Bischof Scheuer: Beeindruckende Geste

Erste Stellungnahmen zur Papstwahl von Bischof Manfred Scheuer, Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb und Prof. Jozef Niewiadomski.

Bischof Manfred Scheuer: Eine bewegende Geste 

Wie so viele zeigt sich auch Bischof Manfred Scheuer „ziemlich überrascht“ über die Wahl des Argentiniers. Bergoglio gilt als Kardinal der Armen mit einem einfachen und bescheidenen Lebensstil. Die Geste, sich zuerst segnen zu lassen und dann den Segen zu spenden, war bewegend.“
Bischof Scheuer sieht es als sehr wahrscheinlich an, dass in Zukunft Fragen der Armut und die Auswirkungen der Globalisierung und der Gerechtigkeit stark im Zentrum der Kirche stehen werden.
Der erste Eindruck zeuge von einer spirituellen Tiefe und Demut. Scheuer: „Ich bin überzeugt, dass Franziskus I. mit der ignatianischen Unterscheidung der Geister und mit der zuversichtlichen  Grundhaltung Gott in allen Ereignissen und Dingen zu suchen und zu finden, sein Amt ausüben wird.“
Und Scheuer  abschließend: „Ich bitte die Menschen in der Diözese um das Gebet für den neuen Papst.“ 

Elisabeth Rathgeb: Hoffnungsvolles Zeichen
Nach der ersten Überraschung und der Frage „Wer ist denn das?“ sehe ich viele hoffnungsvolle Zeichen: Der neue Papst ist Jesuit, was für eine ausgezeichnete theologische Bildung und eine Spiritualität mit Bodenhaftung spricht. Er nennt sich Franziskus und gibt sich damit ein Programm, das er schon als Bischof von Buenos Aires gelebt hat: Nahe bei den Menschen, nah bei den Armen. Er begrüßt die „Brüder und Schwestern“ und bittet sie um ihr Gebet für ihn, vor er den Segen spendet.
Als erster Lateinamerikaner, erster Jesuit und erster „Franziskus“ unter den Päpsten hat er anscheinend keine Angst vor Premieren – das kommt ihm zu Gute in einer Zeit, wo wir in der Kirche einiges zu erneuern haben.
  

Jozef Niewiadomski: Eine kleine Revolution
"Die Wahl ist für mich eine vollkommene Überraschung. Zuletzt hat es immer geheißen, die Jesuiten hätten an Einfluss verloren. Der neue Papst trägt den Beinamen „Der arme Jesuit“ und war 2005 der Gegenkandidat von Josef Ratzinger.
Für mich heißt das, dass er eher auf der Linie von Johannes Paul II. liegen dürfte. Das bedeutet: durch das radikale Leben Zeugnis für die Armen zu geben. Er wohnte bis zuletzt in einem Appartment, nicht in einem Palast; er hat für sich selbst gekocht, verwendete öffentliche Verkehrsmittel. Das lässt erwarten, dass er ein normaler Mensch in einer modernen Welt sein wird, der sensibel genug ist, soziale Spannungen wahrzunehmen.
Die Wahl ist für mich ein Zeichen, dass hier eine kleine Revolution stattfindet. Er ist ein Papst, der sein ganzes Leben in Lateinamerika gelebt hat und bisher immer nur "Gast" in Rom war und er stammt nicht aus dem Kreis der Kurie. ... Ich hoffe auf eine Kurienreform, die nicht nur eine Entschlackung sein darf, sondern den neuen Formen angepasst ist. Man kann heute den Glauben nicht unabhängig von sozialen Tatsachen verkünden. Das ist meine  Hoffnung. Das erste Auftreten hat mich berührt. Aufgefallen ist mir, dass Franziskus niemals Papst oder Heiliger Vater gesagt hat, sondern immer nur vom Bischof von Rom und der Kirche von Rom gesprochen hat. 

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