Glettler: Familien haben die Aufgabe, zum Leben zu ermutigen

Innsbrucker Bischof bei ORF-Radiogottesdienst in Thaur: Vaterschaft, die "gut, lebensfördernd und Menschen ermächtigend" ist, verweist damit auf Gott.

An die vorrangige Aufgabe der Familie, "einander für das Leben zu ermutigen", hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler erinnert. Familien seien in der Corona-Krise die ersten Zufluchtsorte sowie "Schutzraum und Umschlagplatz für alles, was Jung und Alt als Ohnmacht und Überforderung erleben", sagte der in der österreichischen Bischofskonferenz für den Bereich Ehe und Familie zuständige Bischof am Sonntag bei einem vom ORF-Radio Tirol übertragenen Gottesdienst in der Pfarre Thaur, der im Zeichen des am 19. März angelaufenen kirchlichen "Jahr der Familie" stand.

Familien seien "die wohl wichtigsten Klein- und Großbaustellen unserer Zeit" sowie die "unersetzlichen Start-ups für unsere Gesellschaft und Kirche", hob Glettler hervor. Was Familien auszeichne, sei der ehrliche Umgang miteinander, könne man hier doch aufgrund der großen Nähe einander nichts vormachen. Bedeutsam sei die Familie auch als "Schule des Glaubens". Der Bischof ermutigte in seiner Predigt dazu, regelmäßig eine "gute Unterbrechung" einzulegen und morgens, abends oder zu Tisch ein Gebet zu sprechen, gelte doch: "Eine Familie, die betet, wird nicht zerbrechen."

Besonders auf die Rolle des Vaters kam Glettler zu sprechen. Zu dessen "Grundauftrag" gehöre zwar auch, das Einkommen seiner Familie zu sichern und ihr den nötigen Wohn- und Schutzraum zu bieten. Genauso sei es aber auch wichtig, "die Kinder zu fordern und gelegentlich auch maßvoll zu überfordern", die Kinder beim Spielen in die Luft zu werfen "und sie selbstverständlich wieder aufzufangen oder in die Arme zu nehmen". In der Erziehung komme dem Vater - im Unterschied zur Mutter - stärker das "Zumuten von Distanz und das Erlernen von Loslassen und eigenständigem Strampeln" zu. "An scheinbaren Überforderungen können wir über uns hinauswachsen und in uns liegende Fähigkeiten entwickeln", so Glettler.

Als Vorbild für Väter empfahl der Innsbrucker Bischof den Nährvater von Jesus. Der heilige Josef, dessen Fest am 19. März gefeiert wurde - in Tirol, Vorarlberg, Steiermark und Kärnten auch als Landesfeiertag - sei ein "Mystiker des Alltags", der mit Gott besonders vertrauten Umgang gepflegt habe. Er beeindrucke durch seine "unaufgeregte, panikfreie Art", mit familiären Nöten umzugehen. Josef habe dem kleinen Jesus "das Gehen gelernt, das immer wieder notwendige Aufstehen" und auch, "Herausforderungen anzunehmen ohne zu verzweifeln". Sein "Sanftmut" bestärke darin, andere "nicht zu verurteilen, sondern zu ermutigen", sagte der Bischof.

Wenn Vaterschaft - von Familienvätern wie auch im übertragenen Sinn "geistlichen Väter" von der zölibatär Lebenden - "gut, lebensfördernd und Menschen ermächtigend" sei, verweise sie auf Gott als himmlischer Vater, betonte Glettler. Mit diesem Blick sei es kein Problem, wenn der Mensch nicht mehr alles fest in der Hand und unter Kontrolle habe, da "gerade dann etwas Neues beginnen" könne. Glettler: "Paradoxerweise wirkt Gott oft durch unser Versagen hindurch seine größeren Wunder."

 

Eine Meldung von www.kathpress.at

Foto: Pixabay/Michal Jarmoluk

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