Reiche Ernte in Thurnfeld
Vier Jahre im „Häfn“, dann auf Entzug. Mario ist echt froh, wie er sagt, dass er beim Verein Emmaus ein Zuhause gefunden hat. In Hall-Thurnfeld startet er eine neue Initiative: „Solidarische Landwirtschaft“.
Die Strecke war kurvenreich. Nicht nur jene von Mario, sondern auch die von Armin, Kurt oder Peter. Alle gemeinsam haben sie, dass sie einmal abgestürzt sind (siehe Bild oben). Nicht am Berg, sondern durch zu viel Alkohol. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie das Leben: Beziehungsbrüche, Probleme in der Arbeit… Der Griff zur Flasche scheint als Problemlöser schnell zu wirken. Vorerst. Das böse Erwachen kommt meist später.
Wie gut, dass jemand da ist – wenn sich alle anderen aus dem Staub gemacht haben. So wie bei Kurt. Fast alles hatte er verloren. Was ihm geblieben war, hatte in einem Koffer und zwei Reisetaschen Platz. So zog er in Mühlau bei „Emmaus“ ein und begann ein neues Kapitel seines Lebens zu schreiben.
Und Armin? „Mir haben am meisten die strengen Kontrollen geholfen“, meint er im Rückblick. Nur so habe er es geschafft, „clean“ zu bleiben – keinen Alkohol mehr anzurühren.
Gemüse-Abo.
„Emmaus steht für Scheitern und Wiederaufstehen“, zeigt sich auch Bischof Hermann Glettler am Tag der offiziellen Eröffnung des neuen Projektes in Thurnfeld von Emmaus begeistert. Was dort ensteht, nennt sich „Solidarische Landwirtschaft“. Nach den Grundsätzen biologischer Landwirtschaft wachsen und gedeihen Kartoffeln, Bohnen, Rohnen, Pastinaken, Tomaten und allerlei andere Gemüsesorten. 108 Haushalte in der näheren Umgebung und ein Bildungshaus gehören mittlerweile zu den Abnehmer/innen. Ähnlich einem Abonnement bekommen sie ein Jahr lang Woche für Woche Gemüse ins Haus geliefert. Auf Verpackung wird verzichtet.
Reiche Ernte.
Der Warenkorb besteht im Jahresschnitt aus bis zu 40 verschiedenen Gemüsesorten und ergibt sich aus dem, was auf dem weitläufigen Gelände in Thurnfeld wächst. „Das Gemüse hat keinen Marktpreis“, ist Projektleiter Mag. Benedikt Zecha für die Unterstützung dankbar. Sie ermöglicht dem Verein, das Sozialprojekt zu 60 Prozent selbst zu finanzieren. Den Rest steuern der Bund, das Land, das Arbeitsmarktservice, Diözese und Stadt Innsbruck bei.
Anlässlich der offiziellen Eröffnung streuten Vertreter/innen dieser Institutionen dem Verein – er gehört zur Caritas – Rosen. „Ihr macht großartige Arbeit“, meinte Soziallandesrätin DI Gabriele Fischer. Und Halls Bürgermeister, Dr. Chrisian Margreiter: „Ihr seid ein Geschenk. Emmaus schafft Platz für Menschen, die eine Chance brauchen“!
Verein Emmaus
Der Verein Emmaus unterstützt und begleitet Frauen und Männer, die keine Wohnung und keine Arbeit haben und die früher stark von Suchtmitteln abhängig waren. Aktuell arbeiten rund 40 Personen, davon 28 Personen in der Nachsorge. Zum Team gehören Mitarbeiter/innen in den Bereichen Verwaltung, Therapie, eine Ärztin, ein Zivildiener und Ehrenamtliche. Der Verein gehört zur Caritas und bietet Dienstleistungen wie Gartenarbeiten, Holzarbeiten und vieles mehr.
www.emmaus-innsbruck.at