Edith Stein zum 80. Todestag: "Losing by Winning"
Edith Stein - Philosophin und Mystikerin, Jüdin und Christin, Frauenrechtlerin, Ordensfrau und Heilige, Opfer der Shoah: Zum 80. Todestag der Namenspatronin der benachbarten Hochschule spannt das Museum Stift Stams mit einer Ausstellung zeitgenössischer Arbeiten einen Bogen weiblicher Mystik des Mittelalters bis in die Gegenwart.
Idee und Auftrag stammen nach der erfolgreich rezipierten Petrus Canisius-Ausstellung im Jahre 2021 wiederum vom Kunsthistoriker und Bischof von Innsbruck Hermann Glettler.
Gegenwartskunst greift Echo in der Lebenszeit von Edith Stein auf
Rund 30 Positionen hat Kurator Hubert Salden aus Galerien und Museen quer durch ganz Europa von Antwerpen über Berlin und Barcelona bis Wien zusammengestellt: von Thomas Hirschhorn, Marcel Odenbach, Pina Bausch, Louise Bourgeois, Luc Tymans, Monica Bonvicini über Christine Löhr, Gabriele Aulehla, Christine Colditz, Ian Waelder bis zu dem offiziellen Teilnehmer an der diesjährigen Documenta 15 in Kassel, Ali Kaaf. Eine beeindruckende Arbeit Gustav Metzgers ist ebenso in der Ausstellung vertreten wie Fotografien von Thomas Merton, Andres Serrano und Khaled Barakeh und Serigraphien von Yves Klein und Ad Reinhard. Unter den Künstlern in der Ausstellung sind u.a. auch die beiden Tiroler Thomas Riess und Franz Wassermann hervorzuheben. Die künstlerischen Arbeiten greifen, so Kurator Hubert Salden, soziale Aspekte der Gesellschaft heute und deren Echo in der Lebenszeit von Edith Stein ebenso auf wie die Möglichkeiten des Bildnerischen als Ausdruck des Geistigen in einer pluralistischen bzw. von Diversität geprägten Gesellschaft.
Besonders erfreut zeigen sich Rektorin Dr.
Das Verhältnis der Kirche zur Gegenwartskunst changiert seit dem 19. Jahrhundert zwischen kaum vorhanden und angespannt. Dabei brauche "die Kirche die Kunst", so Papst Johannes Paul II. bei seinem ersten Deutschlandbesuch 1980.
Ungeachtet dessen tut sich die Kirche schwer mit der zeitgenössischen Kunst, auch dann, wenn sich Künstlerinnen und Künstler intensiv mit Positionen der bzw. zur Kirche auseinandersetzen. Von Gerhard Richter beispielsweise weiß man, dass er für seinen Auftrag im Kölner Dom wochenlang die dortigen Lichtverhältnisse studiert hat. Er hat auf die Chorfenster aus dem 14. Jahrhundert geschaut, hat das Licht, das den Chor füllt, genommen, gebündelt und dann in das Südfenster des Kölner Domes eingebracht. Die abstrakte Kunst vermag, so notierte Richter, genauso wie die konkrete figürliche Kunst von Gott zu reden.
Auf die Frage, ob die Kunst der Gegenwart, die immer „erst erklärt werden muss“, nicht Gefahr laufe elitär und abgehoben zu sein, erklärt Bischof Glettler: „Qualitätsvolle Kunst, ob alt oder neu, spricht eine Sprache, die unmittelbar berührt und in das Geheimnis des Lebens führt – in eine Weite und Tiefe, die sich der erklärenden Sprache entzieht.“ Und er ergänzt: „Gerade die vielen Facetten der Persönlichkeit von Edith Stein laden dazu ein, sich auf neue, ungewohnte Perspektiven einzulassen.“
Auftrag Neuevangelisierung im Dialog mit Kunst
„Wir laden die TirolerInnen zu Führungen und Gesprächen nach Stift Stams ein“, so Hausherr Abt German, „und klären gemeinsam, in welchem Zusammenhang das Neue mit dem Alten steht und welche neuen Gedankengänge und Blickwinkel uns daraus eröffnet werden können“.
Dass die Kirche der dringenden Aufgabe der Neuevangelisierung gerade auch in einem ernsthaften Dialog mit zeitgenössischer Kunst nachgehen kann, davon sind Abt German und Bischof Hermann gleichermaßen überzeugt:
„Als Kirche dürfen wir uns nicht aus der Gegenwart verabschieden und nur noch rückwärtsgewandt das überkommene Erbe betrachten. Die zeitgenössische Kunst ist Inspiration und Auftrag, mit dem kritischen Blick der Gegenwart eine authentische Vermittlung des christlichen Glaubens zu versuchen. Qualitätsvolle Kunst legt den Zweifel und die Hoffnungspotentiale heutiger Zeit frei – und stimuliert eine Begegnung mit dem immer größeren Geheimnis, das wir staunend unbeholfen Gott nennen. Kunst und Glaube stehen für eine uralte, nicht immer konfliktfreie, aber definitiv inspirierende Geschwisterlichkeit.“
„Dieser Zugang zu Glauben und Religion“, ergänzt Rektorin Steinmair-Pösel, „erzeugt im besten Fall eine Offenheit, die auch wieder junge Menschen und Studierende erreicht.“
Eröffnung am 09. August 2022
17 Uhr: Festgottesdienst in der Basilika
19 Uhr: feierliche Eröffnung der Ausstellung im Museum
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertag von 13 bis 17 Uhr
Ab Oktober: Sonn- und Feiertag von 13 bis 17 Uhr