Glettler: Ostern gibt Hoffnung inmitten von Corona-Müdigkeit

Innsbrucker Diözesanbischof Glettler im ORF-Interview über Osterfest im zweiten Pandemie-Jahr, Trost und den Umgang der Kirche mit Thema Sexualität

Angesichts der grassierenden Corona-Müdigkeit kann Ostern einen Gegenakzent setzen und dabei helfen, "runterzukommen": Das hat der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler im ORF-Interview mit Religionsjournalistin Sandra Szabo betont. Aktuell ortet Glettler eine coronabedingte Bitterkeit, Vorwürfe bis hin zur "nervlichen Ausgereiztheit" sowie Empörung bei vielen Menschen. Das Osterfest können damit als eine Art Unterbrechung des beschwerlichen Corona-Alltags genutzt werden, meinte Gletter am Sonntag in der ORF-Religionssendung "Orientierung". Das gesamte Interview mit Bischof Glettler strahlt ORF 3 am Karsamstag, 3. April, um 8.40 Uhr aus; im Anschluss daran wird die Matthäus-Passion aus dem Festspielhaus Erl übertragen.
Glettler tröste in Zeiten der kollektiven Verunsicherung etwa der Gedanke an die Familie, die ihm einen "Schutzraum" biete. Zudem biete die Corona-Krise ihm auch die Möglichkeit, sich mehr Zeit zu nehmen und nicht so sehr ein Getriebener zu sein. Es sei "vieles Tröstliches in dieser Katastrophe drinnen", so der Bischof, der mit dem Psychotherapeuten und Autor Michael Lehofer 2020 das Buch "Trost - Wege aus der Verlorenheit" herausgegeben hat. Nachsatz: "Hoffentlich schaffen wir jetzt auch die großen Flur- und Folgeschäden [zu bewältigen]", die im Sozialen aufgetreten seien, wie etwa Arbeitslosigkeit oder Menschen, die sich keine Wohnung mehr leisten könnten, so Glettler.
Zum aktuell viel debattierten Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Partnerschaften meinte Glettler, dass dies für viele eine Enttäuschung gewesen sei, die sich mehr Akzeptanz erhofft hätten. Er wies aber auch darauf hin, dass die Glaubenskongregation primär festgestellt habe, dass es für gleichgeschlechtliche Paare keinen Ehe-ähnlichen Ritus geben solle; "also keine Feierlichkeit als ob eine christliche Ehe geschlossen wird" - eine Argumentation, die Glettler nachvollziehen könne; jedoch brauche der Umgang der katholischen Kirche mit dem Thema Sexualität noch viele Lernprozesse.
Auf die Frage, ob Priester der Diözese Innsbruck mit Konsequenzen zu rechnen hätten, wenn sie homosexuelle Paare segnen, meinte Glettler wörtlich: "Das Erste ist das Gespräch, und mit Konsequenzen muss jetzt niemand rechnen. Das ist nicht der Typus meines Bischof-Seins." Vielmehr stehe aktuell an, über die Sexualmoral der Kirche sowie über die Kultivierung von Sexualität in unserer Gesellschaft allgemein zu sprechen, meinte der Bischof.
Bischof Hermann Glettler ist auch am Donnerstag um 22.10 Uhr Gast in der Servus TV "Talk im Hangar 7"-Diskussionsrunde zum Thema "Das Kreuz mit Corona: Wie gut ist die Kirche in der Krise?"