Nicht Weltflucht, sondern „Schule der Hoffnung“

Zum weltweiten JAHR DES GEBETES erschien ein Hirtenwort von Bischof Hermann Glettler

Papst Franziskus hat 2024 weltweit als ein „Jahr des Gebetes“ ausgerufen. Die Diözese Innsbruck greift diese Einladung auf. Das aktuelle Hirtenwort von Bischof Hermann Glettler trägt den programmatischen Titel: „Beten in der Schule der Hoffnung“. Das persönliche Gebet soll gerade angesichts der vielen Belastungen und Verunsicherungen „zu einer geistlichen Quelle für viele Menschen in unserem Land werden“, so der Diözesanbischof. 

 

In seiner Botschaft zur Fastenzeit hält Papst Franziskus fest, dass jeder Einzelne der Versuchung der Gleichgültigkeit ausgesetzt sei: "Wir sind von den erschütternden Berichten und Bildern, die uns das menschliche Leid erzählen, gesättigt und verspüren zugleich unser ganzes Unvermögen einzugreifen." Das Erste, was man tun könne, um nicht in diese "Spirale des Schreckens und der Machtlosigkeit" hineingezogen zu werden, ist das persönliche und gemeinschaftliche Gebet. Papst Franziskus mit leidenschaftlicher Überzeugung: "Ich bitte euch, euer Gebet zu intensivieren, um die Kraft der Hoffnung Gottes zu erfahren." 

 

Das Gebet stellt eine wichtige "Quelle von Zuversicht und Geduld" dar und sei daher in "unserer nervösen Zeit" dringend notwendig, so der Innsbrucker Bischof in seinem Text, den er als Begleitung für das Jahr 2024 nicht nur an die katholischen Christen richtet. Konkret nennt er einige Schritte, um das Gebet als eine "Schule der Hoffnung" neu zu entdecken. Wichtig sei das Gebet als Unterbrechung alltäglicher Betriebsamkeit, um innerlich zur Ruhe zu kommen und trotz der vielen Belastungen aufzurichten. "Meine Empfehlung: Mindestens 10 Minuten Stille pro Tag. Ein Atemholen. Wenn möglich, an einem vertrauten Ort. Das Gebet formt sich dann wie von selbst", so der Bischof. Vor allem gehe es darum, eine Haltung der Dankbarkeit einzuüben. "Danke ist das Zauberwort für mehr Lebensqualität und eine Reaktion auf die vielen Alltags-Wunder, die uns umgeben." Dankbarkeit bringe Lebensfreude und unterbreche die "Gier nach dem lebensbedrohlichen Immer-Mehr".  

 

Bischof Glettler ermutigt angesichts vieler Ohnmachtserfahrungen zu einem zuversichtlichen Bittgebet, das niemanden ausschließt: "Meist trauen wir Gott viel zu wenig zu und haben vergessen, dass wir seine Töchter und Söhne sind. Engagierte Bittgebete können jede noch so kleine Restmenge von Hoffnung verstärken." Wer betet, übe sich außerdem in einer grenzüberschreitenden Solidarität. Schließlich mache das Gebet das Herz weit und zu einem Resonanzraum für die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst des Menschen von heute", wie es im vielzitierten Text des Zweiten Vatikanischen Konzils heißt. „Beten verbindet, weil es uns in die Haltung Jesu bringt“, ist der Innsbrucker Diözesanbischof überzeugt: "Christliches Beten ist niemals eine Flucht aus der Welt. Es ist eine bewusste Weltzuwendung.“ Und weiter: „Das Gebet ist die stärkste Kraft, um die zerrissene Menschheit zu einen und die Ausgeschlossenen hereinzunehmen." 

 

Die Inhalte des Hirtenworts von Bischof Glettler „Beten – in der Schule der Hoffnung“ eignen sich nicht nur als persönliche Vorbereitung auf Ostern. Sie können zugleich Inspiration für Gesprächsabende und andere Anlässe dienen. Die schriftliche Version, die im Bischofsbüro erhältlich ist – Bestellungen unter sekretariat.bischof@dibk.at – beinhaltet auch ein Paket mit geistlichen Impulsen mehrerer Autor:innen. Hinweise auf die ignatianische Gebetspraxis kommen darin ebenso vor, wie Anleitungen zum Gebet in der Familie und in extremen Notsituationen. Dem Anliegen auch jene zu erreichen, die den Kontakt zur Kirche verloren haben, ist auch die bereits im Herbst erschienene Sammlung von Gebeten unter dem Titel "hörgott" (Tyrolia Verlag) verpflichtet. Ebenso gibt es dazu eine gleichnamige App zum Gratis-Download für alle, die in unterschiedlichen Alltagssituationen einfach nur zuhörend spirituelle Nahrung aufnehmen möchten. 

Dominik Wurzer, Mutmacher für Menschen mit Beeinträchtigung, präsentiert mit Freude das „hörgott“. - Foto: dibk.at