Lampert vor Seligsprechung

Bischof Manfred Scheuer: Lampert war eine zentrale Gestalt der Innsbrucker Kirche.

Die Kardinalsversammlung der vatikanischen Selig- und Heiligsprechungskongregation hat Papst Benedikt XVI. empfohlen, Provikar Carl Lampert seligzusprechen. Lampert war als Provikar der Stellvertreter des Innsbrucker Bischofs Paulaus Rusch in der kirchlichen Verwaltung; er wurde am 13. November 1944 in Halle an der Saale mit zwei weiteren Mitgliedern des sogenannten „Stettiner Priesterkreises“ enthauptet. Lampert ist der ranghöchste Priester, der von den Nationalsozialisten im sogenannten „Großdeutschen Reich“ ermordet wurde.

 Erst am 7. Juni hatte das Kardinalskollegium das nötige Wunder zur Seligsprechung der österreichischen Sozialpionierin und Gründerin der Wiener Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" (CS), Hildegard Burjan (1883-1933), bestätigt. Bei Märtyrern wie Carl Lampert ist ein Wunder als Voraussetzung zur Seligsprechung nicht erforderlich. Es wird aber aus historischer und theologischer Sicht geprüft, ob tatsächlich ein Martyrium vorliegt.

Sowohl bei Carl Lampert als auch bei Hildegard Burjan fehlt jetzt nur noch die Unterzeichnung des Seligsprechungsdekrets durch Benedikt XVI., bevor der Zeitpunkt der Seligsprechungsfeiern festgelegt werden kann. Für die Unterzeichnung der Dekrete durch den Papst gibt es allerdings noch keinen Termin.

 

Scheuer: Lampert war von der Kraft des Rechts und der Gerechtigkeit überzeugt 

Bischof Manfred Scheuer zeigt sich sehr erfreut über den Prozessverlauf: „Lamperts Seligsprechung wäre für mich ein Zeichen der Hoffnung und gleichzeitig eine gefährliche Erinnerung.“

Bischof Manfred Scheuer über den Innsbrucker Provikar: „Lampert war eine zentrale Gestalt für die Innsbrucker Kirche, sein Martyrium ist gegenwärtig Herausforderung für unseren Glauben und unseren Einsatz für Recht und Gerechtigkeit. Und von dieser Kraft des Rechts und der Gerechtigkeit war Lampert überzeugt. Ich möchte auch daran erinnern,  dass seine Verhaftung in Verbindung mit der Enteignung der Anbetungsschwestern in Innsbruck, mit der Todesanzeige für Otto Neururer in Götzens und mit  einem Bericht von Radio Vatikan über die kirchlichen  Zustände in Tirol während der NS-Zeit in Zusammenhang stehen.“

Der mögliche Festgottesdienst zur Seligsprechung von Provikar Lampert findet in Feldkirch statt. Der Vorarlberger Bischof Elmar Fischer sieht in Lampert auch in heutiger Zeit ein Glaubensvorbild. Eine Seligsprechung wäre nicht nur für die Feldkircher Diözese, sondern „weit darüber hinaus ein bedeutsames Ereignis“, so Fischer. In der Diözese Innsbruck sind mehrere Veranstaltungen und Projekte rund um die Seligsprechung geplant.

 

Zur Person Carl Lampert 

In der Stiftskirche in Stams erinnert eine Gedenktafel an sechs Priester, die in Tirol gewirkt haben und von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Einer von ihnen ist der gebürtige Vorarlberger Carl Lampert.

Carl Lampert wurde am 9. Jänner 1894 in Göfis geboren und 1918 in Brixen zum Priester geweiht. Nach einigen Jahren als Kaplan in Dornbirn und Studienjahren in Rom wurde Lampert Provikar der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch und damit Stellvertreter von Bischof Paulus Rusch.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sah sich auch die katholische Kirche in Tirol und Vorarlberg repressiven Maßnahmen ausgesetzt. Beleg dafür ist etwa eine Aussage des Innsbrucker Gestapo-Chefs Werner Hilliges, der 1945 erklärte: "Da es in Tirol und Vorarlberg keinerlei nennenswerte kommunistische oder marxistische Gegner und auch keine Judenfrage gab, blieb als einziger politischer Gegner der römisch-katholische Klerus und sein überaus starker Einfluss auf die Bevölkerung übrig."

Provikar Lampert protestierte bei der Gestapo, wenn Priester und Ordensleute eingesperrt wurden, und versuchte sie wieder frei zu bekommen. NS-"Gauleiter" Franz Hofer wollte Tirol als ersten "klosterfreien Gau" sehen. Als am 5. März 1940 das Innsbrucker Kloster der Ewigen Anbetung enteignet werden sollte, wehrten sich die Ordensfrauen. Provikar Lampert übergab der Gestapo ein Protestschreiben, woraufhin er zum ersten Mal für zehn Tage in Haft genommen wurde. Rund eine Woche danach berichtete "Radio Vatikan" von Maßnahmen der Gestapo gegen die katholische Kirche in Tirol. Gestapo-Chef Hilliges machte Lampert für die Berichte verantwortlich und der Provikar wurde erneut zwei Wochen lang inhaftiert.

Einsatz für Otto Neururer  

Entscheidend für das Schicksal Lamperts war schließlich sein Eintreten für Otto Neururer. Der 1996 selig gesprochene Pfarrer von Götzens wurde im KZ Buchenwald - unter grausamsten Folterungen und an den Füßen aufgehängt - ermordet. In der Todesanzeige, für die Lampert die Verantwortung übernahm, war u.a. vermerkt, dass Neururer "nach großem Leid" (eine Anspielung auf die Folterungen) sowie "fern seiner Seelsorgegemeinde, in Weimar/Buchenwald" (ein Hinweis auf das KZ als Todesort) gestorben sei. Wörtlich hieß es weiter: "Sein Sterben werden wir nie vergessen."

Weil ihn die Nationalsozialisten als "gefährlichsten Mann innerhalb des Klerus" identifiziert hatten, begann für Lampert daraufhin ein Martyrium durch zwei Konzentrationslager (Dachau und Sachsenhausen) und drei Gefängnisse von Gestapo und Wehrmacht. Nach einem Jahr Konzentrationslager wurde Lampert, "abgemagert und von Schwerstarbeit gekennzeichnet", wie sich der Tiroler Altbischof Reinhold Stecher erinnert, zwar freigelassen, aber "gauverwiesen" und nach Stettin verbannt. Der Berliner Bischof Konrad von Preysing brachte ihn im dortigen Carolusstift unter, wo Lampert predigte und Glaubensstunden für Jugendliche abhielt.  Durch einen Gestapo-Spitzel wurde er in eine angebliche "Spionage-Affäre" verwickelt und gemeinsam mit Mitgliedern des "Stettiner Priesterkreises" im Februar 1943 verhaftet. Am 13. November 1944 wurde der Provikar in Halle an der Saale gemeinsam mit dem Kaplan Herbert Simoneit und dem Oblatenpater Friedrich Lorenz enthauptet. Zeitgleich wurden weitere drei Zivilisten und fünf Soldaten hingerichtet.

Weitere Infos auch unter http://www.kathpress.at

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