Präventiv handeln: 18 Fachreferent:innen zur Gewaltprävention in Österreichs Diözesen ausgebildet

Für eine „Kultur der Achtsamkeit“ investieren die österreichischen Diözesen laufend in geschultes Personal zur Gewaltprävention. Am 5. Juni 2024 schlossen nun 18 Teilnehmer:innen den Ausbildungslehrgangsgang „Wissen – Wahrnehmen – Handeln – Gewaltprävention“ ab.

2021 verpflichtete sich die Katholische Kirche in Österreich mit der Rahmenordnung „Die Wahrheit wird euch frei machen“ zu obligatorischen Schulungsmaßnahmen für alle Hauptamtlichen und ehrenamtlich Tätigen in der Kirche. Die Österreichische Bischofskonferenz beauftragte daraufhin die Stabsstelle für Prävention von Missbrauch und Gewalt der Diözese Linz, unter der Leitung von Dagmar Hörmandinger-Chusin, einen österreichweiten Lehrgang zur Gewaltprävention durchzuführen. Die dabei ausgebildeten neuen Fachreferent:innen sollen mithelfen, die in der Rahmenordnung vorgesehenen verpflichtenden Einschulungsmaßnahmen für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen der katholischen Kirche zum Thema Nähe & Distanz / Gewaltprävention durchzuführen und in allen Diözesen auszurollen. Nach sieben Modulen im Bildungshaus Schloss Puchberg schlossen nun 18 Teilnehmer:innen den Lehrgang „Wissen – Wahrnehmen – Handeln – Gewaltprävention“ ab.

 

Die Inhalte der Ausbildung sind vielfältig aufgestellt. Dazu gehören Themen wie Grenzen wahrnehmen, erkennen und zu schützen, verschiedene Formen von Gewalt zu erkennen, Gewaltdynamiken zu verstehen und Täterstrategien zu kennen, aber auch Formen der Gewaltpräventionsarbeit und Aufgaben der Ombudsstelle umzusetzen.

 

Die Ausbildungsleiterin Dagmar Hörmandinger-Chusin zeigt sich überzeugt, „Menschen zu gewinnen, in einer Ausbildung die persönliche Haltung zu diesem Thema zu schärfen und die eigenen Handlungsweisen zu professionalisieren, hilft wesentlich dabei mit, mögliche Gewaltkreisläufe zu durchbrechen und einen achtsamen und angemessenen Umgang im Miteinander zu fördern bzw. gewährleisten zu können – vor allem mit den Menschen, die uns persönlich oder als Gemeinschaft der Kirche anvertraut sind.“ Weiters sagt sie: „Ganz wichtig ist mir daher, darauf zu achten, dass nicht nur die Finanzierung für diese wichtige Arbeit gesichert ist, sondern dass die Kirche auch eine klare Position bei den Konsequenzen von übergriffigem Verhalten einnimmt. Dazu bedarf es einer lebendigen Lernkultur, dich ich mir weiterhin sehr wünsche.“

 

Zur Zertifikatsverleihung im Bildungshaus Schloss Puchberg waren auch Linzer Generalvikar Severin Lederhilger und der Vorsitzende der Stiftung Opferschutz Weihbischof Hansjörg Hofer (Erzdiözese Salzburg) geladen, die das Engagement der Absolvent:innen würdigten und einen Blick auf die kirchliche Präventionsarbeit warfen.

 

Generalvikar Severin Lederhilger: „Gewaltprävention als langjährige und tief verwurzelte Aufgabe“ 

„Seit gut 15 Jahren wird in der Kirche Österreichs ein verstärktes Augenmerk auf die Prävention von Gewalt gelegt, was die Entwicklung von Richtlinien und die Etablierung von Fach- oder Stabsstellen zur Prävention von Missbrauch und Gewalt einschließt. Diese Maßnahmen sind bedeutsam sowohl für hauptberufliche Mitarbeiter:innen als auch ehrenamtlich Tätige, da sie oft in direktem Kontakt mit den Zielpersonen in Pfarrgemeinden bzw. kirchlich getragenen Einrichtungen stehen und somit eine Schlüsselrolle im Erkennen und Verhindern von Gewalt und Missbrauch haben.“ Weiters führte er in seinem Grußwort aus, dass die Absolvent:innen des Lehrgangs Teil des Bemühens der Kirche seien: „Es geht um das gemeinsame Bemühen, das vielfach verlorene Vertrauen in die Kirche und deren Sorge um ,sichere Orte’ für das Wachsen, die Entfaltung und die Förderung junger Menschen oder schutzbedürftiger Personen wiederzugewinnen und dauerhaft zu bestärken. Hierbei zählen nicht Worte oder Deklarationen, dafür braucht es konkrete Gesichter, unmittelbare Erfahrungen und das spürbare Engagement von professionell geschulten und spirituell gefestigten Persönlichkeiten, die sich dieser Thematik und den davon betroffenen Personen stellen. Sie setzen sich vorbeugend dafür ein, dass etwas ,passiert’, bevor ,etwas’ passiert!”

 

Weihbischof Hansjörg Hofer: „Gewaltprävention als ständige Aufgabe und höchste Priorität“ 

Ähnlich äußerte sich Weihbischof Hansjörg Hofer, der das Bemühen und die Errichtung von Stabsstellen für Prävention von Missbrauch und Gewalt und die permanenten Schulungen und Sensibilisierung der haupt- und ehrenamtlichen kirchlichen Mitarbeiter:innen lobte. Dennoch mahnte er: „Aber – und das ist mir wichtig zu betonen – wir tun in diesem Bemühen einer umfassenden Prävention nie genug! Man ist damit nie fertig!“

Absolvent:innen des Ausbildungslehrgangs „Wissen-Wahrnehmen-Handeln-Gewaltprävention“; 5.v.r. Dagmar Hörmandinger-Chusin (Leiterin des Ausbildungslehrgangs und Leiterin der Stabsstelle für Gewaltprävention in der Diözese Linz - Diözese Linz / Prof. Michael Atzwanger