Innsbrucker Moraltheologe: Kirche sollte in Bescheidenheit handeln

Stefan Hofmann ist neuer Professor für Moraltheologie an Universität Innsbruck

Die Kirche sollte sich angesichts ihres massiven moralischen Glaubwürdigkeitsverlustes in Bescheidenheit üben und zugleich stringent ihre Tätigkeiten in und für die Gesellschaft fortsetzen: Das hat der neue Innsbrucker Moraltheologe, Prof. Stefan Hofmann, betont: "Wir müssen in der gesellschaftlichen Diskussion nicht immer schweigen. Entscheidend ist jedoch Bescheidenheit und vor allem das Handeln", so Hofmann in einem Interview auf der Website der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Hofmann hat sein neues Amt am 1. April angetreten.

Auch wenn in den vergangenen Jahren speziell beim Thema Missbrauch viel an Aufklärung und Präventionsarbeit innerkirchlich geschehen sei, so sei doch Demut und Selbstbescheidung angesagt: "Vielleicht ist es vorerst der beste gesellschaftliche 'Beitrag' der Kirche, wenn sie in ihren vielen Einrichtungen die bestehenden Standards weiterentwickelt und verstärkt." Dabei sollte sie sich nicht auf Erreichtem "ausruhen", sondern "die Haltung Jesu einüben und die Perspektive derer einnehmen, die zu Opfern wurden oder es werden könnten", mahnte der Moraltheologe.

Weitere aktuelle Themen in der Moraltheologie seien zweifellos die drängende Frage des Klimawandels, aber auch Fragen des assistierten Suizids, die Folgen der Corona-Pandemie, gesellschaftliche Polarisierungen, die Medizinethik sowie der Ukraine-Krieg. Doch auch die "klassischen" Bereiche katholischer Moraltheologie - etwa Fragen der Sexualmoral - würden weiter auf der Agenda stehen. Denn auch wenn Kirche in diesen Fragen ebenso massiv an Vertrauen verloren habe, so würden doch Ehe, Partnerschaft, Treue und Verbindlichkeit weiterhin hohe Werte unter jungen Menschen darstellen. Es sei eine große Herausforderung, so Hofmann, in diesem Bereich als Kirche bzw. Theologie wieder sprachfähig zu werden.

Der 1978 in der Oberpfalz geborene Stefan Hofmann SJ hat in Regensburg, Rom und Steubenville (USA) Theologie studiert. 2010 ist Hofmann dem Jesuitenorden beigetreten und wurde 2016 zum Priester geweiht. 2021 wurde er an der Universität Tübingen mit einer Arbeit über "Normative Bedeutung der Handlungsfolgen" habilitiert. (Infos: www.uibk.ac.at/systheol/index.html.de)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at