Bischof Scheuer zum Brief des Papstes an die Katholiken in Irland

Bischof Manfred Scheuer hat zum Brief des Papstes an die Kirche in Irland Stellung genommen. In dem Schreiben äußert sich Papst Benedikt XVI. betroffen über die Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche Irlands.

Papst Benedikt erweist sich in diesem Schreiben als hörend und mitfühlend: Er ist wiederholt Opfern sexuellen Missbrauchs in der Kirche begegnet und hat deren Verletzung ihres Vertrauens und ihrer Würde wahrgenommen. Er nimmt deren Nöte und auch deren Wut wahr und versteht, wenn es ihnen schwer fällt, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen.

Klar benennt der Papst auch das Unrecht, die Ungerechtigkeit, die kriminelle Dimension von Missbrauch und die Sünde beim Namen. Es gibt keine Relativierung durch statistische Vergleiche, kein „Auch-Du“-Argument, keine Ausflüchte in frühere Zeitströmungen, keine falsche Entschuldigung der Täter und auch nicht der Autoritäten der Kirche. Massiv kreidet er Fehler in der Leitung sowie die unangemessene Art bzw. das Versagen der kirchlichen Autorität an, gerecht und verantwortungsvoll mit Missbrauchsvorwürfen umzugehen.

Sehr klare Worte gelten den Tätern. Er hält ihnen vor, was ihr Tun für die Opfer und die Kirche bedeute. Er bleibt aber nicht bei der persönlichen Verantwortung der Täter. Die Kirche in Irland muss die Sünde zugeben, das Unrecht anerkennen und ernste Reue zeigen. Schließlich fordert der Papst mehrfach auch einen Umgang mit Missbrauchsvorwürfen, wie es den Anforderungen der Justiz entspricht, sowie die volle Zusammenarbeit mit der staatlichen Justiz.

Die Stärke des Dokuments liegt in der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Zudem werden strukturelle und rechtliche Fragen stark einbezogen. Es ist aber auch ein spirituelles Dokument. Es geht um einen Umgang mit Missbrauch, wie es der Lehre des Evangeliums entspricht. Benedikt XVI. will einen Weg der inneren Heilung, der Versöhnung und Befreiung, der Erneuerung und der Wiedergutmachung vorschlagen.

Auch wenn der Brief an die Katholiken in Irland gerichtet ist, sind weite Passagen auch auf Deutschland und Österreich bzw. auf Tirol anzuwenden.
  

Den Wortlaut des Papst-Briefes finden Sie auf:

http://www.kathpress.co.at/content/site/focus/database/31630.html 

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