"Gott selbst ist in jedem Menschen real gegenwärtig"

Bischof Hermann in Predigt am Christtag: "Weihnachten ist mehr als ein Kindergeburtstag" - Weihnachten wird dann zum Fest, "wenn wir uns auf den erwachsenen Jesus einlassen-"

Seit der Menschwerdung Gottes sei es unmissverständlich klar: "Gott selbst ist in jedem Menschen real gegenwärtig. In den Glücklichen und in den Leidenden." Das hat der Innsbrucker Bischof in seiner Predigt beim Festgottesdienst am Christtag im Innsbrucker Dom betont. Weihnachten sei ein Fest der Befreiung und der Ermutigung, so Bischof Hermann: "Wir dürfen es nicht infantilisieren. Es ist mehr als ein Kindergeburtstag! Es wäre peinlich, nur auf die Babyfotos zu starren und die schöne Kindheit zu verklären."

 

Weihnachten werde dann zum Fest, "wenn wir uns auf den erwachsenen Jesus einlassen. Dem lebendigen Christus in uns Raum geben." Er habe den Ausgeschlossenen und Sündern Vergebung zugesprochen: "Du kannst neu beginnen!" Ihr Leben wurde wieder zum Fest. Auch heute befreie Jesus aus jeder Schuldgeschichte.

 

Bischof Hermann: "Nur die Güte macht unsere Begegnungen zum Fest. Die Liebe stiftet Beziehungen. Der Himmel, der sich durch Gottes Menschwerdung jetzt schon geöffnet hat, ist kein beziehungsloses Nebeneinander, sondern lebendige Gemeinschaft, Füreinander-Dasein, Aufmerksamkeit und Verbundenheit."

 

Nur die Liebe sei "Lebensnot-wendend". Maßlosigkeit, Gereiztheit, aber auch Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit ließen sich mit netten Wünschen nicht entsorgen. Heilsam sei nur die Liebe, so der Bischof. Das Fest von Gottes Menschwerdung sei "stark genug, um die vielen hereinzuholen - die Vergessenen, Heimatlosen, Geflüchteten, Not-Leidenden in den vielen Krisenregionen unserer Welt".

 

Gerade die vielfach empfundene Ohnmacht dränge dazu, Geist und Herz zu weiten. Glettler: "Eine nachhaltige Überwindung des Nicht-Festlichen gibt es nur, wenn möglichst viele 'festliche Menschen' sich mit ihrer Zeit und Herzenskraft ins Spiel bringen." Jesus habe den Großzügigen, den Sanftmütigen und all jenen, die keine Gewalt anwenden, zugesprochen: "Ihr seid das Fest, weil ihr das Leben für Andere zum Fest macht!" 

 

Der Bischof schloss mit einer persönlichen Geschichte: Ein von ihm äußerst geschätzter Diakon sei vor drei Tagen zu Gott heimgegangen, verstorben im Hospiz. Seine letzte Nacht sei ein Hin-und-Her zwischen Himmel und Erde gewesen. Seine Frau habe ihm erzählt, so der Bischof, dass ihr Mann "intensiv nach oben kommuniziert hat, laut und deutlich sprechend -  wie mit ihr. Der Himmel war für ihn festlich nahe, greifbar nahe." Und Bischof Hermann zitierte Martin Gutl, Mitbegründer der Telefonseelsorge in Österreich: "Wenn Gott uns heimführt, das wird ein Fest sein!"

 

Bischof Hermann: "Weihnachten ist gefühlsmäßig schnell wieder vorbei. Aber keine Sorge, der weihnachtliche Spruch gilt über die Feiertage hinaus: Du bist das Fest - trotz allem! Diese herrliche Zusage trägt, weil der menschgewordene Gott inmitten unserer verwundeten Welt gegenwärtig ist."

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Foto: Fadi