Charismatische Erneuerung: Von der "Servicekirche" verabschieden
Das hat Prof. Hans Peter Lang, der frühere langjährige CE-Leiter in Österreich, zum Abschluss des viertägigen Treffens mit 500 Teilnehmern in Windischgarsten (OÖ) gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress dargelegt. Auch der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky formulierte dies bei einem Gottesdienst des Treffens. "Bringt euch ein, engagiert euch - je nach Alter. Helft, die Passivität zu überwinden", so sein Appell.
Die vergangenen 20 Jahre bezeichnete Lang im Interview als "Götterdämmerung der Servicekirche": "Es war bisher immer gut, einen tollen Pfarrer zu haben - doch diese Zeit ist nun zu Ende." Infolge rückläufiger Berufungen seien Pfarrer mit der Zuständigkeit für viele Pfarren zugleich so beansprucht, dass sie etliche Dienste in der Seelsorge oder auch die Glaubensweitergabe nicht mehr erfüllen könnten. Die Unterstützung der Laien, je nach deren Begabung, sei hier nötig.
Beispiele für das nötige Mitwirken sei die Musikgestaltung, "denn wenn ich an den Sonntagen immer nur die gleichen fünf Lieder aus dem Gottesdienst singe, darf ich mich nicht wundern, dass der Altersdurchschnitt der Besucher über 70 Jahren liegt", so Lang. Manchen Pfarren gelinge es, mit kinder- und jugendgerecht gestalteten Familiengottesdiensten Fernstehende auch heute regelmäßig eine "bummvolle Kirche" zu haben. Dies müsse kein Mehraufwand für den Priester sein, wenn ein Team aus der Pfarre die Gestaltung übernehme.
Zu einer Schlüsselfrage für die Erneuerungsbewegungen sei die Einbindung der "Fernstehenden" geworden. "Wir müssen attraktiv werden, ohne die geistige Substanz zu verleugnen - und auf die Menschen zugehen, die von der Kirche distanziert oder nicht getauft sind", betonte Lang. Brauchbare neue Impulse seien dabei u.a. das "Rebuild"-Konzept aus den USA mit dem Blick auf die Funktionsweise wachsender Gemeinden oder für die Glaubensweitergabe neben den "Cursillo"-Angeboten die aus England stammenden "Alphakurse". In mehreren Diözesen - Lang hob hier Wien, St. Pölten und Graz hervor - gebe es dafür bereits viel Rückenwind von den Bischöfen.
Als möglichen Impuls der CE an die Pfarren bezeichnete der langjährige Leiter die "Gebetsdienste": Durch orangene Schals erkennbare Zweierteams von Laienchristen, die in der Seelsorge und in der geistigen Begleitung ausgebildet sind, bieten am Rand von CE-Treffen Aussprache abseits der Beichte an. "Wenn ich einen Konflikt mit meinem Sohn habe und nicht mehr weiterweiß, kann ich bei ihnen Ratschlag und Unterstützung im Gebet suchen. Wenn ich ein Suchtproblem habe, erhalte ich die nötigen Hilfsadressen." Die intensive Nachfrage für diesen Dienst zeige, "dass die Not dafür groß ist", deutete dies Lang.
Gottes Überraschung
Einer der Höhepunkte der Versammlung war ein Vortrag von Michelle Moran. Die langjährige Leiterin des Internationalen Rates der Erneuerung ICCRS appellierte die Charismatiker dazu, noch konkreter mit dem Eingreifen Gottes zu rechnen. Nach Zeiten, in denen die Bewegung in Europa auf Stabilität und Konformität mit kirchlichen Verhaltensnormen ausgerichtet gewesen sei, sei es an der Zeit, sich noch mehr "von Gott überraschen zu lassen", auch betreffend gesellschaftlicher Entwicklungen.
Der Wiener Diakon Johannes Fichtenbauer, Präsident des "European Network of Communities" , lobte nach dem Treffen in Windischgarsten die "entspannte, geschwisterliche Atmosphäre" von Wertschätzung auch gegenüber anderen Bewegungen und christlichen Kirchen, die etwas von dem "neuen Stil von Papst Franziskus" durchscheinen habe lassen, so Fichtenbauer gegenüber Kathpress. Auffallend bei der Versammlung sei zudem die hohe Beteiligung von Jugendlichen gewesen, sowie der enorme Anklang der Musikgestaltung durch die Immanuel Lobpreiswerkstatt Ravensburg.
Pfingstbewegung auf katholisch
Die katholische Charismatische Erneuerung (CE) ist Teil einer weltweiten, ökumenischen Erneuerungsströmung. Entstanden ist sie kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1967) aus einer tiefen Erfahrung des Heiligen Geistes, die viele Menschen, auch aus anderen Konfessionen, erreichte und eine zuvor ungekannte Liebe zu Jesus, zur Heiligen Schrift, zur Kirche und zu allen Menschen freisetzte. Solche Erfahrungen intensivierter Gottesliebe sind allen Christen verheißen, als eine Frucht der Sakramente von Taufe und Firmung. Deshalb ist die CE nicht eine geistliche Bewegung neben anderen, sondern dient einer Erneuerung der Kirche aus ihrer Mitte heraus. Die CE ist von der katholischen Kirche weltweit anerkannt. In Österreich gibt es einen Bischof, der für die CE zuständig ist (Weihbischof Stefan Turnovszky), und in der Diözese Innsbruck ist die CE im Pastoralrat vertreten.
Christen aus der CE treffen sich in zahlreichen Gebetskreisen, in charismatisch ausgerichteten Gemeinschaften und Bewegungen sowie neuerdings auch in Gebetshäusern (in Innsbruck: Die Weide).
Überdies bietet die CE Seminare zur charismatischen Spiritualität an, sowie Einkehrtage, Wallfahrten und Konferenzen.
Für die CE der Diözese Innsbruck gibt es einen Leitungsdienst, der mit der Österreichleitung sowie der internationalen Organisation der CE zusammenarbeitet.
Für die österreichische Feier hatte Kardinal Christoph Schönborn in einem auf der CE-Website (www.erneuerung.at) veröffentlichten Video seine Glückwünsche überbracht. Er würdigte dabei die "vielen Früchte", welche aus der CE in den 50 Jahren entstanden sei, darunter die "vielen persönlichen Bekehrungen", oder auch, dass viele durch die CE eine "neue Liebe zur Heiligen Schrift" gefunden und "die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie" wiederentdeckt hätten. Die Teilnehmer des Jubiläumsfestes sollten weiterhin Zeugnis davon geben, "dass der Herr lebt, dass ihr ihm begegnet seid und ihn erkannt habt".
Eine Meldung von www.kathpress.at