Osttiroler stürmten ihr neues Bildungshaus
Das Eröffnungswochenende im Bildungshaus Osttirol neu wurde geradezu von den Besucher:innen gestürmt. Groß waren Interesse und gleichzeitig Freude über die Fertigstellung des Um- und Zubaus der Bildungseinrichtung im Widum der Pfarre St. Andrä in Lienz. Die neue Adresse: Pfarrgasse 6.
Glettler segnete Bildungshaus: Symbol gegen "Fastfood-Bildung"
Bischof Hermann Glettler hielt bei der Segnungsfeier ein Plädoyer für eine tiefgehende und nachhaltige Bildung. "Was in diesem Basislager für Bildung angeboten wird, sind nicht Fastfood-Bildung, nicht billiges Entertainment, sondern anspruchsvolle Bildungstouren", so der Bischof. Das Bildungshaus trage "mit Sicherheit dazu bei, dass das Leben für viele Menschen auch in Zukunft nach Zukunft schmeckt", zeigte er sich überzeugt.
Das Bildungshaus erfülle mehrere Funktionen, so Bischof Hermann. Es solle Treffpunkt und "Tankstelle" für Geist und Seele sein, und somit Nährboden für eine persönliche, spirituelle und soziale Entwicklung bieten. Ebenso fungiere es als Servicestelle für regionale Bildungsformate und als "Zukunftswerkstatt" für Kirche und Gesellschaft, betonte der Bischof. Dieser sehe in der aktuellen Zeit ein wachsendes "grundsätzliches Bedürfnis nach solider Bildung" angesichts einer "Überdosis der täglich neu generierten Wissensmengen". Nicht wenige Menschen fühlten sich "permanent überfordert" und die problematische Entwicklung beschleunige sich, so Glettler.
Die Anfälligkeit für banale Slogans und gefährliche Simplifizierungen seien die logische Folge. "Bildung hält dagegen – sie versucht komplexe Sachverhalte und Fakten zu klären, historische und soziale Entwicklungen zu benennen und in ihren Folgen abzuwägen". Im Gegensatz zur Künstlichen Intelligenz, habe Bildung den Auftrag, "Dinge auseinanderzuhalten, zu sortieren, zu gewichten, zu ordnen". Bildung, "die nicht nur ein kindischer Wettlauf mit der digitalen Daten- und Wissensschleuder sein will", müsse zukünftig noch deutlicher mit einer basalen Wahrnehmung beginnen, zeigte er sich überzeugt – "mit einer Schulung der menschlichen Sinne, ja mit einem Vertrauen in die eigenen Lernkompetenzen".
Das Angebot im Bildungshaus Osttirol werde thematisch breit genug aufgestellt sein – "und zum eigenständigen Lernen anregen", so der Innsbrucker Bischof. "Es ist das erklärte Ziel, dass die Bildungsgäste dieses Haus mit dem Gefühl verlassen, für sich einen persönlichen Lernerfolg erzielt zu haben". Mit noch größerer Begeisterung solle die Osttiroler Bevölkerung von "ihrem" Bildungshaus sprechen.
Große Dankbarkeit für über 2.000 ehrenamtliche Stunden
Über 2.600 ehrenamtliche Stunden wurden im Rahmen des Umbaus geleistet. Besonders bedankt und durch Bischof Hermann Glettler geehrt wurden im Rahmen der Segensfeier der Pfarrkirchenrat der Pfarre St. Andrä, der die Bauherrenschaft für dieses einzigartige Projekt übernommen hat. Franz Fasching, Karl Lamp, Max Hippacher, Paul Meraner, Johannes Nemmert, Christian Zeiner, Peter Winkler.
Andreas Fuetsch wurde als Einzelperson für seinen jahrzehntelangen und unermüdlichen Einsatz für die Pfarre und Koordination der Ehrenamtlichen am Bau geehrt.
Ohne den Verein Bildungshaus Osttirol würde es das Bildungshaus schon längst nicht mehr geben: Sie haben die Wichtigkeit für die Region erkannt und gestalten die Zukunftswerkstatt für Kirche, Gesellschaft und Region aktiv mit. Der Bischof ehrte daher auch den Vereinsvorstand: Obmann Erich Blaßnig, Erika Rogl, Ingrid Wilhelmer, Barbara Pichler, Elisabeth Bachler, Andrea Hofmann. Mit der Ehrung verbunden war auch die Bitte weiterhin mit Rat und Tat dem Bildungshaus Osttirol zur Seite zu stehen.
Dass Gastfreundschaft und Bildung zur DNA der Diözese Innsbruck gehören, bewies der Begegnungstag des neuen Bildungshauses Osttirol eindrucksvoll: 1.200 Osttiroler:innen zeigten ihren Bildungshunger und Wissensdurst und folgten der Einladung zu einem Tag voller Inspiration und Gemeinschaft.
Ein musikalischer Brunch mit „Saxolution“ und das Eintauchen in digitale Bildungswelten boten einen genussvollen Start in den Tag. Es folgten Bildungshäppchen vom Allerfeinsten. Bei einem Espresso mit Osttiroler Persönlichkeiten wurden angeregte Gespräche geführt, während Kunstgespräche mit Benjamin Zanon die Gäste in den Inspirationsfluss der Bildung eintauchen ließen. Zanons Kunstwerk, das die Landschaft Osttirols symbolisch im Stiegenhaus des Bildungshauses verewigt, faszinierte die Besucher:innen.
Architekt Paul Senfter führte interessierte Gäste durch das Gebäude und gab Einblicke in die gelungene Verbindung des über 800 Jahren alten Gebäudes mit dem harmonischen Neubau, inklusive Veranstaltungstechnik vom Feinsten. Für die jüngsten Besucher:innen und ihre Familien gab es eine spannende Schatzsuche, die von der Krypta der Pfarrkirche bis in den Garten führte.
Ein eigens komponiertes Trommelstück und mitreißende Aufführungen von Modern African Dance sowie Senior:innentanz brachten Schwung in die neuen Räumlichkeiten. Gänsehautmomente entstanden beim gemeinsamen Singen mit „Saiten Schwung“, als der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal in die Melodien einstimmte. Das Clownduo „Herbert und Mimi“ sorgte nicht nur für strahlende Kinderaugen, sondern für Lachmuskeltraining vom Allerfeinsten.
Der DenkSportWeg forderte Geist und Körper gleichermaßen und ermöglichte den Gästen, sich auf spielerische Weise mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen. Begegnung, Begeisterung und Bildung standen den ganzen Tag über im Mittelpunkt.
Den Höhepunkt bildete ein festlicher Gottesdienst mit Dekan Franz Troyer und der musikalischen Gestaltung durch den Chor „Cantarmonie“. Arnold Mettnitzer sorgte mit seinem Festvortrag „Leben aus Leidenschaft“ für spirituelle und lebenspraktische Stärkung. Die Standing Ovations der 330 Teilnehmer:innen galten nicht nur ihm, sondern auch dem engagierten haupt- und ehrenamtlichen Team des Bildungshauses Osttirol unter der Leitung von Monika Reindl, das diesen unvergesslichen Tag ermöglicht hat.
Der Begegnungstag im Bildungshaus Osttirol zeigte eindrucksvoll, wie lebendig und inspirierend die Verbindung von Gastfreundschaft und Bildung in der Diözese Innsbruck gelebt wird.
Grußadressen übermittelten auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP). "Das Bildungshaus Osttirol ist ein Ort, an dem man aus dem Alltag herauskommen und sich wahrhaft mit sich und anderen auseinandersetzen kann", zeigte sich Van der Bellen überzeugt. Es sei wichtig, dass es gelungen sei, "dieser traditionsreichen Bildungsstätte ein so attraktives neues Zuhause zu geben". Durch das Zusammenwirken vieler sei so Gemeinsames entstanden, "ein schönes Zeichen, das wir brauchen", so das Staatsoberhaupt.
"Zukunftswerkstatt für Kirche, Gesellschaft und Region und Servicestelle für kirchliche Einrichtungen: Diesen hohen Anspruch erfüllt das neue Bildungshaus Osttirol in ganz besonderem Maß", würdigte Landeshauptmann Anton Mattle das Bildungshaus. Von der Einrichtung gingen spirituelle Impulse und Angebote für das praktische Leben aus: "Eine Begegnung, die jedes Jahr von tausenden Menschen wahrgenommen wird", so der ÖVP-Politiker.
Angelika Stegmayr, Leiterin der Erwachsenenbildung der Diözese Innsbruck BILDUNG.gestalten, verglich in ihren Grußworten das neue Bildungshaus mit einem Kaugummi: "Sein Programm hilft beim Stressabbau und sorgt für Frische in Körper, Geist und Seele. Als Begegnungs- und Bildungsort soll es auch weiterhin die Menschen vernetzten und stärken, Diskussionen anzetteln und Denkanstöße bieten. "
Moderne Räume im jahrhundertealten Widum
Die Anfänge des Bildungshaus Osttirol in Lienz gehen auf das Jahr 1979 zurück. Die Einrichtung wurde bald zu einem wichtigen Ort der Begegnung für ganz Osttirol. In den vergangenen 20 Jahren war das Bildungshaus in der Lienzer Kärntnerstraße eingemietet. Nun wurde der neue Standort "Pfarrgasse 6", in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirche Lienz-St. Andrä, bezogen. Damit garantiere die Diözese Innsbruck für die kommenden Jahrzehnte, "dass ihr die Bildungsarbeit wichtig ist und sie den Bezirk Osttirol darin unterstützt, die vielen gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Fragen besser im Blick zu haben und die Veränderungen positiv und aktiv zu gestalten", freute sich Bildungshausleiterin Monika Reindl. "Wir wollen die Menschen miteinander in Verbindung und ins Gespräch bringen."
Geplant wurde das neue Bildungshaus von Architekt Paul Senfter. Die Nutzfläche beläuft sich auf 500 Quadratmeter, die zum Teil von der Pfarre St. Andrä und dem Bildungshaus Osttirol gemeinsam genutzt werden. Moderne Räume sowohl im neuen Zubau als auch im jahrhundertealten Widum eignen sich für unterschiedliche Gruppengrößen bis hin zu 150 Personen – technisch ausgestattet ebenso für Präsentationen und Onlineformate wie für Kunstdarbietungen. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf rund 5,05 Millionen Euro. Den größten Einzelanteil davon – nämlich knapp 2 Millionen Euro - hatte die Diözese Innsbruck übernommen. Weitere Geldgeber waren das Land Tirol, das Bundesdenkmalamt, die Landesgedächtnisstiftung, sowie Gemeinden und Pfarren Osttirols. (Infos: https://bho.dibk.at/)