Don-Bosco-Schwester Hanni Denifl: Stärkung der Kinderrechte ist Fluchtprävention

Katholische Kirche begeht am 2. Februar "Tag des geweihten Lebens" – Tiroler Ordensfrau in Westafrika im Einsatz für "verhexte" Kinder

Am 2. Februar begeht die katholische Kirche weltweit traditionell ihren "Tag des geweihten Lebens". Auch heuer stehen in vielen Diözesen Gottesdienste und Feiern auf dem Programm. Papst Johannes Paul II. hatte den Tag am Kirchenfest "Mariä Lichtmess" im Jahr 1997 eingeführt, um die Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens zu fördern.
Weil "Mariä Lichtmess" und der Tag des geweihten Lebens zusammenfallen, feiert der Papst den Gottesdienst am 2. Februar immer mit Ordensleuten. Die Messe aus dem Petersdom mit Papst Franziskus wird ab 17.30 Uhr live und mit deutschem Kommentar auf www.vaticannews.va übertragen. 

 

Im Ordenseinsatz in der Welt 

Kinderschutz erfordert in manchen Weltregionen einen Kampf gegen Hexenglaube und Animismus: Etwa in der Elfenbeinküste, Benin und Nigeria, wo die Tiroler Ordensfrau Sr. Hanni Denifl seit 15 Jahren eine lange Reihe von Projekten für Kinder und Jugendliche gestartet hat und weiter betreibt. Besonders Mädchen sind oft von häuslicher Gewalt und Traumatisierung betroffen - und werden mitunter sogar wegen auffälligen Verhaltens als "Hexenkinder" gebrandmarkt und verstoßen. Denifl und ihre Gemeinschaft der Don-Bosco-Schwestern bieten diesen Kindern Perspektiven und kämpfen für ein neues Bewusstsein, berichtete die Ordensfrau gegenüber Kathpress aus Anlass des "Tags der Straßenkinder" (31. Jänner) des Hilfswerks "Jugend Eine Welt", das Denifl in ihren Projekten unterstützt.

Eines der von Denifl initiierten Projekte ist ein Kinderschutzzentrum in Benin, in dem zwischen 20 und 25 Kinder ein vorübergehendes Zuhause finden. Eines der ersten war ein Mädchen, das als Fünfjährige zu den Schwestern kam. In ihrer Herkunftsfamilie hatte es zwei Todesfällen gegeben, was laut Denifl angesichts der grassierenden Krankheiten wie Malaria oder Typhus öfters vorkomme, doch glaubten die Angehörigen, das Kind sei verwunschen. Psychologen und Sozialarbeiter des Zentrums sorgten sich um die Kleine und eine Pflegefamilie wurde gefunden. Heute ist sie eine junge Frau mit Matura und Pflegeausbildung, die an Samstagen ehrenamtlich im Zentrum mithilft.

Sr. Denifl kennt mittlerweile eine Vielzahl von Gründen, derentwegen Kinder - besonders Mädchen - im von Animismus und Naturreligionen durchdrungenen Westafrika immer wieder auch heute noch als "verhext" gelten: "Einmal starb die Mutter eines Kindes gleich nach der Geburt, worauf die Großmutter die Erziehung übernahm und ihre Enkelin auch stillte. Gleich sagte man, sie sei verwunschen." Auch Bettnässen oder Verhaltensauffälligkeit werden für Ursachen gehalten, was der Tiroler Ordensfrau besondere Sorge bereitet: "Denn in vielen Fällen steckt dahinter Traumatisierung durch Misshandlung, die gut geheilt werden kann, wenn man sich der Kinder annimmt."

Kinder stärken und fördern
Der Kinderschutz steht im Mittelpunkt der von Denifl initiierten Projekte, zu denen auch ein Kinder-Mütter-Haus, Alphabetisierungs- und Berufsausbildungskurse sowie ein derzeit in Bau befindliches großes Bildungs- und Jugendzentrum mit Internat, Kinderheim, Volks- und Berufsschule in einem Vorort der nigerianischen Metropole Lagos gehören. "Zentral ist dabei immer der Gedanke, dass Kinder nicht geschlagen werden dürfen, sondern in ihren Rechten gestärkt und in ihren Talenten gefördert werden müssen", erklärte die Missionarin. Um dieses Umdenken zu erreichen, beschäftigt Sr. Denifl Psychologinnen und hält für Eltern und das Personal Weiterbildungen und Kurse. 

Sehr am Herzen liegt Sr. Denifl das 2011 gestartete Projekt "Service DomS", bei dem straffällig gewordene Jugendliche in der Haft und auch nach ihrer Entlassung betreut werden. "Dazu kam es, als zwei unserer Berufsschüler etwas gestohlen hatten, wir sie besuchten und im Gefängnis gleich 44 Buben und 12 Mädchen vorfanden. Vom Gefängnisleiter erhielten wir die Erlaubnis, mit ihnen zu arbeiten." Der Einsatz weitere sich auf alle sechs Gefängnisse Benins aus und führte auch dazu, es dort heute überall auch eigene Jugendrichter gibt. Eigene Aufklärungsprogramme wurden gestartet, um Misshandlungen durch die Polizei entgegenzuwirken, eine Juristin in Denifls neunköpfigem Team unterstützt die Jugendlichen in ihren Rechten.

Besonders stolz ist die Don-Bosco-Schwester auf sogenannte "Segnungsfeste", zu denen auch die Eltern ins Gefängnis kommen dürfen: "Dabei findet Aussöhnung statt und die Eltern sagen ihren Kindern, dass sie wieder neu anfangen dürfen. Das ist für alle wichtig, da sonst auch die Familie als verwunschen gilt", so die Ordensfrau.

Falschen Träumen entgegenwirken
Dass Westafrika zu den wichtigsten Herkunftsregionen zählt für jene Migranten, die teils auf illegalen Wegen nach Europa gelangen, um hier ihr Glück zu versuchen, weiß Sr. Denifl aus eigener Erfahrung. "Etwa in der Elfenbeinküste, wo der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung 18 Jahre beträgt, träumt ein großer Teil der jungen Menschen von Frankreich oder Deutschland. Sie glauben, dort wäre das Paradies." Die Don Bosco Schwestern sehen es auch als ihre Aufgabe, präventiv Aufklärung zu leisten und falsche Vorstellungen zu korrigieren. "Vor allem aber versuchen wir, Perspektiven zu Hause zu schaffen durch gute Ausbildung, Jobvermittlung und Möglichkeiten, die eigenen Rechte auszuüben", so die Ordensfrau. 

In Wien steht Kardinal Christoph Schönborn am  2. Februar um 16 Uhr einer Pontifikalvesper im Stephansdom vor. Der Wiener Erzbischof ist seit seinem Eintritt in den Dominikanerorden im Jahr 1963 selbst Ordensmann. Im Rahmen der Vesper werden die Jubilarinnen und Jubilare des Jahres 2022, sowie alle anwesenden Mitglieder aus den Ordensgemeinschaften und Säkularinstituten ihre persönlichen Gelübde an Gott erneuern.
In der Steiermark findet am 2. Februar um 18 Uhr 15 der Lichtmessgottesdienst zum "Tag des geweihten Lebens" mit Bischof Wilhelm Krautwaschl in der Grazer Stadtkirche statt. In der Diözese Eisenstadt feierte Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics bereits am Sonntag (30. Jänner) eine Vesper anlässlich des Tags des geweihten Lebens in der Basilika Maria Loretto im Burgenland.
In Klagenfurt lädt der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz am 5. Februar um 15 Uhr zum Gottesdienst und zur Begegnung ins Bischofshaus, während in Oberösterreich Ordensleute am 8. Februar um 18.15 Uhr eine Feier im Linzer Dom zu diesem Anlass sowie auch zum Gebets- und Gedenktag gegen Menschenhandel gestaltet wird.
Orden sind Stütze der Gesellschaft
In Österreich gibt es derzeit 106 weibliche und 86 männliche Ordensgemeinschaften. Rund 4.500 Ordensfrauen und -männer wirken im Land. Die 233 Ordensschulen werden von mehr als 52.000 Schülerinnen und Schülern besucht. Es gibt 500 heimische Ordensarchive bzw. -bibliotheken mit vier Millionen Büchern. In den 23 Ordensspitälern steht bundesweit jedes fünfte Spitalsbett. Die Ordensspitäler verfügen insgesamt über 7.800 Betten. 

Bild: Don Bosco Schwestern/Höllbacher