Ehevorbereitung neu: Begleitung für Paare wird ausgebaut

Die Österreichische Bischofskonferenz hat einen neuen Leitfaden für kirchliche Ehevorbereitung veröffentlicht, der das heiratswillige Paar noch mehr in den Blick der Pastoral in den Gemeinden rückt.

In einem knapp vier Jahre dauernden Prozess hat eine interdiözesane Arbeitsgruppe einen neuen Leitfaden für die Ehevorbereitung entwickelt. Das nun vorliegende Konzept wurde von der Österreichischen Bischofskonferenz im Rahmen ihrer Sommervollversammlung im Juni 2021 approbiert und soll nun schrittweise in den Diözesen umgesetzt werden.

 

„Ausgangspunkt für das neue Konzept war das päpstliche Schreiben 'Amoris Laetitia', in dem Papst Franziskus den großen Stellenwert einer fundierten Ehevorbereitung hervorhebt“, betont der Referatsbischof für Ehe, Familie und Lebensschutz, Hermann Glettler. Es werde auch künftig unterschiedliche Modelle der Ehevorbereitung in den Diözesen geben, betont Glettler. Mit dem neuen Konzept sei jedoch ein österreichweiter Standard etabliert worden, der künftig den unterschiedlichen diözesanen Modellen für die Ehevorbereitung zugrunde liege.

Die Arbeitsgruppe präsentierte die Eckpunkte des neuen Leitfadens zur Ehevorbereitung. Bildnachweis: Diözese Innsbruck

Einheitliche Kriterien in den Diözesen

Der Bischof nennt wesentliche Kriterien, die das Modell der erneuerten Ehevorbereitung prägen: Ehevorbereitung wird von der konkreten Lebenssituation des Paares aus gedacht und gestaltet. Sie werde nicht als punktuelles Ereignis, sondern als Prozess wahrgenommen, der von der Anmeldung zur Trauung bis zur Hochzeit reicht. Den Paaren sollen künftig ehrenamtliche Begleitpersonen zur Seite gestellt werden, die das Paar in der Zeit der Vorbereitung begleiten. In den Pfarren gelte es, die Vorbereitung der Paare auf die Trauung als einen gemeinsamen pastoralen Auftrag wahrzunehmen.

 

An der Ausarbeitung des neuen Konzeptes mitgewirkt haben der Leiter des Instituts für Ehe und Familie, Johannes Reinprecht, der Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstitutes, Walter Krieger, die Leiterin des Familienreferates der Diözese Graz-Seckau, Katrin Windischbacher, der Leiter der Abteilung Familie und Lebensbegleitung der Diözese Innsbruck, Alfred Natterer, und Robert Schmalzbauer von der „Initiative Christliche Familie“.

 

Begleitung verstärken 

Mit dem neuen Konzept werde „das Paar neu ins Zentrum des kirchlichen Bemühens gerückt“, so Johannes Reinprecht. Dass künftig Begleitpersonen Verantwortung für junge Paare übernehmen, sei eine große Chance für die Pastoral in den Pfarrgemeinden. Dieser Aspekt der Begleitung stellt eine der wesentlichen Neuerungen in der Begleitung heiratswilliger Paare dar, sind sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe einig. Die Herausforderung der nächsten Jahre werde sein, diese Begleitpersonen zu finden und für ihren Dienst zu schulen, sagt Katrin Windischbacher von der Diözese Graz-Seckau. Die Erfahrung zeige, dass sich viele heiratswillige Paare „in der Rushhour ihres Lebens befinden und zum Teil bereits Kinder haben“, meint Windischbacher: „Wir sehen unsere Aufgabe darin, diese Paare in ihrer jeweiligen Situation wahrzunehmen und gut zu begleiten“.

 

Für Alfred Natterer (Diözese Innsbruck) gleicht die Ehevorbereitung der „Gestaltung eines Willkommensraumes für Paare, in den sie mit ihrer Sehnsucht nach einem gelingenden Leben eintreten dürfen“. Aufgabe der Begleitpersonen könne sein, „den Brautleuten den Kirchenraum zu zeigen, die spirituelle Dimension der Beziehung spürbar werden zu lassen und auch die eine oder andere Unsicherheit zu nehmen“.

 

Die Freude teilen 

Für Robert Schmalzbauer von der Initiative Christliche Familie bietet die Ehevorbereitung die Chance, „den Blick der Paare auf das Geschenk und die Schönheit der sakramentalen Ehe zu lenken und sie als etwas Anstrebenswertes und Schönes zu vermitteln“. Er sieht darin „ein neues Bemühen der Kirche, auf die Paare zuzugehen und sie auf dem Weg zur Hochzeit zu begleiten.“

 

Anteil zu nehmen an der Freude der Paare – darin sieht Walter Krieger (Österreichisches Pastoralinstitut) den roten Faden, der sich durch die gesamte Ehevorbereitung zieht. Einen Kulturwechsel sieht er darin, dass Pfarren und Gemeinschaften auch etwas vom heiratswilligen Paar lernen können. „Darum sind wir auch dankbar, dass junge Menschen bereit sind, sich in diesen Weg der kirchlichen Ehevorbereitung hineinzubegeben“, so Krieger.