Bischof Scheuer: Licht und Schatten im Jahr 2010

In seinem Jahresrückblick hob erinnerte der Bischof von Innsbruck an den Missbrauchsskandal in der Kirche, an große Katastrophen in der Welt und an die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.

"Die Kirche ist ein 'global player' für Menschlichkeit". Das sagte Bischof Manfred Scheuer anlässlich der Jahresschlussandacht im Innsbrucker Dom. Die Caritas zähle weltweit zu den größten und schnellsten Katastrophenhelfern. In ganz Tirol würden sich mehr als 20.000 Menschen in der Kirche engagieren. Diözese und Ordensgemeinschaften gehören in Tirol zu den größten Arbeitgebern. Der Bischof danke in seiner Predigt allen, die sich ehrenamtlich in und für die Kirche, aber auch für die Gesellschaft engagieren.

In seinem Rückblick auf das Jahr 2010 erinnerte Bischof Scheuer an herausragende Ereignisse des vergangenen Jahres. Er erinnerte vor allem an große Katastrophen wie jene beim Erdbeben in Haiti mit mehr als 200.000 Toten und einer Million Obdachlosen. Scheuer erinnerte an die Flutkatastrophe in Pakistan, die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, die Abschiebung der Roma aus Frankreich.

Im Blick auf Tiroler erinnerte der Bischof daran, dass rund 6 Prozent der Tiroler Bevölkerung - das sind mehr als 39.000 Menschen - alos manifest arm egelten. 78.000 Menschen seien armutsgefährdet. "Vor allem Alleinerziehende und ihre Kinder brauchen deutlich mehr Unterstützung, um der Armutsfalle entkommen zu können", so Bischof Scheuer. Dazu bedürfe es einer guten Bildung und Ausbildung. "Als Erwachsene müssen wir Kindern das Vertrauen in sich selbst vermitteln, um sie auch für eine unsicher Zukunft zu stärken".

Zugleich hob der Bischof die hohe Hilfsbereitschaft in Tirol hervor. "Nächstenliebe und Solidarität sind in Tirol nicht gering. Gerade um diese Zeit ist auch verstärkt soziales Engagement bei den Menschen spürbar", so Scheuer.

Im Blick auf die Katholische Kirche erinnerte Bischof Scheuer an die Aufdeckung der Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen: "Das Bekanntwerden von gewalttätigen Übergriffen und von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Bereich hat auch die Kirche in Tirol tief erschüttert." Die Kirche versuche, mit den Betroffenen im Gespräch zu bleiben, therapeutisch zu begleiten und auch finanzielle Entschädigung zu leisten. "2010 ist sicher auch deutlich geworden, dass sich die Kirche auch hinterfragen lassen und öffentliche Kritik einstecken muss", so Scheuer. Das könne auch ein positiver, reinigender Prozess sein. Scheuer: "Ich hoffe sehr, dass wir auf dem eingeschlagenen Weg vorankommen, dass Wunden heilen und so wieder ein Klima des Vertrauens entstehen kann".

Im Blick auf die vielfältigen Angebote der Kirche hob Bischof Scheuer die Projekte der kirchlichen Entwicklungshilfe hervor. Die Mittel der kirchlichen Entwicklungshilfe lagen 2010 bei 84,3 Millionen Euro. Damit wurden 3.351 Projekte in 112 Ländern unterstützt. Die Sternsinger sind jährlich mit 85.000 Kindern unterwegs, um Spenden zu sammeln. Die Lange Nacht der Kirchen wurde in Österreich von 350.000 Menschen genutzt, um iin 744 Kirchen eine von insgesamt 3.500 Veranstaltungen zu besuchen.

Bei seinen Besuchen in den Pfarren erleben er sehr viel positives in der Zusammenarbeit von Priestern, Laien und Ehrenamtlichen. Es gebe aber auch Bereiche, wo diese nicht funktioniere, so Scheuer. Das sei eine Herausforderung, der sich die Kirche stellen müsse.

Im Download finden Sie den Wortlaut der gesamten Ansprache. 

manfred_scheuer_web_2_1.jpg
Bischof Scheuer: Licht und Schatten im Jahr 2010