Hall in Tirol im Gedenken an P. Franz Reinisch

Ein neu benannter Platz vor der Pfarrkirche Hall erinnert an den Tiroler P. Franz Reinisch (1903-1942), der als einziger katholischer Priester während der Nazi-Zeit den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigerte und dafür hingerichtet wurde.

Am Sonntag wurde ein Gedenkgottesdienst in der Pfarre Hall gefeiert und der "Franz-Reinisch-Platz" offiziell eröffnet. "Er ist der Jägerstätter von Tirol", betonte der Haller Dekan Jakob Patsch die Bedeutung von P. Reinisch, der in Hall das Franziskanergymnasium besuchte. Stadt und Pfarre würden dem Priester nun jene Aufmerksamkeit schenken, die ihm längst zustehe.

Nach Reinischs Verweigerung des Kriegsdienstes stellte sich quasi das gesamte Umfeld des Geistlichen gegen ihn. Auch im Pallottinerorden, dem der Ordensmann angehörte, erntete er für seine Entscheidung Unverständnis und Missbilligung. "Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren; und ich fühle mich berufen zu diesem Protest", schrieb Reinisch über seine persönliche Motivation. Am 21. August 1942 wurde er in Berlin-Brandenburg geköpft.  

Reinisch fand sein Beispiel in Kreisen des Widerstandes. Bezeugt sei dies etwa durch Franz Jägerstätter, so Dekan Patsch. Nun habe man dem mutigen Geistlichen auch mit der Platzbenennung Tribut gezollt. Zudem ist die Bronzeskulptur „Geköpft“, die einen enthaupteten Kopf darstellt, bis November in der Haller Stadtpfarrkirche St. Nikolaus ausgestellt. Mit der Skulptur des Südtiroler Bildhauers Lois Anvidalfarei wollte der Künstler nach eigenen Angaben "einen lebendigen Kopf gestalten", der als Mahnmal für alle vom Naziregime hingerichteten Menschen stehen soll.

Auch der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler würdigte Reinisch als "Märtyrer des Gewissens". Für seine Überzeugung habe der Ordensmann im wahrsten Sinne des Wortes "den Kopf hingehalten", so Bischof Hermann. Franz Reinisch wurde am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren. 1923 begann er das Studium der Theologie und Philosophie. Zwei Jahre später trat er in das Priesterseminar in Brixen ein. Nach seiner Priesterweihe schloss er sich 1928 den Pallottinern an.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bezog er klar Stellung gegen deren menschenverachtende Ideologie und suchte in seinen Predigten und Vorträgen die Konfrontation mit den Machthabern. 1940 wurde er daher von der Gestapo mit einem Predigt- und Redeverbot für das Gebiet des gesamten Deutschen Reiches belegt. Als er am 7. April 1942 die Einberufung zur Wehrmacht erhielt, verweigerte er. Wegen "Zersetzung der Wehrkraft" wurde P. Reinisch zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 mit dem Fallbeil hingerichtet. Der Seligsprechungsprozess für P. Reinisch ist im Laufen.

 

Weitere Veranstaltungen in der Pfarrkirche Hall in Tirol: 

  • Donnerstag, 28. September um 19 Uhr: „Nationalsozialismus und Widerstand in Hall in Tirol“ mit Elisabeth Walder
  • Donnerstag, 19. Oktober um 19 Uhr: „Dem Gewissen verspflichtet“ mit Prof. Stefan Hofmann SJ
Eindrucksvolles Werk des Südtiroler Bildhauers Lois Anvidalfarei: „Geköpft“ im Gedenken an P. Franz Reinisch. Foto: Diözese Innsbruck