Kothgasser: "Beim Lebensschutz gibt es keinen Kompromiss"

Festgottesdienst in Basilika Wilten zum 85. Geburtstag des emeritierten Salzburger Erzbischofs, der von 1997 bis 2002 auch die Diözese Innsbruck leitete - Bischof Glettler und Landeshauptmann Platter würdigen Kothgasser

Mit einem Festgottesdienst in der Basilika Wilten ist am Sonntag der 85. Geburtstag des emeritierten Erzbischofs Alois Kothgasser gefeiert worden. Der Gottesdienst war zugleich der Auftakt zur "Woche des Lebens" in der Diözese Innsbruck. "Wenn es um Lebensschutz geht, gibt es keinen Kompromiss", so Erzbischof Kothgasser in seiner Begrüßung. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler erinnerte in seiner Predigt daran, dass die "Woche für das Leben" unter Erzbischof Kothgasser 2006 erstmals stattfand und später auch in anderen österreichischen Diözesen umgesetzt wurde. Im Anschluss an den Gottesdienst verteilte die Aktion Leben Tirol gegen eine Spende "Überraschungssackerl" als Symbol für die Überraschung des Lebens. Der Erlös kommt schwangeren Frauen in Not zugute.

 

An dem Gottesdienst nahmen auch zahlreiche Vertreter der Politik und des öffentlichen Lebens teil. Landeshauptmann Günther Platter lobte den Jubilar mit den Worten: "Du bist ein Mann der Mitte, der Brücken baut." Mehrere  Traditionsvereine nahmen mit ihren Fahnenabordnungen am Gottesdienst teil, der von Radia Maria übertragen wurde.

 

Geistvolle Assistenz für das Leben
In seiner Predigt würdigte Bischof Glettler ausführlich den Jubilar, der dem Orden der Salesianer Don Boscos angehört. Durch aktives Hinhören, Hilfeleistung und Förderung habe Kothgasser viele Jugendliche zu verantwortungsbewussten Menschen herangebildet. Er habe ihnen gemäß der Pädagogik Don Boscos "assistiert" und ihnen damit Zukunft ermöglicht. 

 

Glettler hob einige besondere Highlights aus dem Wirken Kothgasser in der Diözese Innsbruck hervor. Die Notburga-Gemeinschaft von betenden und sozial engagierten Frauen wurde von Kothgasser im Jahr 2000 kanonisch errichtet. Besonders herausfordernd war das Jahr 1999 mit dem Unglück am Berg Isel und der Lawinenkatastrophe in Galtür. Neben Trauer und Leid habe es auch verletzende Schuldzuweisungen gegeben. In dieser Situation habe der Bischof einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung geleistet.

 

Auch eine ernst gemeinte Ökumene, ganz in der Tradition von Bischof Reinhold Stecher, sei für Alois Kothgasser ein Herzensanliegen gewesen. So sei die Versöhnungsfeier zum Gedenken an die Vertreibung der Protestanten aus dem Defereggental ein wichtiges Ereignis geworden. In der Zeit von Bischof Alois sei auch der Arbeitskreis für die Pastoral mit Homosexuellen gegründet worden, erinnerte Glettler.

 

"Wie gelingt es heute, inmitten einer pluralen Gesellschaft mit der Botschaft Jesu für die Wahrheit Zeugnis abzulegen - nicht nur theoretisch, sondern auch im konkreten Handeln", fragte Bischof Glettler weiter. Denn: "Wahrheit kann und muss lebendig bezeugt werden". Am Thema Lebensschutz sei für Alois Kothgasser vieles sehr konkret geworden: Er habe einen Fonds für schwangere Frauen eingerichtet, ein Mutter-Kind-Haus für Schwangere in Not initiiert und 2006 erstmals eine "Woche für das Leben".

 

Glettler zitierte aus einem Hirtenbrief Kothgassers aus dem Jahr 2005: "Die Kirche muss den Stimmlosen ihre Stimme leihen und eine klare und festen Bekräftigung des Wertes des menschlichen Lebens und seiner Unantastbarkeit als leidenschaftlichen Appell im Namen Gottes an alle und jeden Einzelnen richten: Achte, verteidige, liebe das Leben, jedes menschliche Leben, und diene ihm!"

 

Konsequent habe Kothgasser auch 2007 eine Ehrung des Landes Salzburg abgelehnt, weil Abtreibungsambulanzen an den Landeskliniken eingerichtet wurden. Glettler weiter: "Für den widerständigen Bischof und für uns alle ist klar, dass uns kein Urteil über Frauen zusteht, die einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben. Wir müssen jedoch alles tun, um die unantastbare Würde des menschlichen Lebens zu verteidigen und Frauen in Konfliktschwangerschaften zu unterstützen."

 

Für Bischof Alois seien Stille und Gebet die eigentlichen Quellen, auch das verlässliche, fürbittende Gebet für Arme und Notleidende, sagte Glettler. In Erinnerung sei ihm Kothgassers herzhafte Einladung an Pfarren, regelmäßige Anbetungszeiten einzuführen und weiterhin zu pflegen. Er unterstreiche dieses Anliegen, so Bischof Glettler, "weil wir in unserer nervösen Zeit noch entschiedener zur Mitte finden und aus ihr leben müssen".

 

Bauernsohn mit Hirtenstab
Alois Kothgasser wurde am 29. Mai 1937 im steirischen St. Stefan im Rosental (Bezirk Feldbach) in eine Bauernfamilie hinein geboren. Mit 18 Jahren trat er bei den Salesianern Don Boscos ein. Die Matura legte er zwei Jahre später am Aufbaugymnasium des Ordens in Unterwaltersdorf (Niederösterreich) ab und arbeitete zunächst in Schülerheimen. Es folgte das philosophisch-theologische Studium an der Päpstlichen Hochschule der Salesianer in Turin, wo er 1964 zum Priester geweiht wurde. Das Doktoratsstudium absolvierte er an der Päpstlichen Salesianer-Universität in Rom, wo er die letzten Tage des Zweiten Vatikanischen Konzils miterlebte. Er lehrte an derselben Hochschule von 1969 bis 1982 und war dann an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern Professor und von 1982 bis 1988 sowie von 1994 bis 1997 auch Rektor. 

 

Am 10. Oktober 1997 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Kothgasser zum Diözesanbischof von Innsbruck, die Weihe folgte am 23. November. Genau fünf Jahre später wählte ihn das Dom- und Metropolitankapitel zu Salzburg aus dem von Rom vorgelegten Dreiervorschlag zum neuen Erzbischof. Die Bestätigung des Papstes erfolgte am 27. November, die Amtsübernahme am 10. Jänner 2003 und die feierliche Amtseinführung am 19. Jänner. Sein Wahlspruch lautete: "Veritatem facientes in Caritate" (Die Wahrheit in Liebe tun). Die Erzdiözese Salzburg leitete Erzbischof Kothgasser bis  2013.

 

Seit seiner Emeritierung ist er weiterhin sowohl in der Erzdiözese Salzburg als auch in der Diözese Innsbruck bei vielen Veranstaltungen präsent und als Aushilfspriester sehr begehrt. In den vergangenen Jahren lebte Kothgasser im Geistlichen Zentrum der Don-Bosco-Schwestern im Tiroler Baumkirchen. Er wird nun aber ins Salzburger Priesterseminar umziehen. Kothgasser Nachfolger in Salzburg, Erzbischof Franz Lackner, lädt am Pfingstsonntag (5. Juni, 15 Uhr) zu einem Dankgottesdienst zum 85er von Erzbischof Kothgasser in die Wallfahrtsbasilika Maria Plain.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Fotos: Cincelli/dibk.at