„Der Brunnen“ – sympathischer Andersort im Einkaufszentrum

Initiator Gebhard Ringler übergibt bei 20-Jahr-Jubiläum Leitung an Philipp Klutz

Mit rund 100 Gästen feierte am Freitagabend, 9. September, das ökumenische Beratungs- und Seelsorgezentrum „Der Brunnen“ im dez-Einkaufszentrum in Innsbruck mit einem Festakt sein 20-jähriges Bestehen. Gleichzeitig erfolgte die Übergabe der Leitung vom Gründer und Initiator Gebhard Ringler an Philipp Klutz.

 

Schon wenige Zahlen sprechen für sich: In den vergangenen beiden Jahrzehnten nahmen in mehr als 50.000 Öffnungsstunden rund 115.000 Besucherinnen und Besucher den „Brunnen“ in mehr als 45.000 Beratungen in Anspruch.

Schlüsselübergabe: Gerlinde Busse, Philipp Klutz und Gebhard Ringler - Fotos: Sigl
Bischof Glettler: „Der Brunnen“ ist für viel zum Segen geworden

Bischof Hermann Glettler lobte beim Festakt die Initiative: „Vor 20 Jahren war es tatsächlich eine Pionierarbeit, Kirche an einem städtischen ‚Andersort‘ erlebbar zu machen. Ich verwende diesen sperrigen Begriff, weil er Eingang in die theologische Reflexion gefunden hat. Eigentlich geht es um ein unkompliziertes Präsent-Sein dort, wo sich die Menschen aufhalten. Diese Haltung und Initiative ist hundertprozentig jesuanisch. Jesus selbst hat sich ohne Berührungsängste an die gesellschaftlichen Umschlagplätze begeben, sich einladen lassen und an vielen Alltags-Orten das Reich Gottes erlebbar gemacht – ‚mitten unter uns‘, wie es heißt.“

Bischof Glettler weiter: „Für viele Passanten und Kunden im DEZ ist der ‚Brunnen‘ zu einem Ort des Verweilens geworden, wo im Trubel der Einkaufshektik ein Gespräch möglich ist, manchmal sogar ein kurzer Aufenthalt im Raum der Stille und ein Gebet. Diese heilsamen ‚Unterbrechungen‘ sind für viele zum Segen geworden – und werden es auch in Zukunft sein.“

 

Superintendent Dantine: Dankbar für besondere Zusammenarebeit 

Krankheitsbedingt konnte Superintendent Olivier Dantine nicht teilnehmen, er übermittelte durch Pfarrer Werner Geißelbrecht eine Grußbotschaft: „Hier im ‚Brunnen‘ kommt Kirche den Menschen entgegen und es ist deutlich geworden, dass viele Menschen dieses Entgegenkommen gerne annehmen.“

Dantine weiter: „Im ‚Brunnen‘ wird noch etwas deutlich: Wenn es um Seelsorge geht, wenn es um Sinnfragen und um Existenzfragen geht, treten konfessionelle Grenzen in den Hintergrund. Es ist gut, dass ‚Der Brunnen‘ von Anfang an ein ökumenisches Projekt ist. Ich bin froh und dankbar für diese besondere Zusammenarbeit.“

 

dez-Geschäftsführer Hess: „Brunnen“-Verlängerung auf unendliche Zeit 

Als Gratulant stellte sich auch dez-Geschäftsführer Hannes Hess ein und betonte: „Ich hoffe, dass wir das Angebot des ‚Brunnen‘ auf unendliche Zeit verlängern können.“ Gleichzeitig dankte er dem langjährigen Leiter Gebhard Ringler und seinem Team für die wertvolle Arbeit.
Ringler in seiner Bilanz: „ Großer Dank gelte dem dez „für das aktive Wohlwollen, die offene Tür, das offene Herz.“ Die größte Herausforderung sei es, den Menschen auch beim 100. Mal so zuzuhören, als wäre es das erste Mal.“ 

 

Großer Dank an ehrenamtliches Team und Übergabe der Leitung 

Beim Festakt erfolgte auch die Übergabe der Leitung von Gebhard Ringler, dem Initiator und Mitbegründer vom „Brunnen“, an Philipp Klutz.

Bischof Gletter: „Ich danke Gebhard Ringler und seinem Team für die geleistete Pionierarbeit, für die Vision und das geduldige Dranbleiben an der Überzeugung, dass wir aus der Kraft unseres Glaubens mit den Menschen dort kommunizieren müssen, wo sie sich ganz natürlich aufhalten. Herzlichen Dank für die 20 Jahre geduldiges Weiterentwickeln dieser speziellen Form von Citypastoral in ökumenischer Zusammenarbeit! In diesem Geist wird der ‚Brunnen‘ auch zukünftig viele erfrischen.“

Der Bischof ergänzt: „Danken möchte ich auch für die spezielle ‚Betriebsseelsorge‘, die Gebhard Ringler und sein Team hier im DEZ in den vergangenen Jahren fast ganz automatisch gemacht haben. Sie hatten eine aufmerksame Sorge für die Angestellten und VerkäuferInnen des Einkaufszentrums. Mit Dank und Freude erwähne ich auch das Team der Ehrenamtlichen, das sich von der Grundidee einer ‚missionarisch-dialogischen Präsenz‘ begeistern ließ und den „Brunnen“ damit belebt hat.

Der Bischof abschließend: „Ich wünsche dem sympathischen Andersort im DEZ weiterhin viele gesegnete Begegnungen und auch dem neuen Leiter, Philipp Klutz, Freude an seinem neuen Dienstort. Wir teilen die Gewissheit, dass sich Gott ganz überraschend überall finden lässt.“

 

Superintendant Dantine schloss sich den Wünschen an: „Auch von meiner Seite ein großes Dankeschön an Gebhard Ringler gesagt. Er hat wesentlich zum Aufbau des „Brunnen“ beigetragen und hat die Arbeit hier in diesen 20 Jahren sehr geprägt. Den Ehrenamtlichen war er ein wichtiger Ansprechpartner. Vielen Dank und Gottes Segen für den neuen Lebensabschnitt! Dem „Brunnen“ und seinen Mitarbeiter*innen wünsche ich eine gute Zukunft und Gottes Segen!“

 

„Der Brunnen“ - Raum und Zeit für Ruhe oder ein persönliches Gespräch 

„Der Brunnen“ im Innsbrucker dez-Einkaufszentrum bietet Gelegenheit zur Begegnung und zur Ruhe und sieht seinen Auftrag vor allem im Bereich der Krisenprävention. „Wir halten einen 'Raum der Stille' bereit, wo Menschen sich für kurze Zeit zurückziehen, sich sammeln, zur Ruhe kommen, bei sich selbst ankommen und beten können. Gleichzeitig bieten wir Raum und Zeit an für ein persönliches Gespräch bzw. für eine Lebensberatung", erklärt der neue Leiter des Seelsorgezentrums, Philipp Klutz. Die Beratung und die Gespräche im „Brunnen“ würden vor dem „Hintergrund des christlichen Glaubens“ geschehen, heißt es auf der Webseite der Einrichtung. In akuten Krisensituationen werde man zu einer anderen Fachberatung vermittelt.

 

Geöffnet ist „Der Brunnen“ von Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr. Gespräche und Beratungen können kostenlos und ohne Anmeldung in Anspruch genommen und vertraulich geführt werden. Träger der Einrichtung sind die römisch-katholische und die evangelische Kirche in Zusammenarbeit mit dem dez-Einkaufszentrum.

 

Gegründet wurde „Der Brunnen“ vor 20 Jahren auf Initiative des katholischen Priesters und Psychotherapeuten Gebhard Ringler in Zusammenarbeit mit Gerlinde Busse von der evangelischen Kirche. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung war „Der Brunnen“ das erste Seelsorgeprojekt dieser Art im deutschsprachigen Raum. „Der Brunnen“ wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Reinhold Stecher-Stiftungspreis und dem Diakoniepreis der evangelischen Kirche.

 

Weitere Informationen: www.der-brunnen.at

v.l. Neuer „Brunnen“-Leiter Philipp Klutz, Der Brunnen; DEZ-Gründer Hannes Hess; Pfarrer Werner Geißelbrecht (Evangelische Pfarrgemeinde Innsbruck-Christuskirche; Gründungsmitglied Gerlinde Busse, Bischof Hermann Glettler; scheidender Leiter und Initiator des „Brunnen“ Gebhard Ringler. Fotos: Sigl