantwortung tragen. Die gegenwärtige Verschärfung sozialer Ungleichheit und wachsende Prekarisierung von Teilen der Bevölkerung stelle in dieser Hinsicht eine besondere Herausforderung dar.

 

Bewusstseinsarbeit bei Jugendlichen und Männern
Armutsbekämpfung und -vermeidung seien ebenso als präventive Maßnahmen zu verstehen, wie sexuelle Aufklärung und Bewusstseinsarbeit, insbesondere unter Jugendlichen und Männern. Verhütung müsse stärker propagiert und einfacher zugänglich gemacht werden: Studien zeigten, dass die Zahl der Abtreibungen dort gering sei, wo offen über Verhütung gesprochen werde und der Zugang, auch finanziell, niederschwellig sei, so die kfbö. 

 

Ein verstärktes Angebot an Männerarbeit könne dazu beitragen, Geschlecht-basierte Gewaltstrukturen aufzubrechen und sexualisierte Gewalt bis hin zur Vergewaltigung zu minimieren bzw. zu vermeiden. Die Möglichkeit der Adoption müsse aus der nach wie vor bestehenden Tabuzone geholt und offensiv ins öffentliche Bewusstsein gehoben werden, der Zugang erleichtert.

 

Druck auf Frauen gelte es aber auch zu verhindern angesichts einer immer ausgefeilteren Pränataldiagnostik und der damit einhergehenden, indirekten Aufforderung, Kinder mit Einschränkungen nicht auf die Welt zu bringen. Stigmatisiert werden dürften weder Frauen, die sich für ein behindertes Kind entscheiden noch jene, die sich für eine Abtreibung entscheiden, so die kfbö.

Angelika Ritter-Grepl. Foto: Diözese Innsbruck/Rachlé